Blaue Wellen, weiße Sonnenschirme - im Hafen von Sewastopol fühlt sich das schwarze Meer nach Urlaub an. Es geht eine leichte Brise, ein paar braungebrannte Jungen springen von der steinernen Befestigungsmauer ins Wasser. Doch das Sommeridyll täuscht. Zwar ist die Krim heute Teil der unabhängigen Ukraine. Aber bis vor wenigen Jahren war Sewastopol militärisches Sperrgebiet. Noch immer liegt hier die russische Schwarzmeerflotte vor Anker. Die Pachtzahlungen machen ein Drittel des städtischen Haushalts aus. 25.000 Zivilisten arbeiten für die Armee des großen Nachbarn. Das prägt:
"Mein Vater war Soldat, mein Mann, mein Sohn."
Ich hoffe, dass Sewastopol nie ohne Flotte sein wird. Das wünsche ich mir jedenfalls. Unsere Stadt wurde als Flottenstützpunkt gegründet, und das ist ihre Bestimmung.
Das ist ein Teil Russlands, die ganze Kultur und die Geschichte unserer Stadt verweisen auf die Heldentaten von Russen. Sewastopol war und wird immer eine Stadt russischen Ruhms bleiben. "
Doch wenn es nach dem ukrainischen Präsident Viktor Juschtschenko geht, muss sich der geschichtsträchtige Marinestützpunkt bald nach einer neuen Bestimmung umsehen. 2017 läuft der Pachtvertrag der Flotte ab. Dann sollen die russischen Boote weg. Die Verfassung erlaube keine ausländischen Militärbasen auf ukrainischem Boden, argumentiert Juschtschenko. Die Russen aber wollen bleiben. Wladimir Lysenko, Berater des russischen Botschafters in der Ukraine:
"Wenn der Zeitpunkt kommt, um über den Abzug zu sprechen, wird Herr Juschtschenko nicht mehr Präsident der Ukraine sein und deshalb gehen wir davon aus, wir das Problem lösen werden. Es ist noch zu früh vorherzusagen, ob es eine Verlängerung geben wird. Aber wir sagen offen, dass wir diese Verlängerung wünschen."
Klar ist: Russland betrachtet die Krim nach wie vor als russisches Kernland. Und deshalb droht Moskau Kiew seit Monaten mehr oder weniger unverhohlen mit Sanktionen, falls die Ukraine der NATO beitreten sollte. Mal ist von russischen Raketen die Rede, die auf ukrainische Ziele ausgerichtet würden. Mal von höheren Gaspreisen oder der Einführung von Reise-Visa für Ukrainer die nach Russland wollen. Sergeij Kulik vom unabhängigen Nomos-Forschungszentrum in Sewastopol, sieht den Streit um die Flotte als Vorwand für geopolitische Ziele:
"Wenn man davon spricht, das die Flotte eine militär-strategische Rolle spielt, sind dies Märchen für Nichteingeweihte. Die Hauptfunktion der Schwarzmeerflotte auf dem Territorium der Ukraine ist politisch: Die Flotte unterstützt die pro-russische Stimmung auf der Krim und in Sewastopol. Damit meine ich die separatistischen Kräfte, die die Abspaltung der Krim von der Ukraine unterstützen."
Rückblick: Mitte Juni feierte Sewastopol seinen 225. Geburtstag. Der Moskauer Bürgermeister Luschkow trat als Gastredner auf und stellte dabei öffentlich die Zugehörigkeit der Krim zur Ukraine in Frage. Die Halbinsel, die der Ukrainischen Sowjetrepublik 1954 von Chruschtschow geschenkt wurde, sei nie offiziell an die Ukraine übergeben worden. Eine Meinung, die unter der mehrheitlich russischen Bevölkerung durchaus auf fruchtbaren Boden fällt:
" Medwedew ist für mich der Präsident und ich unterstütze die Meinung des Moskauer Bürgermeisters Luschkow, dass Sewastopol ein Teil Russlands sein sollte, und die ganze Krim.
Mich stört diese dumme Ukrainisierung! Schon jetzt hört man kein sauberes Russisch mehr, ich schalte mein Radio kaum noch an. Das einzige was ich hören kann, ist klassische Musik."
