Archiv


Naturathlon

Sport und Natur gelten oft als Konkurrenten - schließlich beanspruchen Sportler Naturflächen und manche Sportarten können die Landschaft ganz schön ramponieren - Mountainbiker etwa, die abseits der Wege mit dem Rad unterwegs sind. Dass es auch anders geht, will das Naturathlon 2004 unter Beweis stellen - Veranstalter sind das Bundesamt für Naturschutz und eine Reihe von Partnern aus Sport und Politik.

Von Ursula Mense |
    Das größte Naturschutz- und Sportprojekt soll er werden: Der Naturathlon 2004, quer durch die schönsten Gegenden Deutschlands. Unter der Schirmherrschaft von Umweltminister Jürgen Trittin sollen sich vom 16. September bis zum 3. Oktober insgesamt 25 Sportlerinnen und Sportler in fünf Teams um den Einklang von Sport und Natur verdient machen. Denn hier liegt nach Einschätzung der Veranstalter einiges im Argen. Professor Hartmut Vogtmann, Präsident des Bundesamtes für Naturschutz über Sinn und Zweck des Spektakels.

    Wir wollen damit einer breiten Bevölkerung zeigen, dass die angeblich unversöhnlichen Partner Naturschutz und Sport versöhnt werden können, wenn man naturverträglich Sport treibt und gleichzeitig die Möglichkeit hat, die Heimat Deutschland in den schönsten Facetten zu zeigen und zu genießen.

    Offenbar reizte das ein große Anzahl durchtrainierter Naturfreunde. Von über 300 Interessierten waren gestern 100 zum Casting geladen. Einem strengen Auswahlverfahren - in dem die 20 bis fast 60jährigen Naturathleten zeigen mussten, was sie sportlich aber auch in Sachen Ökologie auf der Pfanne haben. Der Leiter des Instituts für Natursport und Ökologie Professor Ralf Roth zu den Anforderungen

    Wir brauchen Athletinnen, Athleten, die 2800 km sich bewegen können durch Deutschland, dabei auch noch das Vermögen haben sollten, Naturerlebnisse zu haben . Sie müssen fit sein von der körperlichen Leistungsfähigkeit ausgewogen über die Zeit sein, müssen dann aber auch große Teamfähigkeit haben, aber auch im Hinblick auf Besucherlenkungsmaßnahmen in Ökologie und Naturschutzfragen eine entsprechende Kompetenz aufweisen.

    Einer von ihnen ist Stefan Baumer, Triathlet, Sportstudent kurz vor dem Abschluss seiner Diplomarbeit.

    Ich hab mir das angeguckt und war sofort begeistert von der Idee. Erstens Natur und Sport zu verbinden und dann die ganzen Sportarten. Wo kriegt man das im Leben, die Möglichkeit zu paragliden, segelfliegen, alles auf einmal. Ein Riesenerlebnis.

    Während bei diesen eher seltenen Sportarten Profis die Teilnehmer im Huckepackverfahren sicher durch die Lüfte geleiten, sind die restlichen der 2700 Kilometer aus eigener Kraft zu bewältigen. Mit dem Rad, zu Fuß, im Ruderboot auf dem Rhein und in der Felswand. Start ist der Watzmann in Berchtesgaden. Von dort geht es über den Schwarzwald am Rhein entlang bis ins Siebengebirge, ins Sauerland, in den Frankenwald, an die Saale und Unstrut, dann über Berlin und die Insel Usedom zum Kap Arkona nach Rügen. Dabei sind Biospährenreservate und die sensiblen Bereiche der Naturparke tabu. Aber dort wo naturverträglich Sport betrieben werden kann, da soll er auch stattfinden und vereinbar werden mit dem Naturschutzgedanken.

    An bestimmten von Naturschutzgruppen und Sportvereinen gestalteten Kontrollpunkten – so zumindest der Wunsch der Veranstalter - müssen die Sportler dann ihr Öko-Wissen unter Beweis stellen.

    Beim letzten Etappenstück sollen alle mitmachen dürfen, die Lust dazu haben. Wie Hartmut Vogtmann ohnehin auf eine rege Beteiligung der Bevölkerung hofft und auf ein breites aktives Interesse. Am Ende – und das entscheidet den Naturathlon dann endgültig von anderen sportlichen Ereignissen - gewinnt nicht unbedingt der oder die Schnellste.

    Das heißt, dass nicht der, der sportlich am besten ist am Ende und als erster durchs Ziel geht, gewinnt, wenn er ganz schlecht war in den Bereichen Ökologie und Natur. Das ist das Interessante: am Schluss wird zusammengerechnet.