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Nadelöhr am Hindukusch

Der Khaiberpass zwischen Afghanistan und Pakistan ist für die ISAF ein entscheidender Versorgungsweg. Über ihn werden rund drei Viertel des Nachschubs für die NATO-Truppen gebracht. In den nächsten Wochen wird das Transportaufkommen noch steigen und damit auch das Risiko von Talibanangriffen.

Von Sabina Matthay |
    Es war nicht der erste Angriff auf Lkws mit Nachschub für die Internationale Schutztruppe für Afghanistan.

    Seit 2008 nehmen die Aufständischen pakistanische Konvois und Rastplätze ins Visier, doch bisher wurden die Überfälle vor allem im labilen Nordwesten des Landes verübt, der Hochburg der Taliban.

    So nah an der gut gesicherten pakistanischen Hauptstadt Islamabad wie jetzt konnten die Extremisten noch nie zuschlagen.

    Zum ersten Mal waren es auch die Punjabi-Taliban aus dem pakistanischen Kernland, fernab der Grenze zu Afghanistan, die sich zu einem solchen Angriff bekannten.

    Noman Sattar lehrt Sicherheitspolitik an der National Defence University in Islamabad.

    "Die Taliban haben sich mittlerweile in ganz Pakistan ausgebreitet, auch im Punjab. Sie haben ein hervorragendes Kundschafternetz. Es war sicher nicht schwer für sie, diesen Angriff zu planen und auszuführen."

    In der Nacht zum Mittwoch hatten die Aufständischen einen Rastplatz in Rawalpindi, wenige Kilometer außerhalb von Islamabad angegriffen und einen Großbrand ausgelöst. Sieben Menschen starben, 60 Laster, viele davon mit Treibstoff, wurden zerstört.

    Die Route von der südpakistanischen Hafenstadt Karachi über Peschawar zum Grenzübergang am Khaiberpass ist eine wichtige, weil kurze und direkte, Nachschubverbindung für die internationalen Truppen in Afghanistan, zudem kommt der meiste Treibstoff für die Internationale Schutztruppe aus pakistanischen Raffinerien.

    Noch einmal Noman Sattar:

    "Teil des Plans der Aufständischen ist, die Amerikaner aus Afghanistan zu vertreiben. Aber es ist auch eine Breitseite gegen die pro-amerikanische Politik der pakistanischen Regierung."

    In den vergangenen Monaten haben die Taliban ihre Attacken auf NATO-Lieferungen in Pakistan allerdings reduziert. Seit Anfang des Jahres zerstörten sie nur im April acht Laster in der Nähe des Khaiberpasses.

    Möglicherweise sind die Kämpfer durch die Offensive des pakistanischen Militärs in den Stammesgebieten gebunden. Vielleicht haben die Attacken sich auch als ineffektiv erwiesen.

    Die ISAF hat inzwischen reichlich Vorräte angelegt und sie hat Transport-Alternativen erschlossen.

    Diese Woche wurde zum ersten Mal ein NATO-Konvoi mit Baumaterial und Lebensmitteln per Bahn über Russland, Kasachstan und Usbekistan nach Afghanistan geschickt. Dort endet das Schienennetz im Bereich des deutsch geführten ISAF-Regionalkommandos Nord.