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Nachwachsende Energie

Die Pappel ist genügsam, ausgesprochen streßresistent und wächst ungemein schnell erzählt Markus Röhling vom Forschungsinstitut für schnellwachsende Baumarten in HannoverSchmünden. Weiden, Birken, Erlen und Robinien untersucht er in seinem Institut. Aber keiner dieser Turbobäume wächst so schnell wie die Pappel. Schon als Jungbaum schafft sie bis zu 2 Meter im Jahr. Das Pappelholz lässt sich dann als Energieholz nutzen, wird zu Hackschnitzeln geschreddert. Aber auch die Papierindustrie verwertet das lang faserige Holz der Pappel.

Von Carolin Hoffrogge |
    Für die Energiehackschnitzel sagen wir 16.000 bis 20.000 Pappeln pro Hektar. Bei der Produktionslinie des Industrieholzes oder Schwachstammholzes sagen wir so 3300 bis runter zu 1000.

    Ob nun 1000 Pappeln die 10 Jahre auf einem Hektar wachsen und dann an die Papierfabriken geliefert werden oder 20.000 Pappeln,die nach 2 Jahren zu Hackschnitzeln verarbeitet werden: mit ihrem schnellen Wachstum ist die Pappel wie kein anderer Baum für Stillegungsflächen geeignet, so Röhling. Denn um die produzierten Überschüsse auf den Agrarmärkten einzudämmen, können die Landwirte bis zu 33 Prozent ihrer Flächen stillegen. Sie dürfen auf diesen Flächen weder Nahrungs- noch Futtermittel anbauen. Mit dem Anbau von nachwachsenden Rohstoffen können sie aber noch Geld dazu verdienen. Seit 1993 gilt dieses Programm EU- weit. So wiegen sich Flachs, Baumwolle und Hanf im Wind. Auch Sonnenblumen, vor allem aber Raps wachsen von Flensburg bis Garmisch auf deutschen Äckern. Die Pappel soll dazu kommen.

    Weil der Landwirt keine Umwidmung in Wald bekommt, sondern es bleibt weiterhin landwirtschaftliche Fläche. Das heißt, wenn er keine Lust mehr hat auf Pappeln, kann er sie einfach roden. Kann dann wieder ganz normal Landwirtschaft betreiben, kann die Fläche als Stillegungsfläche behandeln. Ungefähr so als ob er non food Raps anbaut.

    Noch ist die Pappel in der Nische. Bisher gibt es sie nur auf Versuchsflächen erzählt Markus Röhling. Dabei ist der Anbau der Pappel ganz einfach. Mit einer umgebauten Gemüsepflanzmaschine werden Stöcker von circa einem Meter Länge in den Boden gesteckt, leicht angedrückt und mit Erde angehäufelt.

    Nach einem Jahr hat sich die Pappel dann schon in ihrer Größe verdoppelt. Diese Stämme lassen sich leicht ernten. Dabei muß der Landwirt nicht mit der Axt in den Pappelwald. Er setzt sich auf seinen umgebauten Maishäxler und drischt die Pappel. Landwirt Reinhard von Werder aus dem Bioenergiedorf Jühnde bei Göttingen pflanzt in diesem Herbst die ersten Energiepflanzen, denn in Jühnde versorgen sich die Bewohner demnächst nur noch mit Bioenergie.

    Kann mir auch gut vorstellen, das wir Pappeln auf landwirtschaftlichen Flächen sprich auf Stillegungsflächen anbauen, und die da eben fünf oder 10 Jahre wachsen lassen und dann zum Beispiel in Holzhackschnitzel- Heizungen verfeuern. Im Moment ist das sicherlich auch ein Problem der Logistik, ich denke, da muß auch noch Forschungsarbeit geleistet werden in der Saat- und Erntetechnik und eben in der Aufbereitung dieses Pappelholzes, aber ich denke da sind wir auf dem guten Weg.

    Diesen guten Weg bereitet unter anderem Professorin Andrea Polle vom Institut für Forstbotanik an der Universität Göttingen. Sie untersucht derzeit in einem großen Forschungsprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft, das Genom der Pappel. Bis zu 80 verschiedene Sorten bietet der schnell wachsende Baum weltweit. Dabei kann sich die Pappel wie kein anderer Baum an besondere Bedingungen anpassen. Sie braucht keine Wachstumsförderer, keine Unkrautvernichter und kann mit wenig Wasser, viel Sonne und schlechten Böden zurecht kommen.

    Ist also ein verstärkter Anbau erwünscht, weil zum Beispiel Böden große Erosionsschäden zeigen und es gibt eben doch eine Reihe von doch sehr stressresitenten Pappelarten, die auch auf solchen eher ungünstigen Standorten wachsen können. Man kann einen Großteil der Energie mit ihnen bereitstellen. Man braucht aber, diese Versuche sind in Schweden gelaufen, sehr große Flächen.

    Mit einem neuen Marktanreizprogramm versucht das Bundesministerium für Landwirtschaft der Pappel jetzt gute Absatzchancen zu bescheren. Derzeit bekommen die Landwirte für ihr Pappelholz circa 30 Euro pro Festmeter.

    Als Sonderkultur auf Stillegungsflächen eine zusätzliche, lohnenswerte Alternative zu Sonnenblumen, Leinen oder Raps.