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Nationale Konferenz Energieeffizienz in Berlin

In der Energiepolitik lag der Schwerpunkt der rot-grünen Bundesregierung bislang auf der Förderung der erneuerbaren Energien, also der Stromerzeugung aus Wasser, Wind oder Biomasse beispielsweise sowie die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung, wo sowohl Strom als auch Wärme erzeugt und damit eingesetzte Energie möglichst effizient genutzt wird. Doch nach Ansicht des Wuppertal-Institutes für Klima, Umwelt und Energie wird eine wichtige Säule der Energiepolitik bisher vergessen, beziehungsweise vernachlässigt:, nämlich das Sparen. Nach Angaben der Deutschen Energieagentur beispielsweise ließen sich allein durch den Verzicht auf Standby-Schaltungen, wie etwa beim Fernsehgerät, 75 Euro pro Jahr und Haushalt sparen. In der Summe entspräche der Spareffekt der Energieerzeugung zweier Großkraftwerke. Auf der Nationalen Konferenz "Energieeffizienz" hat das Wuppertal-Institut heute noch einmal für seine Ideen zum Energiesparen geworben.

Ludger Fittkau |
    Um Energiespartechnik effizient zu fördern, reichen die Mittel, die die Deutsche Energieagentur bisher von der Regierung für Kampagnen zur Verfügung gestellt bekommen hat, nicht aus, kritisiert das Wuppertal-Institut. Die Erfahrungen aus dem europäischen Ausland zeigen nämlich: Die Entscheidung für ein möglicherweise teueres Energiespar-Gerät wird erst getroffen, wenn dem Kunden die langfristig niedrigeren Energiekosten konkret in einem Beratungsgespräch vorgerechnet werden können. Außerdem sind gerade in Zeiten knapper Kassen Zuschüsse umso wichtiger, so Stefan Thomas vom Wuppertal-Institut:

    Damit, wenn die Käufer im Laden stehen und sich einen neuen Kühlschrank kaufen wollen, sie sich auch dran erinnern, dass es sich wirklich lohnt, das besonders sparsame Gerät zu nehmen, dann vielleicht noch 50 Euro Zuschuss. Und all das kostet ein bisschen mehr Geld, als die 13 Mio. Euro, die die Deutsche Energie-Agentur für zwei Jahre zur Verfügung hat, sondern da braucht man da schon 100 oder 200 Mio. Euro, in einem solchen Zeitraum. Damit kann man dann aber auch deutlich mehr erreichen, wie die Holländer gezeigt haben, wo der Marktanteil der besten Geräte sich innerhalb von zwei Jahren verdoppelt hat.

    Zusätzlich zur Förderung energiesparender Technik hält das Wuppertal-Institut auch die Einrichtung eines "Stromspar-Fonds" für sinnvoll, wie er bereits im Nachbarland Dänemark existiert. Stefan Thomas:

    Das ist eine unabhängige Einrichtung, die vom Staat zwar gegründet wurde und über eine spezielle Steuer finanziert wird, die aber frei ist in der Vergabe ihrer Mittel und deswegen auch sehr innovative Programme machen kann.

    Das reicht von Zuschüssen für energiearme Gefrierschränke, über die Umstellung von Nachtspeicherheizungen auf Fernwärme oder Gas bis zur besonderen Förderung umweltbewusster Stromerzeuger. Die Energieproduzenten sollen davon überzeugt werden, ihr Produkt zu "veredeln" – so das Ziel des Wuppertal-Institutes – also Qualität statt Masse als Verkaufsziel. Natürlich sehe man durchaus, dass die Energieunternehmen bis heute vor allem das Ziel verfolgen, möglichst viel Strom oder Wärme zu verkaufen:

    Wir denken aber, dass die Energieunternehmen sich zu Profis für die Bereitstellung eben nicht von Strom oder von Gas, sondern von warmen Räumen und von gekühlten Lebensmitteln weiterentwickeln sollten, und dafür muss der politische Rahmen entsprechend gesetzt werden, dass sie das auch tun können, ohne dass ihre Profite darunter leiden. So wie es im Moment ist - Wettbewerb um billige Preise - ist das leider so, aber die Erfahrungen im Ausland zeigen, dass man den Rahmen entsprechend ändern kann.

    Zum Beispiel dadurch, dass den Betreibern der Stromnetze zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt werden, um fürs Stromsparen zu werben und sparsame Geräte zusammen mit Händlern aktiv anzubieten. Wenn insgesamt 300 -500 Millionen Euro pro Jahr in Energiespar-Programme investiert würden, sei das Ziel von 10 Prozent Einsparung von Strom- und Wärmeenergie im Laufe eines Jahrzehnts realistisch, glaubt das Wuppertal-Institut. Finanziert werden könnte ein so genannter " Energieeffizienz-Fonds" nach dänischem Vorbild über eine Energiesteuer, so Stefan Thomas:

    Wenn man sich zum Beispiel darauf verständigt, dass man bei der Weiterentwicklung der ökologischen Steuerreform die Mittel frei schafft, wie gesagt , es könnten für den Anfang 300-500 Mio. Euro pro Jahr durchaus genügen, wenn man also eine solche unabhängige Einrichtung, einen Effizienzfonds schafft, dann könnte das innerhalb der nächsten ein-, zwei Jahre aufgebaut werden.

    Mit diesem Konzept sollen 13-14 Millionen Tonnen CO-2 Emissionen jährlich eingespart werden. Zum Umwekteffekt kämen auch deutlich niedrigere Energiekosten. Das Wuppertal-Institut sieht sich in seinen Vorschlägen übrigens durch die EU bestätigt. Denn in Brüssel wird zur Zeit eine Richtlinie vorbereitet, um alle Mitgliedstaaten zu einer effektiveren Energiesparpolitik nach holländischem oder dänischem Vorbild zu bringen.