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Namensstreit um Festival
Wem gehört "Rock am Ring"?

"Rock am Ring" soll künftig nicht mehr am Nürburgring stattfinden. Der bisherige Organisator will das Festival unter gleichem Namen woanders veranstalten. Allerdings werden ihm die Namensrechte streitig gemacht von der Nürburgring GmbH. Nun muss ein Gericht entscheiden.

Von Ludger Fittkau | 23.06.2014
    Zuschauer zeigen am 06.06.2014 beim Rockfestival "Rock am Ring" auf dem Nürburgring eine Tafel, mit der sie gegen die Nachfolgeveranstaltung "Grüne Hölle-Rockfestival" protestieren.
    "Rock am Ring"-Fans protestierten gegen die Nachfolgeveranstaltung "Grüne Hölle". (picture alliance / dpa / Thomas Frey)
    "I wanna hear it - loud and clear. I wanna hear you say: Wir sind der Ring, wir sind der Ring."
    Auf der Hauptbühne von "Rock am Ring" 2014 schwört Marek Lieberberg die Besucher des letzten von ihm organisierten Rockfestivals am Nürburgring ein, ihm treu zu bleiben. Auch dann, wenn er ab dem nächsten Jahr sein Festival an einem anderen Ort organisieren muss:
    "Und wir verabschieden uns zwar, aber wir behalten unsere Geschichte, wir behalten unsere Erinnerungen und wir werden die Zukunft gemeinsam gewinnen."
    Die Geschichte von "Rock am Ring" kann Marek Lieberberg niemand nehmen - aber der Namen des Festivals wird ihm streitig gemacht. Der Koblenzer Rechtsanwalt und Nürburgring-Insolvenzverwalter Jens Lieser vertritt im Rechtsstreit vor dem Koblenzer Landgericht die Interessen der Nürburgring-Betreiber:
    "Wir vertreten die Nürburgring GmbH - und der Nürburgring GmbH stehen diese Namensrechte zu. Sie sind Insolvenzmasse und müssen von uns auch verwertet werden. Und wir müssen uns einfach dagegen wehren, dass Herr Lieberberg die Namensrechte einfach für sich reklamiert."
    Im Interesse des künftigen Nürburgring-Besitzers "Capricorn" soll Marek Lieberberg dazu gezwungen werden, den Festivalnamen "Rock am Ring" nicht ohne Absprache mit dem Nürburgring an einem anderen Ort zu nutzen. Denkbar ist auch, dass Lieberbergs Konzertagentur künftig Lizenzgebühren zahlen muss, wenn sie den Namen "Rock am Ring" woanders nutzen will. Marek Lieberberg reagiert harsch:
    "Hier wird doch nichts anderes als der Versuch unternommen, eine Veranstaltung zu entern, sie zu kidnappen."
    Nachfolgefestival steht fest
    Es ist existenziell wichtig für Marek Lieberberg und seine Festivalagentur MLK, auch an einem anderen Konzertort den Namen "Rock am Ring" weiternutzen zu können. Das zeigen auch die Reaktionen der Fans beim letzten Lieberberg-Festival am Nürburgring zu Pfingsten. Mark Müller kommt schon seit rund 15 Jahren jedes Jahr mit Freunden zu "Rock am Ring":
    "Wir haben schon gesagt, wir werden dahin fahren, wo 'Rock am Ring' ist. Das ist für uns die Marke. Wir kennen MLK jetzt seit 15 Jahren, der Lieberberg ist ja auch präsent. Und auch die Bands kennen 'Rock am Ring' als Marke, als Namen. Und ich bin mir sicher, dass da die Connections da sind. Wenn die Bands sie Wahl haben, zeitgleich hier her zu fahren oder irgendwo anders hin und von der Infrastruktur her ist es ja nicht unbedingt optimal hier in der Eifel - dann werden die großen Bands auch sagen: Gehen wir dahin, wo wir den Veranstalter kennen, mit dem wir seit Jahren zusammenarbeiten. Und dann bin ich mal sehr gespannt, wenn hier parallel ein namenloses Festival stattfindet, wie das dann hier ablaufen wird."
    Namenlos ist das neue Festival am Ring inzwischen nicht mehr - es soll "Grüne Hölle - Rockfestival am Nürburgring" heißen. Im September soll der Kartenvorverkauf beginnen - bis dahin muss dann auch klar sein, ob das neue Festival wirklich wie versprochen die internationalen Stars in die Eifel bekommt, wenn Marek Lieberberg nicht mehr der Veranstalter ist. Der Rockmusik-Fan Mark Müller und seine Freunde empfinden es als großen persönlichen Verlust, künftig nicht mehr wie gewohnt zu "Rock am Ring" die die Eifel fahren zu können:
    "Für uns ist das fürchterlich, wir fahren seit 1999 hier her, also ich namentlich bin jetzt zum 15 Mal da und es ist einfach eine Tradition geworden. Mit den Jahren ist man einfach mitgewachsen, man hat das hier lieb gewonnen. Man kennt die Laufwege. Man trifft jedes Jahr die gleichen Leute, man verabredet sich auf dem Zeltplatz. Und das fällt natürlich alles weg."
    Noch ist nicht entschieden, wohin Marek Lieberberg mit seinem Festival umziehen wird. Im Gespräch sind unter anderem ein altes Militärgelände in Mönchengladbach und ein Flugplatz bei Mendig in der Eifel. Mendig liegt nur etwa 20 Kilometer vom Nürburgring entfernt - da würde die Beibehaltung des Namens "Rock am Ring" sogar räumlich Sinn machen. "Rock am Ring"-Fan Nina Gimmler kann sich aber auch mit dieser Perspektive noch nicht so recht anfreunden:
    "Ich denke ankommen wird es überall, aber es ist schade, dass es nicht mehr 'Rock am Ring' ist und 'Rock am Ring' irgendwo anders sein wird."