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Nachwuchs fürs internationale Parkett

Einmal im Jahr rekrutiert das Auswärtige Amt Teilnehmer für die 14-monatige Ausbildung an der Akademie Auswärtiger Dienst in Berlin-Tegel. Wer unter den 60 Glücklichen dabei sein darf, entscheidet ein strenges Auswahlverfahren, bei dem neben einem breiten Wissen auch soziale und interkulturelle Kompetenz sowie überdurchschnittliche Sprachkenntnisse gefordert sind.

Von Katja Bigalke |
    "Noch mal - was gehört alles zum Auswärtigen Amt? Was sind unsere Bereich in denen wir arbeiten?"

    Der Andrang ist groß bei den diesjährigen Informationstagen zum höheren Dienst im Auswärtigen Amt. Die Hörsaalgroße Saal ist fast bis auf den letzten Platz belegt. Studierende und Hochschulabsolventen sitzen hier, lauschen den Einführungsworten der Ausbildungsleiterin Sabine Stör zum Aufbau des Auswärtigen Amtes.

    "Wir haben 149 Botschaften, 68 Konsulate, 13 ständige Vertretungen bei internationalen Organisationen und insgesamt 230 Auslandsvertretungen."-

    Voraussetzung für eine Bewerbung für den Auswärtigen Dienst ist unter anderem ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Im Prinzip sind alle Fachrichtungen interessant. Und so decken auch die die heutigen Interessierten alle möglichen Fachrichtungen ab - Näherliegende wie Jura, Politikwissenschaften oder Internationale Beziehungen, aber auch weniger naheliegende Bereiche wie Kulturmanagement oder Elektrotechnik. Was die Zuhörer eint, ist ihr Interesse am Ausland:

    "Ich arbeite gerne im internationalen Kontext und würde als Jurist nur ungerne auf den deutschen Markt begrenzt sein und nur mit Deutschland zu tun haben."

    "Mich interessieren eben andere Kulturen, andere Länder, Fremdsprachen."

    "Dadurch, dass es inhaltlich immer anders ist und man alle drei Jahre in ein anderes Land geht glaube ich nicht, dass es einem je langweilig wird."

    "Ich reise gerne."

    Das einfache Interesse am Reisen reicht allerdings nicht für den höheren Dienst sagt Sabine Stör, die Ausbildungsleiterin. Man müsse sich das schon gut überlegen, ob man wirklich bereit sei, alle drei Jahre den Arbeitsplatz zu wechseln und den größten Teil seines Berufslebens im Ausland zu verbringen. Den Interessierten schon vorab möglichst viele Illusionen über den auswärtigen Dienst zu nehmen, darin sieht Sabine Stöhr eine wichtige Aufgabe der Informationstags:

    "Es gibt natürlich über das Berufsbild Diplomat schon eine Menge von Mythen, denen man entgegenwirken sollte, wenn man sagt - sie sind der richtige, bewerben sie sich bei uns. Es gibt falsche Vorstellungen die zu tun haben mit einer Förmlichkeit zu tun haben oder mit der Bedeutung, dass man am großen politischen Rad dreht. So ist es natürlich nicht: Sie machen Kultur, sie machen Wirtschaft, das aber an 230 Orten auf der Welt und die sind eben nicht alle Washington, Moskau und Paris."

    Beim höheren Dienst herrscht das sogenannte Generalistenprinzip, das heißt wer sich qualifiziert, ist dann in allen Bereichen des Auswärtigen Amtes einsetzbar. Sowohl thematisch als auch regional.

    "Als Beispiel: Sie können Rechts- und Konsularreferent sein in einem zentralasiatischen Land, beschäftigen sich da mit dem Thema Visa beobachten auch die Rechtspolitik, Sie können Kulturreferent in Deutschland sein, sorgen da dafür, dass das Deutschlandbild sich verbessert. Nicht jeder glaubt, dass er sich als Wirtschaftsreferent in der Republik Moldau wiederfindet. Das kann passieren."

    Bei der Auswahl der Kandidaten komme es deshalb darauf an, nicht nur nach besonders gut qualifizierten Kandidaten Ausschau zu halten. Deshalb werden in Wissenstests nicht nur politische, rechtliche und kulturelle Kenntnisse abgefragt. Auch guten Sprachkenntnissen in Englisch und mindestens einer weitern Fremdsprache müssen unter Beweis gestellt werden. Und wer das alles schafft, wird in einem dritten Auswahlverfahren - einer Art Assessment-Center - noch auf Flexibilität, interkulturelle und soziale Kompetenz hin geprüft.

    "Da gibt es Standardfragen zu Stärken und Schwächen, wir haben dann aber auch situative Fragen, die aus unserem Arbeitsleben kommen: Stellen Sie sich vor, sie sind Referent in Haiti, da ist ein Erbeben Sie erfahren davon:, was tun Sie und da kommt es darauf an, dass die Person sich da reindenken kann und verschiedene Handlungsoptionen entwickelt."

    Eine der Bewerberinnen, die es bei der vorletzten Runde geschafft hat, alle Testrunden erfolgreich zu absolvieren ist die 29jährige Maike Freitag. Sie hat mittlerweile auch die 14 monatige Ausbildung erfolgreich absolviert, in der unter anderem Rechts- und Konsularwesen, Politik- und Volkswirtschaft gelehrt wird und Verhandlungs- und Redetrainings auf dem Programm stehen. Für ihren neuen Job musste sich nicht mal umziehen Sie arbeitet als stellvertretende Leiterin an der Ausbildungsakademie in Berlin Tegel. Ihr Ratschlag an alle Interessierten an dem Beruf ist trotzdem, sich mit seinem Partner gut absprechen, da das Thema häufiger Wohnortwechsel definitiv mit in die Lebensplanung passen muss. Ihr Tipp für die Auswahlverfahren:

    "Das Schriftliche, da geht es ja um das Abfragen von Wissen und da kann man sich drauf vorbereiten, indem man sich mal hinsetzt und sich überlegt was sind die aktuellen Themen, die auch das Auswärtige Amt bewegt. Und sich mal hinsetzen und eine politische Analyse in 60 Minuten schreiben. Ich denke schon, dass, wenn man die Vorbereitungen ernst nimmt, dann kann man es schaffen."

    Info

    In Berlin und Bonn findet derzeit Infoveranstaltungen zur Ausbildung im Auswärtigen Dienst statt. Informationen zu Bewerbungsfristen und Formalia findet man auf der Webseite des Auswärtigen Amtes. Bewerben kann man sich ab Mitte April bis Ende Mai