Hier, auf der Halbinsel Yucatan, gibt es alles, wovon sonnenhungrige Touristen träumen: kristallklares Wasser, Kokospalmen, kilometerlanger weißer Strand. Nur die kleinen, struppig-knotigen Bäume auf den Dünen, die Mangroven, stören ein wenig das perfekte Werbemotiv. Dabei sind sie so wichtig für den Erhalt des paradiesischen Gleichgewichts. Denn Mangroven verfügen über ein besonderes Naturtalent - eine unglaubliche Salztoleranz:
"Das Blatt ist wie eine Lanze geformt. Und hier an der Seite hat es so kleine Drüsen, die das Salz extrahieren. Wenn man früh am Morgen kommt, dann verdunstet das Wasser und es bilden sich so kleine Salzkristalle auf der Oberfläche. Deswegen nennen wir ihn immer den Tequilla- Baum."
Manuel Galindo ist Biologe im Biosphärenreservat Sian Kaan. Das 6500 Quadratkilometer große Schutzgebiet erstreckt sich in der Nähe der berühmten Maya-Pyramiden von Tulum. Es ist eine einzigartige Mischung aus Feuchtgebieten und Savannen, an der Forscher die Zusammenhänge tropischer Ökosysteme studieren:
"Die Mangroven sind sehr resistent gegen Winde und Hurrikans. Die haben extrem starke Wurzeln, die wie ein Netz funktionieren, mit einer sehr festen Verankerung im Boden. Umwelttechnisch kann man die Mangroven als Herz und Leber des Planeten bezeichnen: Sie sind das wichtigste System zur Säuberung des Wassers."
Natürlicher Lebensraum und Erosionsschutz: Wegen dieser Aufgaben dürfen Mangroven in der 1986 eingerichteten Schutzzone Sian Kaan nicht abgeholzt werden. Die 3000 Menschen, die hier von Fischfang und Tourismus leben, halten sich daran. Doch die ökologische Vorbildfunktion, die sich Umweltschützer für die Umgebung erhofft hatten, ist ausgeblieben. Auf Yucatan ignorieren die Behörden die Bedeutung der nur in tropischen Küstenregionen vorkommenden Baumart. Hotels und Golfplätze haben immer Vorfahrt. Ein Beweis für die kurzsichtige Umweltpolitik seines Landes, meint Alejando Liberas von Greenpeace Mexiko:
"Die Umweltpolitik der letzten sechs Jahre war ein totaler Rückschritt. Wir hatten 2002 eine Norm erkämpft, die die Mangroven schützen sollte. Man durfte nur in 100 Meter Entfernung bauen. Aber nach 8 Monaten hat der Staatssekretär für Umwelt das Gesetz zurückgezogen, weil man damit angeblich die Investitionen in den Tourismus bremsen würde."
Heute stellt die Norm nur noch eine Art Tauschhandel dar. Was man abholzt, muss man an anderer Stelle wieder anpflanzen. Allerdings sind die natürlichen Bedingungen für Mangroven begrenzt, so dass es kaum zur Aufforstung kommt. Die 886.760 Hektar mexikanischer Mangrovenwälder stellen schon heute nur noch 35 Prozent des ursprünglichen Bestands dar. Allein auf der Halbinsel Yucatan fallen jährlich 12 Prozent der Wälder der Ausweitung der touristischen Infrastruktur zum Opfer:
"Das UN-Umwelt Programm hat einmal versucht zu kalkulieren, wie viel der effiziente Schutz vor Erosion und die Grundlage für die Fischerei wert sind. Dabei haben sie einen Preis von bis zu 900.000 Dollar pro Hektar Mangroven ermittelt. Unser Umweltministerium geht hingegen von 1000 Dollar pro Hektar aus. Das ist absurd wenig."
Vor allem, wenn man bedenkt, welche Folgekosten die Abholzung nach sich ziehen kann. So hinterließ der Wirbelsturm Wilma letztes Jahr in Yucatan Schäden von über zwei Milliarden US-Dollar. Tagelang wüteten damals die meterhohen Fluten in der Touristenmetropole Cancun. Arecelie Dominguez, die hier ein kleines Öko-Hotel betreibt, erinnert sich:
"Mit dem Hurrikan Wilma sind in Cancun alle Strände verloren gegangen. Der Sand ist gegen den Beton geweht und dann mit dem Meer fort getragen worden. Dort, wo in Yucatan noch Mangroven stehen, ist der Strand von selbst zurückgeschwemmt, hier hat das Millionen gekostet, um den Sand neu aufzuschütten. Dabei wird er genauso verschwinden, sobald der nächste Wirbelsturm kommt."
Als Dominguez 1983 in Cancun ihr Hotel eröffnete, stand es mitten im Urwald.
Heute liegt es "downtown", zwischen Boutiquen und Restaurants. Der Tourismus ist hier förmlich explodiert. Jährlich kommen Millionen Feriengäste in die Reißbrettstadt am Meer - nur Mangroven gibt es kaum noch. Arecelie Dominguez, die sich bei den mexikanischen Grünen engagiert, kämpft dafür, nun neue Wälder anzupflanzen. Dass sie irgendwann wieder ein Urwaldhotel führen könne, glaubt sie nicht. Aber dass man Tourismus vernünftiger und nachhaltiger entwickeln könne - das ist ihre Hoffnung.
