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Ungarn
Nationaltheater-Chef Vidnyanszky bietet nach Unfall Rücktritt an

Der Intendant des ungarischen Nationaltheaters, Attila Vidnyanszky, hat nach einem schweren Unfall während einer Vorstellung den Rücktritt angeboten. Kulturminister Janos Csak nahm diesen jedoch vorerst nicht an. Er werde erst dann entscheiden, wenn die Ermittlungen abgeschlossen seien, teilte Csak mit.

    Der Intendant des ungarischen Nationaltheaters, Attila Vidnyanszky, im Porträt
    Der Intendant des ungarischen Nationaltheaters, Attila Vidnyanszky, ist nicht unumstritten, erhielt aber nun Lob für sein Rücktrittsangebot. (picture alliance / dpa / TASS / Peter Kovalev)
    Letzten Freitag waren bei einer Aufführung von Shakespeares "Romeo und Julia" zwei Schauspieler von einem Bühnengerüst gestürzt. Julia Szasz und Lajos Otto Horvath mussten nach Angaben des behandelnden Krankenhauses operiert werden. Ihr Zustand sei ernst, aber stabil. Regie geführt bei der Aufführung hatte Vidnyanszky. Er leitet das Nationaltheater seit 2013 und wurde damals von der Fidesz-Regierung des rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Viktor Orban eingesetzt. Planmäßig soll er bis 2028 im Amt bleiben.
    Trotz Anerkennung seiner früheren künstlerischen Leistungen als Theaterregisseur ist Vidnyanszky nicht unumstritten. So übernahm er nach dem Regierungsantritt Orbans 2010 zahlreiche kulturpolitisch wichtige Ämter und Funktionen. Kritiker werfen ihm vor, dass er dabei unabhängigen Theaterschaffenden schade und ihnen die Finanzierung entziehe. Vidnyanszky war auch die treibende Kraft bei der Zerschlagung der angesehenen Budapester Universität für Theater- und Filmkunst.
    Diese Nachricht wurde am 15.11.2023 im Programm Deutschlandfunk Kultur gesendet.