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Naturschutz und Regionalentwicklung vereint

Im Nordwesten Brandenburgs hat sich eine jahrhunderte alte Kulturlandschaft erhalten. 500 Quadratkilometer Auenwälder und Feuchtwiesen sowie Moore erstrecken sich hier östlich der Elbe. Vor zehn Jahren hat die Unesco diese Brandenburger Elblandschaft als besonders schützenswert anerkannt und ihr den Status "Biosphärenreservat" verliehen. Eine Region, in der Mensch und Tier harmonisch nebeneinander leben können.

Von Karsten Steinmetz |
    Weit spannt sich der Himmel über die Wiesen und Wälder entlang der Elbe. 500 Quadratkilometer Auenwälder, Feuchtwiesen oder Moore erstrecken sich östlich der Elbe zwischen Lenzen und Quitzöbel. Hier gibt es noch Biber, Störche und Brachvögel. Das lockt auch Touristen an. Tausende radeln Jahr für Jahr über den bekannten Elberadweg durch das Biosphärenreservat. Zum Beispiel Max Rennestedt aus Köln:

    "Landschaftlich ist das hier einmalig. Und auch von den Tieren her - Vögel, Kraniche, Seeadler. Im Großen und Ganzen ist es hier eine phantastische Gegend und wir werden auch bestimmt noch mal herkommen, weil man das in der kurzen Zeit gar nicht schafft."

    Sieben Mitarbeiter des Biosphärenreservats und sieben Naturschützer der Naturwacht sorgen dafür, dass Fischadler, Wachtelkönige und Weißstörche ungestört brüten können. Ebenso die äußerst seltene Rohrdommel. Sie ist auf das Rambower Moor angewiesen, eines der wenigen Brutgebiete dieses Vogels. Die Wiederherstellung ihres Lebensraumes im Biosphärenreservat wird mit Mitteln des EU-Life-Programms gefördert. Nicht nur die Rohrdommel ist bereits aus ihrem Winterurlaub zurückgekehrt, sondern auch der Schwarzspecht. Jetzt im März zählt Naturschützer Jürgen Herper seinen Bestand:

    "Die Spechte sind die ersten Vögel, die wir zu Beginn des Jahres aufnehmen. Heißt: zu gucken, was ist da an Brutpaaren. Schwarzspecht hat sich stabil gehalten, zum Beispiel. Aber auch die Arten, Big Five sagt man immer, da ist zum Beispiel Fischadler, Seeadler dabei und der Kranich, wo wir stabile Brutverhältnisse hier haben."

    Während die Schwarzspechte jedes Jahr wiederkommen, kehren viele Menschen der Region den Rücken. Erst im vergangenen Herbst hatten Experten der strukturschwachen Prignitz bescheinigt: Der Bevölkerungsschwund ist nicht mehr aufzuhalten. Die Leiterin des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe Brandenburg, Jeannette Fischer, sieht die Zukunft ihrer Wahlheimat allerdings nicht so kritisch:

    "Ich glaube, dass neben allen negativen Prognosen, was so die demographische Entwicklung im Landkreis Prignitz anbelangt, es ein Thema sein wird, dass immer mehr Menschen diese Region entdecken werden. Weil wir haben nämlich tatsächlich noch einen Luxus zu bieten: Land, Luft, Ressourcen, Landschaft."

    Doch das Biosphärenreservat ist nicht unumstritten. Bauern bemängeln, dass sie ihre Felder und Äcker nur extensiv bewirtschaften dürfen. Für Jeanette Fischer steht dagegen fest: die Entwicklung der Region ist nur mit der Natur, nicht gegen sie machbar. Natur-Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Urlaubern wird daher zum Beispiel eine teilweise geführte Natur-Erlebnis-Route angeboten,

    " auf der wir Gästen der Region an verschiedenen Stationen einfach die Schönheiten dieser Region an der Elbe nahebringen. Diese Naturerlebnisroute zieht sich entlang des Flusses, entlang der Elbe, führt aber auch ins Hinterland. Und gerade das ist etwas, wo wir in den nächsten Jahren noch arbeiten werden, um noch mehr Naturerlebnis-Interessierte in unsere Region zu führen."

    Wichtigstes Projekt im Brandenburger Biosphärenreservat ist die Rückverlegung des Deiches nördlich von Wittenberge. Der Fluss soll sich ausdehnen dürfen. Wichtig für seltene Vögel. Wichtig auch für den Hochwasserschutz. Und nebenbei kann auf einer Fläche von etwa 400 Fußballfeldern ein Auwald entstehen. Tausende Eichen, Ulmen und Eschen werden hier bereits gepflanzt. Umweltschützer sind aber auch alarmiert. Durch die Idylle des Biosphärenreservats ist eine Autobahn geplant, die Verlängerung der A 14 von Magdeburg nach Schwerin.

    Doch die Mitarbeiter des Biosphärenreservats meinen: Sie haben in den vergangenen zehn Jahren für die Brandenburger Elblandschaft viel erreicht. Und das haben sie am Samstag bei einer Festveranstaltung in Bad Wilsnack gefeiert.