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Naher Osten
Das Sultanat Oman und sein gutmütiger Diktator

Qaboos bin Said Al-Said ist eine Ausnahme in der arabischen Welt. Seit 45 Jahren steht er an der Spitze des Oman - länger als jeder andere Herrscher im Nahen Osten. Der Monarch hat sein Land vom Mittelalter in die Moderne katapultiert – und sich im In- und Ausland Respekt verschafft. Und dennoch: Vielen jungen Omanern geht die Entwicklung im Land nicht mehr schnell genug.

Von Anne Allmeling |
    Oman's Sultan Qaboos chairs the opening session of the annual summit of the Gulf Cooperation Council (GCC) in Muscat on December 29, 2008.
    Der Sultan des Oman: Qaboos bin Said Al-Said (AFP PHOTO / MARWAN NAAMANI)
    Das Flugzeug ist gelandet, der rote Teppich ausgerollt. Vorsichtig schreitet Sultan Qaboos bin Said Al-Said die steile Treppe hinunter. Ein wenig unsicher, aber ohne fremde Hilfe. Er ist wieder zuhause, im Sultanat Oman. Vollständig genesen, wie es heißt.
    Neun Monate lang hatte sich der 74-Jährige in Deutschland medizinisch behandeln lassen. Nicht einmal zum Nationalfeiertag war er in seine Heimat zurückgekehrt. Stattdessen hatte sich der Sultan im November 2014 in einer Videobotschaft an sein Volk gewandt – erkennbar geschwächt.
    Manche hatten schon befürchtet, Sultan Qaboos würde nicht wieder nach Oman zurückkehren. Doch als der staatliche Fernsehsender Oman TV im März 2015 die Ankunft des Monarchen in der Hauptstadt Maskat zeigt, ist die Freude umso größer.
    Viele Omaner feiern auf den Straßen, schwenken ihre rot-weiß-grüne Flagge, fahren laut hupend durch die Stadt. Oman ohne Sultan Qaboos? Für viele Omaner ist das kaum vorstellbar.
    "Wir wünschen uns Gesundheit für Seine Majestät. Er tut so viel für unser Land. Oman ist ein sicheres Land geworden, und wir leben in Frieden."
    "Er ist ein großartiger Mensch. (...) Er liebt das Land. Er liebt die Leute. Und er ist einzigartig."
    Unverheiratet und kinderlos: Qaboos bin Said Al-Said ist eine Ausnahme in der arabischen Welt. Seit 45 Jahren steht er an der Spitze seines Staates – länger als jeder andere Herrscher im Nahen Osten. Der Monarch hat das östlichste Land der arabischen Halbinsel vom Mittelalter in die Moderne katapultiert – und sich im In- und Ausland Respekt verschafft. Am 18. November feiert er seinen 75. Geburtstag. Doch wer dem Sultan einmal nachfolgen wird, ist noch unbekannt. Auch die andauernde Krise in der arabischen Welt sorgt in Oman für Unsicherheit – und der niedrige Ölpreis stellt die ökonomische Grundlage des Golfstaates auf eine harte Probe.
    Blüte im 17. und 18. Jahrhundert
    In der Antike war Oman für seinen Weihrauch berühmt, später für den Handel mit Kupfer. Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte das Sultanat eine Blüte: Es beherrschte große Teile der ostafrikanischen Küste und residierte zeitweise auch in Sansibar. Als Seemacht im Indischen Ozean konnte Oman sogar mit den Briten konkurrieren. Doch mit dem Zeitalter des Imperialismus endete diese Phase.
    Als Sultan Said bin Taimur, der Vater von Sultan Qaboos, 1938 die Macht übernahm, hatte Oman fast seine ganze politische und wirtschaftliche Bedeutung verloren. Kuwait, Bahrain und Qatar entwickelten sich ab der Mitte des 20. Jahrhunderts rasant, doch Oman gehörte bald zu den rückständigsten Ländern der Arabischen Welt. Im gesamten Sultanat gab es nur eine Handvoll Schulen; Strom und fließend Wasser waren eine Seltenheit. Allein in der Hauptstadt Maskat gab es ein paar Kilometer asphaltierte Straßen.
