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Nachwachsender Rohstoff statt Kunststoff

Einer der Tester ist das Institut für Technik im Gartenbau in Hannover. Im Rahmen eines EU-Projektes legt Doktorand Jan-Peter Michaelis bereits im zweiten Jahr Parzellen an. Fünf Stück, jede 20 Meter lang, vier davon sind mit schwarzen Folien in unterschiedlicher Dicke bedeckt. Eine der Fragen, denen Michaelis nachgeht, ist, wie die Folien die Bodentemperatur beeinflussen. Dazu schlängeln sich über den ganzen Acker grüne Leitungen.

Von Axel Hammerl |
    Die grünen Leitungen sind die Thermoelemente, also unsere Temperaturmessfühler, die wir unter die Folien gebaut haben bzw. auf die Folien draufgesetzt haben. Wir messen auf jeder Parzelle die Bodentemperatur und über der Folie die Temperatur, die aktuell im Bestand herrscht, der dann hoffentlich irgendwann mal aufwachsen wird.

    Bisher kann man sagen, dass die biologisch abbaubaren Folien die Temperatur in etwa genauso halten wie die Kunststofffolien. Und auch verlegen lassen sie sich genauso gut. Was aber geschieht, wenn die Mulchfolie zerfällt? Bleiben irgendwelche giftigen Rückstände? Denn um die abbaubaren Folien reißfester zu machen und haltbar gegen UV-Strahlen, enthalten sie auch Zusatzstoffe. Burkhard von Elsner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Technik im Gartenbau:

    Das sind üblicherweise Stoffe auf Erdölbasis, Chemikalien, die in relativ kleinen Mengen da drin sind. Gerade diesen Stoffen gilt das Augenmerk in der toxikologischen Untersuchung. Man hat herausgefunden, dass sie inert sind, d.h. sie sind vorhanden, aber sie reagieren nicht mit irgendeinem biologischen System.

    Alle bisherigen Testergebnisse sind also durchweg positiv – auch die der Projektpartner in Frankreich, Griechenland und Italien. Allein das hat sich bei den Landwirten noch kaum herumgesprochen. Vielleicht schreckt auch der Preis ab:

    Das große Problem ist, dass diese biologisch abbaubaren Mulchfolien teurer sind als konventionelle Folien. Und da muss also versucht werden, die gesamte Verfahrenstechnik möglichst kostengünstig zu gestalten, d.h. während der Nutzungszeit muss sie stabil sein und nachher muss sie möglichst dünn sein, damit sie auch gut abgebaut wird.

    Zur Zeit kosten die Biofolien zwei bis dreimal so viel wie die herkömmlichen Produkte. Doch abbaubare Folien zu benutzen, kann sich trotzdem rechnen, meint Thomas Klages, Biolandgärtner aus Uetze bei Hannover. Denn für die normalen Kunststofffolien gilt:

    Der Arbeitsaufwand und der Entsorgungsaufwand sind nicht zu unterschätzen. Die Entsorgung wird ja immer deutlich teurer. Wir zahlen für eine Tonne Entsorgung 90 Euro plus Mehrwehrsteuer und für einen Morgen kommen da gut 500 bis 600 Kilo zusammen. Dazu zwei Leute, die Folie aufsammeln - ein bis anderthalb Tage à 10 Stunden pro Tag- da weiß man auch, was es kostet.

    Thomas Klages hat die Biomulchfolie einmal ausprobiert und war durchaus zufrieden. Er würde sie weiter benutzen, wenn sie denn im Handel leichter zu bekommen wäre. Und hier liegt genau das Problem: der Markt ist noch klein, die Produktion schwankend, die Informationen fließen nicht richtig. Auch nicht zum deutschen Bauernverband. Dieter Bockey, der dort Referent für nachwachsende Rohstoffe ist, plädiert daher für eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Herstellern der Folien und dem Verband. Ausserdem mache sich der Verband für ein Markteinführungsprogramm stark, damit die neuen Produkte eine richtige Chance bekommen. Denn dass es mehr biologisch abbaubare Folien aus nachwachsenden Rohstoffen gibt, das würde der Bauernverband auf jeden Fall begrüßen.