Dienstag, 14. Mai 2024

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Naturkatastrophen
Sachschäden bleiben unter dem Durchschnitt

Überschwemmungen, Erdbeben und Stürme haben auch 2015 die Welt heimgesucht. Aber: Wir sind – zumindest finanziell – wohl seit langem Mal wieder einigermaßen glimpflich davongekommen. Nach Angaben des Rückversicherers Munich Re war der Gesamtschaden durch Naturkatastrophen so gering wie seit sechs Jahren nicht mehr. Grund: hauptsächlich Glück.

04.01.2016
    Satellitenbild des Hurrikan Patricia im Oktober 2015 in Infrarot.
    Hurrikan Patricia ging im Oktober in einer dünnbesiedelten Region Mexikos an Land. (dpa / picture alliance / William Straka)
    Naturkatastrophen wie das Erdbeben in Nepal, der Hurrikan Patricia oder die jüngsten Überschwemmungen in Großbritannien haben im vergangenen Jahr 23.000 Menschen das Leben gekostet - deutlich mehr als im Jahr vorher. Der finanzielle Schaden hielt sich dagegen in Grenzen. Nach Berechnungen der Munich Re lag er 2015 insgesamt bei rund 83 Milliarden Euro. Eine Summe, die unter dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre liegt.
    El Niño dämpft Stürme
    Dass die Schäden nicht größer waren, ist nach Angaben des Leiters der Geo-Risiko-Forschungsgruppe der Munich Re, Peter Hoppe, Zufall. Tropische Wirbelstürme hätten, wenn überhaupt, nur dünn besiedelte Regionen getroffen. So hatte Hurrikan Patricia, der immerhin als stärkster je gemessener Sturm im Pazifik gilt, im Oktober in Mexiko nur vergleichsweise geringe Schäden angerichtet.
    Im Nordatlantik dämpfte das Wetterphänomen El Niño die Entstehung schwerer Stürme. Allerdings warnt Hoppe, dass es damit auch bald wieder vorbei sein kann: "Die Wissenschaft geht derzeit davon aus, dass die aktuell starke El-Niño-Phase 2016 schon in das Gegenteil, also eine La-Niña-Periode umschwenken könnte." Das würde dann die Entstehung schwerer Stürme über dem Nordatlantik wieder begünstigen.
    Auf El Niño folgt La Niña
    Bei El Niño sammeln sich im zentralen und südöstlichen Pazifik warme Wassermassen. Das verändert die Strömungen im Meer und beeinflusst auch das Wetter. Anschließend tritt in der Regel La Niña auf, mit kühleren Meeresströmungen. Die haben in der Vergangenheit oft zu Starkregen in Südostasien geführt, Dürre in Südamerika und starken Wirbelstürmen in Nordamerika.
    Erdbeben-Schäden kaum gedeckt
    Die größte Naturkatastrophe mit den größten Schäden hatte vergangenes Jahr aber weder mit keinem Wetterphänomen zu tun: Das Erdbeben in Nepal. Im April kamen dabei 9000 Menschen ums Leben, eine halbe Million wurde obdachlos. Der finanzielle Schaden liegt laut Munich Re bei 4,8 Milliarden Dollar. Viele Schäden werden aber nicht von einer Versicherung bezahlt. Mit rund 200 Millionen Euro sei nur ein Bruchteil überhaupt versichert gewesen, so Munich Re.
    Das ist in Entwicklungsländern oft der Fall. Dabei ist das Risiko für Naturkatastrophen durch den Klimawandel dort besonders groß. In den vergangenen Jahren haben sich Versicherungen und Regierungen etwas Neues einfallen lassen: Risikopools, in denen sich mehrere Staaten zusammenschließen und so das Risiko verteilen. Solche Pools gibt es in der Karibik, in Afrika und für einige pazifische Inselstaaten.
    (at/tj)