    Blick auf die Altstadt der omanischen Hauptstadt Maskat mit dem Sultanspalast Al Alam (Mitte), aufgenommen 2001.
    Blick auf die Altstadt der omanischen Hauptstadt Maskat mit dem Sultanspalast Al Alam (Mitte), aufgenommen 2001. (picture alliance / dpa / Angela Merker)
    "Wir haben nur sehr selten ein Auto gesehen. Es war sehr ruhig, vor allem in der Nacht. Nach Sonnenuntergang war es so still, dass man jeden Laut hören konnte, jede Stimme; jedes Wort, das gesprochen wurde. Es gab auch kein Licht. Wir haben Kerzen benutzt, Kerzen, die wir erst einmal selbst herstellen mussten."
    Erinnert sich Mansoor Al-Shabibi. Der Bibliothekar mit dem lockigen Bart und dem freundlichen Lächeln ist ungefähr 47 Jahre alt. Sein genaues Alter kennt er nicht. Mansoor wuchs in Mussanah auf, an der Küste zu Golf von Oman, etwa 100 Kilometer von Maskat entfernt. Sein Vater bewirtschaftete eine Farm, und die zehn Kinder halfen beim Anbau von Datteln und Mangos. Eine Schule gab es nicht, aber ein Lehrer aus der Nachbarschaft brachte Mansoor und seinen Geschwistern den Koran bei.
    "Er lehrte uns auch das Alphabet. Wir haben die Buchstaben auf Kamel-Knochen geschrieben. Kamele haben einen großen Knochen im Rücken, flach, ein bisschen wie eine Tafel, und jedes Kind hat einen solchen Knochen zum Schreiben benutzt. Im Wald haben wir schwarze Kohle gesammelt, das war unser Stift."
    Der beschwerliche Alltag brachte viele Omaner dazu, ihr Land zu verlassen und sich in den reicheren Nachbarstaaten eine Arbeit zu suchen. Zwar wurde in den 1960er-Jahren auch in Oman mit der Erdölförderung begonnen. Doch davon spürte die Bevölkerung zunächst wenig. Sultan Said bin Taimur, so heißt es, fürchtete den Fortschritt. Sogar den Besitz von Radios und Sonnenbrillen soll er verboten haben. Sein Sohn Qaboos verabscheute diese Rückwärtsgewandtheit. 1970 stürzte der 29-Jährige seinen Vater vom Thron.
    1970: Qaboos stürzt seinen Vater
    Wie viele orientalische Prinzen war Qaboos an der britischen Militärakademie von Sandhurst ausgebildet worden. Die Briten waren es auch, die Qaboos dabei halfen, den eigenen Vater abzusetzen. Der junge Sultan, der seine Kindheit und Jugend zum großen Teil abgeschottet in einem Palast in der südomanischen Stadt Salalah verbracht hatte, musste nun erst einmal sein eigenes Land kennenlernen.
    Anfang der 1970er-Jahre kämpften zahlreiche Stämme in Oman um Einfluss. Zudem gab es in der südlichen Region Dhofar einen Aufstand, der vom damals kommunistischen Südjemen unterstützt wurde. Oman war zum Frontstaat im Kalten Krieg geworden. Die Rebellen bedrohten die omanische Monarchie – ein Grund, warum Sultan Qaboos Hilfe von britischen, jordanischen und iranischen Truppen bekam, um den Aufstand niederzuschlagen. Das war der letzte militärische Konflikt im Land – bis heute.
    Von Anfang an bemühte sich Sultan Qaboos um gute Beziehungen zu allen Nachbarländern und Handelspartnern. Die Mehrheit der omanischen Muslime sind Ibaditen, zählen sich also weder zu den Sunniten noch den Schiiten – ein Grund, warum der Sultan sein Land aus den konfessionalisierten Konflikten in der Region konsequent heraushält.
    Monarch zeigt sich volksnah
    Viel eher übernimmt er die Rolle des Vermittlers – auch im eigenen Land. So gelang es ihm, die Spannungen zwischen der weltoffenen Küstenregion und dem abgeschotteten Hinterland weitgehend beilzulegen – und die notorisch zerstrittenen Stämme im Land zu einen. Anders als andere arabische Staatschefs zeigte sich der Monarch volksnah: Jedes Jahr reiste er durch das Land, um direkt mit seinen Untertanen zu sprechen.
