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Nachwuchsfußballer
Ein Ball, zwei Tore, das reicht erst mal

Früh übt sich, was mal ein großer Fußballer werden. Los geht es in den Vereinen wie dem FC Pesch bei den so genannten Bambinis, das sind die Drei- bis Fünfjährigen. Die Ziele sind da noch bescheiden, die motorischen Fähigkeiten sollen geschult werden. Was nicht heißt, dass die Kleinen nicht schon ihre Träume haben und ihre Stars.

Von Sabine Demmer | 17.07.2015
    Fußballnachwuchs auf der Torlinie: die Bambini-Mannschaft des FC Pesch
    Fußballnachwuchs auf der Torlinie: die Bambini-Mannschaft des FC Pesch (Deutschlandradio / Sabine Demmer)
    "So, passt mal auf. Wir spielen jetzt erst mal ein Polizistenspiel. - Oh geil. - Es gibt ja Polizisten und es gibt Räuber. Ich möchte die Polizei sein. Alle, die Polizei sind, nehmen sich einen Ball in die Hand. Polizisten müssen die Räuber jagen. Das heißt ihr lauft weg. Okay?. Alles klar? Verstanden? Dann los!"
    Spielerisch machen sich die 15 Kinder auf dem Fußballplatz warm. Es ist Freitagnachmittag: Fußballtraining der Bambini-Mannschaft beim FC Pesch. Die Kinder sind zwischen drei und fünf Jahre alt. Noch holprig laufen sie in ihrer Fußballkleidung über den Kunstrasen. Andreas Heinen trainiert die Kleinen. Der 43-Jährige hat selbst im Alter von sieben Jahren angefangen, Fußball zu spielen. Für die große Fußballkarriere hat es bei ihm nicht gereicht, das sagt er selbst. Heute spielt er in der Altherren-Mannschaft des FC Pesch. Mit großer Leidenschaft trainiert er die kleinen Nachwuchsfußballer.
    Am Ball bleiben
    "Das Ziel ist erst mal, die ranzuführen an Fußball, motorisch ein bisschen zu schulen. Spaß am Fußball zu gewinnen." Für ihn als Trainer sei es schon eine enorme Herausforderung die Drei- bis Fünfjährigen im wahrsten Sinne des Wortes immer wieder dazu zu bewegen, am Ball zu bleiben.
    "Ich kann mich an das erste Spiel meines Sohnes erinnern, da kam der mitten im Spiel raus und wollte ein Eis haben. Da ist er ist aus Protest auf das Tor der gegnerischen Mannschaft geklettert. Solche Geschichten schreibt der Fußball mit Kindern. - Was ist das für sie für eine Herausforderung als Trainer? - Mit den Kleinen ist es besonders schön, weil man sieht die Entwicklung von Tag zu Tag. Auch der Teamgedanke wird gefördert. "
    Alle Kinder rennen hinter einem Ball her. Sturm, Mittelfeld oder Abwehr? Das wäre noch viel zu komplex für die Kinder. Es gibt einen Ball, zwei Tore und das muss reichen. Immer wieder stürzen Kinder beim Versuch, den Ball mit dem Fuß zu schießen. Einige auch schon vorher. Und wie die ganz Großen geben sie auch schon gerne der Presse Interviews – und das sogar während des Spiels.
    "Und da ist es: eins zu null für Gold. Ball wieder in die Mitte. - Wie lange spielst du schon Fußball? - Hundertmal. - Was kannst du denn besonders gut? - Bei den anderen ein Tor schießen. Vier. - Wollt ihr später mal beruflich Fußball spielen? - Ja. - Wer ist denn euer Lieblingsfußballer? - Thomas Müller ist meiner. "
    Mitfiebern am Spielfeldrand
    Während die jungen Nachwuchstalente sich wieder dem Fußballspiel widmen, stehen am Spielfeldrand die Eltern. Einige Mütter unterhalten sich angeregt mit anderen. Die Väter hingegen nehmen das Fußballtraining ihrer Kinder dann doch schon ein bisschen ernster. Hier wird vom Rande des Spielfelds mitgefiebert und motiviert.
    "Wir wollen ein Tor sehen. - Unser Sohn spielt bei den Loosern. Ach, die schaffen das noch. Und noch ein Tor. - Wer ist ihr Sohn? - Der einzige Blonde. Fünf Jahre. - Und das klappt schon? - Zu Hause haben wir auch ein Tor stehen. Von zehn bekommt er acht rein. - Profifußballer irgendwann? - Das glaube ich nicht. Aber wir würden nichts tun, was seiner Karriere verhindern würde. Ist ja unserer Rente, machen wir was draus.“
    Am liebsten sähe dieser Vater seinen Sohn später mal beim 1. FC Köln. Man sollte tatsächlich in jungen Jahren starten, um irgendwann einmal Profi-Fußballer zu werden. Sein Sohn ist fünf. So alt war auch beispielsweise Fußballtorwart Manuel Neuer als er dem FC Schalke 04 beitrat.
    Einen klassischen Weg irgendwann einmal Profifußballer zu werden, den gibt es nicht, das sagen die Experten. Man kann bei jedem Verein vorspielen. Meist kommen aber die Talentscouts der großen Vereine selbst auf gute Nachwuchsspieler zu - und das eben auch schon in der Bambini-Mannschaft des FC Pesch.
    "Die kommen zu den Spielen oder zu den Turnieren. Den würden wir gern zum Probetraining einladen. Die versprechen den Eltern dann irgendwelche Sachen. Das ist kein Zuckerschlecken. Ich mache Turniere im Bambini-Bereich im Umkreis von 30 Kilometern, im D-Bereich von 100 Kilometer. Aber beim 1. FC Köln, Bayer Leverkusen, die machen Turniere in Wien, im Ausland. Eltern können mitfahren, auf eigene Kosten, aber dass bedenken die Eltern nicht."
    Doch bis solch ein Talentscout wieder mal beim FC Pesch vorbeischaut, dürfen die Drei- bis Fünfjährigen einfach nur ihrem Alter entsprechend Fußball spielen und zwar so holprig wie sie wollen.
    Programmtipp
    Die Suche nach den Nachwuchsfußballern ist am Samstag, 18.7.2015, auch Thema im Wochenendjournal des DLF ab 9:10 Uhr