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Naturschutzbund fordert mehr Schutz für Haie

Mitleid haben sie nur von wenigen Menschen zu erwarten, doch Haie gehören zu einer bedrohten Tierart. Das gilt auch für die in der Nord- und Ostsee lebenden Dorn- und Heringshaie. Der Naturschutzbund macht heute auf die Bedrohung der Haie aufmerksam. Er setzt Hoffnungen auf die 14. Konferenz zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen, die Anfang Juni in Den Haag stattfindet. Dort soll auch über den Schutz der Haie entschieden werden.

Von Dieter Nürnberger |
    Wie fast bei allen bedrohten Tierarten geht es auch beim Hai um die Bedrohung durch Handel, in diesem speziellen Fall eine Gefährdung durch Überfischung. Und die Haie stehen im Vorfeld der diesjährigen Artenschutzkonferenz auch wieder ganz oben auf der Liste der Umwelt- und Naturschutzgruppen. Zwar geht es auch in diesem Jahr zuallererst um die Bedrohung von Elefanten (Stichwort Elfenbein), von Leoparden und auch von Walen. Aber die Statistiken zeigen eben, dass auch Haie längst ein Hauptproblem darstellen. Heike Finke ist Artenschutzexpertin des Naturschutzbundes, die heute gestartete Aktion "Hai Noon" ist symbolisch gemeint, es sei fünf vor zwölf, besonders für zwei Haiarten:

    " "Hai noon" für die Haie sagt der NABU diesmal, nämlich für Heringshai und Dornhai. Zwei Haiarten, die auch schon bei der letzten Konferenz zur Diskussion standen. Damit schafften sie aber nicht einmal den Sprung auf die Tagesordnung, angesichts des Widerstands einiger EU-Länder. Dieses Mal ist die EU-Hürde genommen. Und nun gilt es, die 169 Vertragsstaaten zu überzeugen. "

    Und in beiden Fällen liegt nun ein Antrag Deutschlands für die Konferenz vor, nämlich Dorn- und Heringshai im Namen der EU auf Anhang II zu listen, das heißt zumindest, eine wissenschaftliche Beobachtung zu erreichen, um das Ausmaß der Bedrohung deutlich machen zu können, und um letztendlich überhaupt etwas tun zu können, beispielsweise mit einem späteren Handelsverbot. Beide Haiarten kommen übrigens auch noch in Nord- und Ostsee vor, im Mittelmeer hingegen seien sie schon nicht mehr nachweisbar:

    " Erschreckend dabei ist, dass diese Haiarten seit 400 Millionen Jahren auf diesem Planten existieren. Und der Mensch es in den vergangenen 10 Jahren geschafft hat, die Bestände zum kollabieren zu bringen. Beim Dornhai geht es um die uns allen bekannte Schillerlocke. Das ist der Bauchlappen des Dornhais, der für den Verzehr genutzt wird. Das Problematische ist die geringe Reproduktionsrate dieser Haiarten. Das Dornhai-Weibchen braucht annähernd 20 Jahre bis zur Geschlechtsreife. Um dann nur alle 2 Jahre zwischen fünf und zehn Junge gebären zu können. "

    Dornhaie haben somit durch die Schillerlocken einen beträchtlichen wirtschaftlichen Wert. Und eine große Nachfrage für derlei Fischprodukte treibe natürlich den kommerziellen Fischfang an, die Folge eine Überfischung beim Dornhai. Umweltgruppen machen also mobil, allerdings kennt die NABU-Artenschutzexpertin diese Art von internationalen Konferenzen. Die Fronten seien schon heute absehbar, sagt Heike Finke:

    " Beide Haiarten haben eine weltweite Verbreitung. Und die üblichen Verdächtigen sind natürlich die Fischereinationen, denn hier geht es um knallharte wirtschaftliche Interessen. Es wird tonnenweise abgefischt. Und diese wirtschaftlichen Interessen könnten ja langfristig eingeschränkt werden, wenn man aufgrund der Beobachtung doch zum Ergebnis kommt, man müsse doch einen Handelsstopp beschließen. Und da kämpfen Länder wie Japan oder auch Russland schon jetzt, sie werden sich dagegen aussprechen. "

    Und auch eine andere Fischart liegt den Naturschützern besonders am Herzen. Eine außergewöhnliche Art, sehr bekannt, und gerade deshalb auch gefährdet, es ist der Sägefisch, mit dem außergewöhnlichen Oberlieferfortsatz, der einer Säge ähnlich sieht:

    " Da hat die USA einen Antrag auf eine Listung auf Anhang I gestellt. Das hieße tatsächlich Handelsverbot. Das ist auch dringend geboten, weil die Bestände schon massiv reduziert wurden. Das liegt hier natürlich an diesem reizvollen Rostrum des Sägefisches. Es wird an Touristen verkauft, es wird zudem in der traditionellen chinesischen Medizin verwandt. Und die Zähne des Rostrums werden auch beim Hahnenkampf eingesetzt. Solcherlei Dinge bringen eine Art an den Rand der Ausrottung. "

    Immerhin konnte man bei der 13.Vertragsstaatenkonferenz 2004 in Bangkok den weißen Hai zumindest auf Liste zwei setzen, sicherlich ein Erfolg. Und somit hofft der Naturschutzbund auch in diesem Jahr zumindest ein wenig auf ökologische Einsicht.