    Mittlerweile lebt Sultan Qaboos zurückgezogen in seinen Palästen. Öffentlich lässt der sich Monarch mit dem gepflegten, weißen Bart fast gar nicht mehr blicken. Wie seine Untertanen trägt er bei offiziellen Anlässen meist ein langes, weißes Gewand – die Dischdascha – und die traditionelle omanische Kopfbedeckung, die an einen Turban erinnert. Zu den wenigen Menschen, die dem Sultan in den vergangenen Jahren die Hand schütteln durften, gehört Jürgen Werner. Der promovierte Arabist ist Prorektor der Deutschen Universität in Maskat. Seine omanischen Kollegen beneiden ihn um die Begegnung mit Sultan Qaboos.
    "Er hat eine Aura. Das muss man ganz deutlich sagen. Wobei man natürlich nicht weiß, ist das die Aura, die sich erschließt, weil er so ein einflussreicher, mächtiger und ja auch unglaublich hochverehrter Mann ist, oder ist es wirklich seine persönliche Aura, das kann man wirklich nicht gut sagen. Es ist auch mit Sicherheit ein großer Führer in diesem Land, für seine Leute und letztlich als gutmütiger Diktator wahrscheinlich das Beste, was diesem Land passieren kann."
    Sonnenaufgang über den Felsen und dem Altstadtviertel Mutrah von Muscat im Golf von Oman
    Sonnenaufgang über den Felsen und dem Altstadtviertel Mutrah von Muscat im Golf von Oman (picture-alliance/ ZB)
    Vom Beginn seiner Herrschaft an setzte Sultan Qaboos auf Fortschritt. Mit den Einnahmen aus der Erdölförderung entwickelte er das Land, behielt aber auch die Tradition im Blick. Anders als in den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es in Oman keine Hochhäuser; weite Teile der 1.700 Kilometer langen Küste sind frei zugänglich. Dafür wurden neue Straßen, Schulen und Krankenhäuser gebaut, und schon bald gab es eine Wasser- und Stromversorgung, die selbst abgelegene Dörfer mit dem Rest der Welt verband.
    Laut Weltentwicklungsbericht der Vereinten Nationen gehört Oman zu den Staaten, die in den vergangenen vier Jahrzehnten die meisten Fortschritte gemacht haben. Dass jeder kostenlos zur Schule und zum Arzt gehen kann, dass es Museen und seit einigen Jahren sogar eine Oper gibt – das hätten die Omaner vor allem ihrem Sultan zu verdanken, meint Prorektor Werner:
    "Er hat mit Sicherheit geschafft, den Reichtum, der über das Land gekommen ist, so gut als möglich zu verteilen. Also er hat immer wohl darauf geachtet, dass irgendwie immer alle mehr oder weniger irgendwie was davon haben. Allerdings muss man natürlich sagen, dass es hier Superreiche gibt, allen voran der Sultan selbst, diese Leute sind ja fast unschätzbar reich, aber dennoch wirkliche Armut ist sehr, sehr selten in diesem Land."
    Murtadha Hassan Ali weiß diese Entwicklung zu schätzen. Der 67-Jährige kann sich noch gut an das entbehrungsreiche Leben erinnern, das er als Kind führte. Trotzdem hält der Unternehmer aus Maskat es für falsch, mit Blick auf die vergangenen Jahrzehnte nur von Fortschritten zu sprechen.
    Viele strukturelle Probleme
    "Die wirklichen Herausforderungen kommen erst heute auf uns zu – und wir sind nicht gut darauf vorbereitet. Unsere Wirtschaft basiert immer noch auf Öl, aber die Reserven reichen nicht ewig."
    Verglichen mit den benachbarten Emiraten Abu Dhabi und Qatar hat Oman nur bescheidene Ölvorkommen. Trotzdem machen die Einnahmen aus der Erdölförderung noch immer fast 80 Prozent der Staatseinnahmen aus. Über Jahrzehnte konnte die Regierung viele Bürger mit Stellen in Ministerien oder in staatlichen Einrichtungen versorgen. Doch mittlerweile, meint der Unternehmer Murtadha Hassan Ali, gebe es dafür kaum noch Spielraum.