Ein älterer Herr mit Schirmmütze hat die erhitzte Diskussion mit angehört. Als sich der verärgerte Radiohörer abwendet, meldet er sich zu Wort. Ukrainer sei er und für die West-Anbindung:
" Ich glaube, das mit der Nato ist eine gute Idee! Ich sehe das so: Es wird immer gesagt, die Nato ist aggressiv - gegen wen denn? Gegen niemand! Und wohin gehen unsere Kinder um zu studieren? In den Westen! Sewastopol ist ein besonderer Ort, hier ist noch die kommunistische Vergangenheit lebendig, hier sind sehr viele Leute nicht nur gegen die Nato, sondern auch gegen die Ukraine.
"Mein Vater war Soldat, mein Mann, mein Sohn."
Ich hoffe, dass Sewastopol nie ohne Flotte sein wird. Das wünsche ich mir jedenfalls. Unsere Stadt wurde als Flottenstützpunkt gegründet, und das ist ihre Bestimmung.
Das ist ein Teil Russlands, die ganze Kultur und die Geschichte unserer Stadt verweisen auf die Heldentaten von Russen. Sewastopol war und wird immer eine Stadt russischen Ruhms bleiben. "
Doch wenn es nach dem ukrainischen Präsident Viktor Juschtschenko geht, muss sich der geschichtsträchtige Marinestützpunkt bald nach einer neuen Bestimmung umsehen. 2017 läuft der Pachtvertrag der Flotte ab. Dann sollen die russischen Boote weg. Die Verfassung erlaube keine ausländischen Militärbasen auf ukrainischem Boden, argumentiert Juschtschenko. Die Russen aber wollen bleiben. Wladimir Lysenko, Berater des russischen Botschafters in der Ukraine:
"Wenn der Zeitpunkt kommt, um über den Abzug zu sprechen, wird Herr Juschtschenko nicht mehr Präsident der Ukraine sein und deshalb gehen wir davon aus, wir das Problem lösen werden. Es ist noch zu früh vorherzusagen, ob es eine Verlängerung geben wird. Aber wir sagen offen, dass wir diese Verlängerung wünschen."
Klar ist: Russland betrachtet die Krim nach wie vor als russisches Kernland. Und deshalb droht Moskau Kiew seit Monaten mehr oder weniger unverhohlen mit Sanktionen, falls die Ukraine der NATO beitreten sollte. Mal ist von russischen Raketen die Rede, die auf ukrainische Ziele ausgerichtet würden. Mal von höheren Gaspreisen oder der Einführung von Reise-Visa für Ukrainer die nach Russland wollen. Sergeij Kulik vom unabhängigen Nomos-Forschungszentrum in Sewastopol, sieht den Streit um die Flotte als Vorwand für geopolitische Ziele:
"Wenn man davon spricht, das die Flotte eine militär-strategische Rolle spielt, sind dies Märchen für Nichteingeweihte. Die Hauptfunktion der Schwarzmeerflotte auf dem Territorium der Ukraine ist politisch: Die Flotte unterstützt die pro-russische Stimmung auf der Krim und in Sewastopol. Damit meine ich die separatistischen Kräfte, die die Abspaltung der Krim von der Ukraine unterstützen."
Rückblick: Mitte Juni feierte Sewastopol seinen 225. Geburtstag. Der Moskauer Bürgermeister Luschkow trat als Gastredner auf und stellte dabei öffentlich die Zugehörigkeit der Krim zur Ukraine in Frage. Die Halbinsel, die der Ukrainischen Sowjetrepublik 1954 von Chruschtschow geschenkt wurde, sei nie offiziell an die Ukraine übergeben worden. Eine Meinung, die unter der mehrheitlich russischen Bevölkerung durchaus auf fruchtbaren Boden fällt:
" Medwedew ist für mich der Präsident und ich unterstütze die Meinung des Moskauer Bürgermeisters Luschkow, dass Sewastopol ein Teil Russlands sein sollte, und die ganze Krim.
Mich stört diese dumme Ukrainisierung! Schon jetzt hört man kein sauberes Russisch mehr, ich schalte mein Radio kaum noch an. Das einzige was ich hören kann, ist klassische Musik."
Ein älterer Herr mit Schirmmütze hat die erhitzte Diskussion mit angehört. Als sich der verärgerte Radiohörer abwendet, meldet er sich zu Wort. Ukrainer sei er und für die West-Anbindung:
" Ich glaube, das mit der Nato ist eine gute Idee! Ich sehe das so: Es wird immer gesagt, die Nato ist aggressiv - gegen wen denn? Gegen niemand! Und wohin gehen unsere Kinder um zu studieren? In den Westen! Sewastopol ist ein besonderer Ort, hier ist noch die kommunistische Vergangenheit lebendig, hier sind sehr viele Leute nicht nur gegen die Nato, sondern auch gegen die Ukraine.