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Nat King Cole
Erster schwarzer Superstar der US-Popmusik

Der Sänger Nat King Cole galt als musikalisches Wunderkind. Nach dem Zweiten Weltkrieg verkauften sich seine Klassiker wie "Mona Lisa" und "Unforgettable" millionenfach. Als der Rock'n'Roll seine sanften Jazz-Balladen verdrängte, konzentrierte er sich auf den internationalen Markt und sang seine Songs in vielen Sprachen, sogar auf deutsch und auf japanisch.

Von Karl Lippegaus | 15.02.2015
    Der amerikanische Sänger Nat "King" Cole umrandet von Frauen
    Frauen umschwärmten Nat wie Motten das Licht. (imago/ZUMA/Keystone)
    1919 kam Nathaniel Coles - später weltbekannt als Nat King Cole - in Montgomery, Alabama, zur Welt. Sein Vater sah sich bald gezwungen, den rassistischen Süden zu verlassen und mit seiner Familie Richtung Norden zu ziehen. John H. Johnson, Gründer des schwarzen "Ebony"-Magazins:
    "Chicago war in den 1920er-Jahren für die Schwarzen, was Mekka für die Muslime und Jerusalem für die Juden war: das Versprechen eines besseren Lebens."
    Bald entdeckte man Nats großes Talent am Klavier. Doch seine Begeisterung für populäre Musik - vor allem Jazz - brachte ihn immer wieder in Konflikt mit den tief religiösen Eltern. Sein Vater sagte ihm oft:
    "Stell' das Radio leiser oder trag' die Konsequenzen!"
    Frauen umschwärmten ihn wie Motten das Licht
    Er malte sich Klaviertasten auf das hölzerne Fensterbrett, um weiter üben zu können. Schon mit 15 Jahren - während der Wirtschaftskrise 1933 bis 1934 - hatte Nat eine eigene Band. Der Sänger Tony Bennett erzählt:
    "Er bekam nur Jobs in einem Nachtclub, wenn er auch ein paar Songs sang. Und er war auch als Sänger eine so natürliche Begabung."
    Aber wie kam es zum Künstlernamen Nat "King" Cole? War King ein Teil seines Namens?
    "Nein, ein Musiker aus meiner Band erfand das 1937. Er setzte mir eine Krone aufs Haupt und sagte wie in dem alten Song: "Old King Cole was a merry old soul."
    Der Bluesmusiker B.B. King erinnert sich:
    "Ich sah viele Weiße mit Nat King Cole-Platten. Die Leute dachten nicht an seine Hautfarbe, sie liebten diesen großartigen Künstler und Sänger."
    Frauen umschwärmten Nat wie Motten das Licht. Wie ein König heiratete er seine zweite Frau Maria. Während ihrer glamourösen Flitterwochen in Acapulco, die ein nationales Ereignis wurden, kam "Nature Boy" heraus. Diese Platte verkaufte sich in den ersten sechs Wochen eine Million Mal. "Nature Boy" enthält die Zeilen: " Das Größte, was du je lernen wirst, ist zu lieben und geliebt zu werden".
    Während einer Show versuchte man ihn zu kidnappen
    Ihre Reise nach Cuba wurde ein solcher Triumphzug, dass sich beide überlegten, ganz dort hinzuziehen. Die große cubanische Sängerin Omara Portuondo erinnert sich:
    "Er war sehr dunkelhäutig, fast bläulich. Und er besaß eine sehr starke Persönlichkeit. Seine Augen fixierten und verwirrten dich. Der Blick war so intensiv, dass ich nichts zu sagen wagte, was ihn verletzen konnte. Ihm zu begegnen war magisch. Wundervoll."
    In den 50er Jahren erlebten die USA die Entstehung einer schwarzen Mittelklasse. Das weckte Neid und Hass bei den Weißen. In Birmingham/Alabama versuchte man Nat Cole während einer Show zu kidnappen. Es verletzte ihn innerlich viel mehr, als er zeigte. Ein Reporter fragte ihn: Erwarten Sie noch mehr Ärger?
    "Nein, das ist einmal passiert in einer Million Mal. Es wird nicht so weitergehen. Es ist nur so, dass wir dort gestern Abend nicht weitermachen konnten. Viele unschuldige Menschen hätten verletzt werden können."
    Sein größter Triumph in den Medien wurde seine TV-Show, die erste eines Afroamerikaners überhaupt. Seine größte Niederlage: dass diese Show schon nach einem Jahr wieder eingestellt wurde.
    1963 wurde bekannt, dass Nat Cole unheilbar an Lungenkrebs erkrankt war. Der erste schwarze Superstar der US-Popmusik starb am 15. Februar 1965 in Santa Monica/Kalifornien im Alter von nur 45 Jahren.