    Im ganzen Land verehrt: Sultan Qaboos
    Im ganzen Land verehrt: Sultan Qaboos (deutschlandradio.de / Anne Allmeling)
    "Die öffentliche Verwaltung ist so sehr gewachsen, dass sie keine weiteren Leute mehr aufnehmen kann. Und die aktuelle Ölkrise macht es der Regierung erst recht unmöglich."
    Seit der Ölpreis stark eingebrochen ist, bleiben die Einnahmen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Um Oman unabhängiger von den Georessourcen zu machen, setzt die Regierung in Maskat verstärkt auf die Entwicklung des Tourismus.
    Oman als beliebtes Urlaubsziel
    Auf dem kleinen Souk von Mattrah versuchen Händler, ihre Waren an den Mann zu bringen. Weihrauch aus dem Süden des Landes, traditionelle Tücher aus Salalah, Schmuck aus Ostafrika – mit ihrem Angebot richten sich die Verkäufer vor allem an Touristen. Seit einigen Jahren sind die Preise an den meisten Ständen ausgezeichnet, gehandelt wird hier nur noch selten.
    Oman hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Urlaubsziel entwickelt. Im Hafen von Maskat legen regelmäßig Kreuzfahrtschiffe an. Die Kombination aus traditioneller Kultur und exklusiven Luxus-Hotels sorgt für steigende Touristenzahlen. Wüstentouren und Tauch-Urlaube sind besonders begehrt. Der Flughafen von Maskat wird zurzeit ausgebaut, weitere Hotels sollen folgen. Doch die Lücke im Staatshaushalt kann auch der Tourismus nicht so schnell stopfen. Er trägt bislang nicht einmal sechs Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Der Staat muss also Schulden machen – oder weniger Geld ausgeben, meint der Unternehmer Murtadha Hassan Ali.
    "Das sind strukturelle Probleme, und wir brauchen entsprechende Lösungen. Doch die Mehrheit der Bevölkerung fragt sich, warum sie den Preis für etwas zahlen soll, für das sie nicht verantwortlich ist – obwohl sie lange davon profitiert hat."
    Jedes Jahr strömen Zehntausende junge Omaner auf den Arbeitsmarkt, viele von ihnen mit einem Universitätsabschluss. Doch längst nicht alle Absolventen finden eine Stelle, die Arbeitslosigkeit ist hoch – vor allem unter Jugendlichen.
    "Weil unser Bildungssystem Schwächen hat, eignen sie sich nicht für den Arbeitsmarkt. Es gibt durchaus freie Stellen, aber die werden mit Ausländern besetzt."
    Vor allem im IT-Bereich und im Finanzwesen, aber auch in anderen Bereichen der omanischen Wirtschaft arbeiten überproportional viele Nicht-Omaner. Die meisten stammen aus Indien, Bangladesch und Pakistan. Sie machen weit mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung von knapp vier Millionen Menschen aus.
    Proteste von 2011
    Als im Zuge des Arabischen Frühlings 2011 die Menschen in Tunesien, Ägypten und Syrien gegen ihre Regierung demonstrierten, gingen auch zahlreiche Omaner auf die Straße. Sie protestierten gegen die verbreitete Korruption und forderten bessere Lebensbedingungen.
    Anders als andere arabische Herrscher reagierte der Sultan sofort. Er versprach allen, die eine Arbeit suchen, einen Betrag von umgerechnet knapp 300 Euro im Monat, stellte zusätzliche Stipendien für Studenten zur Verfügung und kündigte an, 50.000 neue Jobs zu schaffen. Damit gelang es Sultan Qaboos, die Lage wieder zu beruhigen – doch der Staatshaushalt wird seitdem noch stärker belastet. Jürgen Werner von der Deutschen Universität in Oman sieht die Maßnahmen des Sultans kritisch:
    "Die Proteste 2011 – da hätte er auch reagieren können und sagen müssen: Ja, Leute, so ist das halt nun mal. Die Zeiten werden härter. Da hat er aber anders reagiert. Er hat gesagt: Okay, okay. Er hat die Stipendien eingeführt, er hat höhere Mindestlöhne eingeführt, das waren falsche Signale. Und so was zurückzuschrauben ist sehr schwer."
