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Naturerlebnis vor dem Fest

Manche Weihnachtsbäume nadeln schon nach wenigen Tagen, andere halten Wochen in der warmen Wohnung durch. Vielleicht hängt das damit zusammen, wann sie geschlagen wurden. Manche Naturfreunde holen sich den Weihnachtsbaum kurz vor dem Fest selbst aus dem Wald. Waldbesitzer und Forstämter bieten diesen Service an - ein Vergnügen nicht zuletzt für Familien mit Kindern.

Von Carolin Hoffrogge | 21.12.2005
    Eine große Kiste mit Sägen und eine Kleine mit Arbeitshandschuhen stehen vor Försterin Christiane Lorenz Laubner. Die wichtigsten Utensilien, um im verschneiten Harzer Wald einen wohlgewachsenen Baum zu finden. Auch die fünfjährige Laila sucht ihren Baum:

    Laila: " Weihnachtsbaum- Schlachten. "
    Mutter: " Wir schlachten heute Weihnachtsbaum. "

    Damit das mit dem Weihnachtsbaum- Schlachten auch klappt, bekommt Laila Unterstüzung von ihrer Mutter Susanne Gobrecht. Die Beiden stehen vor einem kleinen Baum, der Susanne bis zum Knie reicht, Laila allerdings nur bis zu ihrer rotverfrorenen Nasenspitze.

    " Wir haben bisher immer nur einen gefällten Baum geholt. Dieses Jahr haben wir uns von Schwager Hannes mitziehen lassen, das mal selber zu machen. Hätten wir schon mal früher drauf kommen können, finden wir ganz toll die Idee. "

    Verena Sohns bringt mehr Erfahrung mit. Leichtfüßig kraxelt sie den Abhang hoch, durch knöcheltiefen Schnee. Die Mühe hat sich aber gelohnt:

    " Groß gewachsen, grün, sieht gut aus, den nehmen wir! Oh, jetzt verklemmt sich das schon wieder hier. "

    Den Unentschlossenen hilft Försterin Christiane Lorenz Laubener. So auch dem neunjährigen Pit:

    " Denn arbeiten wir uns da mal langsam ran. Oh, der ist ganz schön dicht gewachsen. Guckt mal, hier unten das ist der Stamm. Kommst du da ran. Pit: Da? Försterin: Ja. Pit: Man sieht ziemlich schlecht. "

    Die Säge geht hin und her. Der Baum fällt und die Fachfrau ist überzeugt:

    " Ein richtiger Oberharzer, der stachelt ordentlich. Der ist langsam gewachsen. Aber schön, da gibt es keinen Ärger zu Hause. Weihnachtsbaum ist ja häufig so ein Streitthema. Die Frau hätte gerne den, der Mann einen anderen. Aber mit dem kriegst du keinen Ärger, der ist schön gleichmäßig gewachsen, gerade. Prachtstück sozusagen. "

    Im klassischen Mittelgebirge, wie dem Harz finden die Weihnachtsbaumjäger nur Fichten, so Forstingenieur Michael Rudolph von der Stelle für Waldinformation in Clausthal- Zellerfeld:

    " Die Fichte ist der traditionelle Weihnachtsbaum. Es ist der typische Harzer Baum seit vielen Jahrhunderten, mit einem anderen haben wir es hier auch noch gar nicht probiert. Es ist kurz vor Weihnachten, das schafft die Fichte allemal, die Nadeln so lange zu halten, die bleibt noch bis zwei Wochen nach Weihnachten frisch. "
    Da bieten die 100 Waldbesitzer in der Realgemeinde Weende bei Göttingen ihren Kunden eine viel breite Auswahl an. Jedes Jahr zieht Dieter Rohrig mit Familien in den Wald, um die Bäume mit ihnen selbst zu schlagen.

    " Wir haben zum Beispiel die serbische Fichte, die Coloradotanne, die Blaufichte und die Nordmanntanne vor allem. Und die Nordmanntanne ist eigentlich schon seit Jahren der Schlager, nämlich deswegen, weil die Nordmanntanne nicht so sehr sticht wie zum Beispiel die Blaufichte und sie auch unempfindlicher ist als die anderen Bäume, lässt sich besser händeln auch. "

    Ob nun Nordmannstanne, Coloradotanne oder schlichte Fichte, die 5- bis 10-jährigen Bäume aus den Forstämtern sind gesund. Ohne Pestizide großgezogen, ohne Pilze oder andere Krankheiten zieren sie die Wohnzimmer. Frischer und gesünder geht´ s nicht, meint zumindest Dieter Rohrig.

    " Kaufhäuser bieten diese Bäume, auch die Nordmänner zu einem Preis an, das kann man so nicht nachmachen, diese Fichten sind allerdings auch schon älter, die haben schon Anreisen in Containern von Anfang November hinter sich. In der Vorweihnachtszeit, in der Adventszeit, wenn dann vielleicht auch noch Schnee liegt im Wald ist das ein besonderes Erlebnis für Kinder, denke ich. "

    Wie schön Kinderaugen nicht erst unter ´m Christbaum leuchten, konnte Mutter Ulrike Geissen aus Moringen heute bei ihren 12- und 13 Jahre alten Kindern sehen:

    " Nicht nur für Kinder. Man bewegt sich draußen und dort im Steilen zu kraxeln, zu sägen, das macht auch Spaß. "