"Das Blatt ist wie eine Lanze geformt. Und hier an der Seite hat es so kleine Drüsen, die das Salz extrahieren. Wenn man früh am Morgen kommt, dann verdunstet das Wasser und es bilden sich so kleine Salzkristalle auf der Oberfläche. Deswegen nennen wir ihn immer den Tequilla- Baum."
Manuel Galindo ist Biologe im Biosphärenreservat Sian Kaan. Das 6500 Quadratkilometer große Schutzgebiet erstreckt sich in der Nähe der berühmten Maya-Pyramiden von Tulum. Es ist eine einzigartige Mischung aus Feuchtgebieten und Savannen, an der Forscher die Zusammenhänge tropischer Ökosysteme studieren:
"Die Mangroven sind sehr resistent gegen Winde und Hurrikans. Die haben extrem starke Wurzeln, die wie ein Netz funktionieren, mit einer sehr festen Verankerung im Boden. Umwelttechnisch kann man die Mangroven als Herz und Leber des Planeten bezeichnen: Sie sind das wichtigste System zur Säuberung des Wassers."
Natürlicher Lebensraum und Erosionsschutz: Wegen dieser Aufgaben dürfen Mangroven in der 1986 eingerichteten Schutzzone Sian Kaan nicht abgeholzt werden. Die 3000 Menschen, die hier von Fischfang und Tourismus leben, halten sich daran. Doch die ökologische Vorbildfunktion, die sich Umweltschützer für die Umgebung erhofft hatten, ist ausgeblieben. Auf Yucatan ignorieren die Behörden die Bedeutung der nur in tropischen Küstenregionen vorkommenden Baumart. Hotels und Golfplätze haben immer Vorfahrt. Ein Beweis für die kurzsichtige Umweltpolitik seines Landes, meint Alejando Liberas von Greenpeace Mexiko:
"Die Umweltpolitik der letzten sechs Jahre war ein totaler Rückschritt. Wir hatten 2002 eine Norm erkämpft, die die Mangroven schützen sollte. Man durfte nur in 100 Meter Entfernung bauen. Aber nach 8 Monaten hat der Staatssekretär für Umwelt das Gesetz zurückgezogen, weil man damit angeblich die Investitionen in den Tourismus bremsen würde."
Heute stellt die Norm nur noch eine Art Tauschhandel dar. Was man abholzt, muss man an anderer Stelle wieder anpflanzen. Allerdings sind die natürlichen Bedingungen für Mangroven begrenzt, so dass es kaum zur Aufforstung kommt. Die 886.760 Hektar mexikanischer Mangrovenwälder stellen schon heute nur noch 35 Prozent des ursprünglichen Bestands dar. Allein auf der Halbinsel Yucatan fallen jährlich 12 Prozent der Wälder der Ausweitung der touristischen Infrastruktur zum Opfer:
"Das UN-Umwelt Programm hat einmal versucht zu kalkulieren, wie viel der effiziente Schutz vor Erosion und die Grundlage für die Fischerei wert sind. Dabei haben sie einen Preis von bis zu 900.000 Dollar pro Hektar Mangroven ermittelt. Unser Umweltministerium geht hingegen von 1000 Dollar pro Hektar aus. Das ist absurd wenig."
Vor allem, wenn man bedenkt, welche Folgekosten die Abholzung nach sich ziehen kann. So hinterließ der Wirbelsturm Wilma letztes Jahr in Yucatan Schäden von über zwei Milliarden US-Dollar. Tagelang wüteten damals die meterhohen Fluten in der Touristenmetropole Cancun. Arecelie Dominguez, die hier ein kleines Öko-Hotel betreibt, erinnert sich:
"Mit dem Hurrikan Wilma sind in Cancun alle Strände verloren gegangen. Der Sand ist gegen den Beton geweht und dann mit dem Meer fort getragen worden. Dort, wo in Yucatan noch Mangroven stehen, ist der Strand von selbst zurückgeschwemmt, hier hat das Millionen gekostet, um den Sand neu aufzuschütten. Dabei wird er genauso verschwinden, sobald der nächste Wirbelsturm kommt."
Als Dominguez 1983 in Cancun ihr Hotel eröffnete, stand es mitten im Urwald.
Heute liegt es "downtown", zwischen Boutiquen und Restaurants. Der Tourismus ist hier förmlich explodiert. Jährlich kommen Millionen Feriengäste in die Reißbrettstadt am Meer - nur Mangroven gibt es kaum noch. Arecelie Dominguez, die sich bei den mexikanischen Grünen engagiert, kämpft dafür, nun neue Wälder anzupflanzen. Dass sie irgendwann wieder ein Urwaldhotel führen könne, glaubt sie nicht. Aber dass man Tourismus vernünftiger und nachhaltiger entwickeln könne - das ist ihre Hoffnung.