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Nachwuchs gesucht

Die Umweltindustrie wird in 15 Jahren die Leitbranche der deutschen Wirtschaft sein, umsatzstärker sogar als die Automobilindustrie. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger, erstellt im Auftrag des Bundesumweltministeriums. Schon heute muss also an die Ausbildung von Fachkräften gedacht werden.

Von Philip Banse |
    Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat heute eine Initiative ins Leben gerufen, mit der mehr Ausbildungsplätze in der Umweltbranche geschaffen werden sollen. Im Rahmen der Initiative "Umwelt schafft Perspektiven" hat das Bundesumweltministerium die Umwelttechnikbranche aufgerufen, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen. Dem Ruf folgten bis heute nach Angaben des Bundesumweltministers 29 Unternehmen und Verbände. Diese Unternehmen versprechen, bis Ende 2008 5000 Ausbildungsplätze zu schaffen. Sigmar Gabriel:

    "Zurzeit ist die Ausbildungsquote bei den erneuerbaren Energien bei 5,5 Prozent. Bis zum Jahr 2008 soll das gesteigert werden bis auf 7,5 Prozent, also oberhalb dessen, was wir im Ausbildungspakt der Bundesregierung festgelegt haben, da liegt die angestrebte Ausbildungsquote bei sieben Prozent. Und das ist identisch mit der Schaffung von 5000 neuen Ausbildungsplätzen im Branchenziel. Und das sind nach unserer festen Überzeugung absolut zukunftssichere Ausbildungsplätze."

    Gabriel lobte vor allem den Bundesverband Erneuerbarer Energien, der sich besonders engagiert habe. Allein die Solarbranche, so Gabriel, wolle in den nächsten zwei Jahren 200 bis 400 Ausbildungsplätze schaffen. 5000 Ausbildungsplätze bis 2008 in der Umweltbranche, damit hätten von den heute rund 90.000 jungen Menschen ohne Ausbildungsplatz gut fünf Prozent eine Ausbildung, zumal in einer Zukunftsbranche, wie der Bundesumweltminister betonte:

    "Deutschland liefert weltweit 19 Prozent der weltweit exportierten Umwelttechniken. Damit sind wir auch im Bereich der Umwelttechnologie Exportweltmeister. Fünf Prozent der gesamten Industrieproduktion betreffen inzwischen Umwelt- und Klimaschutztechnik, und insgesamt sind im Bereich der Umwelttechnologie in Deutschland mindestens 1,5 Millionen Beschäftigte vorhanden. Das heißt, wir haben einen echten Zukunftsmarkt, der aus unserer Sicht geradezu prädestiniert dafür ist, dass wir dort zukunftssichere Ausbildungsplätze finden können."

    Die Unternehmensberatung Roland Berger habe errechnet, so Gabriel, dass die Umwelttechnologien 2020 in Deutschland mehr Umsatz machen werden als ein traditionelles Schwergewicht der deutschen Industrie, der Fahrzeugbau. Um das zu erreichen, bräuchten die Betriebe dringend gut geschulten Nachwuchs. Eine professionell strukturierte Ausbildung sei in vielen Betrieben der Umweltbranche jedoch noch die Ausnahme, so der Bundesumweltminister, viele Jobprofile seien einfach noch zu neu:

    "Es gibt Branchen, die bereits sehr stark ausbilden. Es gibt andere, die erst neu entstanden sind, bei denen es eine Ausbildung in dem Maße noch nicht gibt, zum Beispiel weil die existierenden Berufsbilder nicht auf diesen Bereich passen. Insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien ist es bei fast 90 Prozent der Unternehmen so, dass sie auf 'training on the job' setzen, also nicht auf eine klassische Berufsausbildung, wie wir sie bisher haben."

    Die heute gestartete Ausbildungsplatzinitiative ist zunächst bis 2009 befristet. Bis dahin wolle das Bundesumweltministerium jedoch noch etwas mehr tun, als nur Unternehmen der Umweltbranche aufzurufen, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen. Noch einmal Sigmar Gabriel:

    "Das Bundesumweltministerium wird allerdings parallel zu dieser Initiative ein Forschungsprogramm in Gang setzen, um die Potenziale noch einmal untersuchen zu lassen für eine qualifizierte Berufsausbildung im Umwelttechnikbereich, aber auch um herauszufinden, was sind möglicherweise Hindernisse, um diese Potentiale zu erschließen? Also das nicht Vorhandensein passender Berufsbilder, es geht auch um eine Imagekampagne gerade in der Ver- und Entsorgungswirtschaft, also auch um zu schauen, was können wir eigentlich tun, um den Betrieben ihre Ausbildungsmöglichkeiten zu erleichtern?"