    Obwohl Sultan Qaboos viele Regierungsämter persönlich bekleidet, richteten sich die Vorwürfe nie gegen ihn persönlich. Kritik am Staatsoberhaupt ist tabu. Doch vielen junge Omaner, die nie einen anderen Herrscher erlebt haben als Sultan Qaboos, geht die Entwicklung im Land nicht mehr schnell genug. Sie tauschen sich auf Twitter und Facebook aus, üben Kritik an den Missständen im Land. Sie wollen mitbestimmen und ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen – aber ihre Möglichkeiten im Sultanat sind begrenzt. Zwar dürfen alle Omaner, die älter als 21 sind, die Mitglieder des Unterhauses wählen. Doch der Einfluss des Madschlis Al-Schura, der den Sultan und seine Regierung berät, sei nicht besonders groß, meint Murtadha Hassan Ali. Der Unternehmer aus Maskat saß selbst einige Jahre als Abgeordneter im Unterhaus.
    "Die Frage ist, ob die Mitglieder des Majlis Al-Shura tatsächlich die Rolle spielen, die sie spielen sollten. Den meisten Abgeordneten wird vorgeworfen, sie seien eher Teil des Problems als Teil der Lösung."
    Wähler fühlen sich ihrer Familie oder ihrem Stamm verpflichtet – und wählen deshalb ihren jeweiligen Repräsentanten, unabhängig von dessen Kompetenz. Bei der Wahl zum Madschlis Al-Schura im Oktober war die Wahlbeteiligung mit 57 Prozent deutlich niedriger als vor vier Jahren, als sich 75 Prozent an der Wahl beteiligten. Die Kompetenzen des Unterhauses wurden nach den Protesten 2011 zwar leicht erweitert: Die Abgeordneten können seitdem auch Gesetze vorschlagen oder überprüfen. Doch einer Umfrage der Online-Zeitung "Al-Balad Oman" zufolge glauben nur wenige Omaner, dass das Unterhaus von der Regierung gehört wird. Die Verbindung von Tradition und Moderne ist auch in der Gesellschaft oft noch eine Herausforderung – zum Beispiel für Sabra. Die 22-Jährige Studentin aus Maskat überlegt, nach ihrem Bachelor-Abschluss in Geologie noch ein Masterstudium zu absolvieren. Doch sie weiß schon jetzt: Das wird nicht einfach.
    "Eine Herausforderung für Frauen ist immer noch die Frage, ob sie heiraten oder weiter arbeiten. Viele Familien, auch meine, erwarten, dass man in einem bestimmten Alter heiratet – also auf jeden Fall, bevor man 30 ist. Das ist für uns immer noch ein Problem."
    Schuljungen im Sultanat Oman
    Schuljungen im Sultanat Oman (deutschlandradio.de / Anne Allmeling)
    Sabra will auf jeden Fall eine Familie gründen – so, wie sie es von ihren Eltern und Großeltern kennt. Trotzdem möchte sie später unbedingt arbeiten. Dass sie – anders noch als ihre Mutter – diese Möglichkeit hat, weiß Sabra zu schätzen. Auch Mansoor ist dankbar für die Jahrzehnte unter Sultan Qaboos. Dass bis heute niemand weiß, wer dem Monarchen nachfolgen wird, stört den Bibliothekar nicht. In einem geheimen Brief soll der Sultan notiert haben, wer der Nachfolger wird – für den Fall, dass sich die Herrscherfamilie nicht innerhalb von drei Tagen nach seinem Tod auf einen Kandidaten einigen kann. Auch in dieser Sache vertraut Mansoor auf den Sultan:
    "Mir ist nicht ganz klar, [wie das funktioniert], aber ich bin mir sicher, dass der Sultan uns nicht im Stich lassen wird, nachdem er so viel für das Land getan hat. Er hat irgendetwas vorbereitet. Vielleicht ist es ein Geheimnis zwischen ihm und wem auch immer, aber ich bin mir sicher, er hat auch dafür einen sehr, sehr guten Plan."