Auch wenn Naturschützer sich zusammensetzen, muss das nicht immer harmonisch zugehen. Es wurde angeregt diskutiert und alle Teilnehmer hatten ihre eigenen Ideen mitgebracht zu diesem Treffen. Ein gemeinsames Projekt sollte auf die Beine gestellt werden und Heike Hildebrandt von der Naturschutzjugend freut sich, dass ein Konsens gefunden wurde. Die Teilnehmer der Tagung sind alle Nichtregierungsorganisationen, kurz NGOs:
Es wird das erste NGO-Programm für Kinder auf umweltpädagogischer Ebene geben und 19 Länder haben sich jetzt hier zusammengetan in Bonn um dieses Projekt zu initiieren und es wird ein gemeinsames Projekt geben und dass wir da den Durchbruch heute geschafft haben, darauf sind wir sehr stolz.
Schwierigkeiten sind bei so vielen Teilnehmer nicht zu vermeiden. Jedes Land hat andere Schwerpunkte und Ideen, die es verwirklichen will. Außerdem sind die Voraussetzungen etwa bei der technischen und finanziellen Ausstattung bei den Teilnehmern unterschiedlich. In Polen beispielsweise hat der Umweltschutz noch lange nicht den Stellenwert, den er in Westeuropa genießt, erklärt Michael Przybysz:
In Polen ist es ein großes Problem, dass sich nur wenige Leute interessieren für Natur, für Vögel; die wichtigsten Sachen sind jetzt die Ökonomie, Arbeit und Industrie und das ist wichtig, wenn wir in die EU kommen, dass wir die Natur nicht vergessen.
Aber auch in den Ländern, in denen sich die Menschen für den Umweltschutz interessieren, sind die Präferenzen unterschiedlich. In Großbritannien hat z. B. die Ornithologie, also der Vogelschutz, fast den Stellenwert eines Volkssports. In anderen Ländern liegen die Schwerpunkte woanders. Heike Hildebrandt:
In Frankreich sind die Kinder doch sehr daran interessiert, konkrete Aktionen in der Natur zu machen und als Gruppe raus zu gehen, Spaß zu haben und Aktion zu machen. In Deutschland ist es ähnlich, aber wir gehen in Deutschland z. B. sehr stark auf Schulen zu und führen Projekte an und mit Schulkindern durch.
Und diese Idee hat sich wohl weitgehend durchgesetzt. Nach den langjährigen Erfahrungen der Naturschutzjugend in Deutschland mit ihrem Projekt ”Erlebter Frühling” soll europaweit ähnliches verwirklicht werden. Dabei bekommen Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren Aufgaben gestellt, die sie mit verschiedenen Pflanzen und Tiere vertraut machen. In diesem Jahr sind das der Buntspecht, die Buche, die Waldameise und der Siebenschläfer. Nach Schuljahren gestaffelt, sollen die Kinder selbst aktiv werden und ihre Beobachtungen mit Hilfe der Lehrer in einen ökologischen Zusammenhang bringen.
Im europäischen Rahmen wird in Zukunft jeweils ein Lebensraum und eine für ihn typische Tierart von allen Ländern behandelt werden. Darüber hinaus können die Kinder bei gemeinsamen Ferienaktionen ihre europäischen Nachbarn kennen lernen. Mit diesem Konzept konnten dann wohl alle Teilnehmerorganisationen leben. Michael Przybysz aus Polen erhofft sich eine Wirkung für die Zukunft:
Dieses Projekt, über das wir arbeiten, finde ich sehr wichtig, sehr gut, weil das ist eine Chance, um vielen Kindern in Polen die Natur zeigen zu können und wir können zeigen, dass es sehr schön und interessant ist und dann hoffe ich, dass sie dann sich mehr interessieren und dann auch an Naturschutzprojekten teilnehmen.
Und dieses Ziel ist wohl in allen Ländern das gleiche: Kids und Teenager sollen mitarbeiten beim aktiven Umweltschutz. Ob das gelingt, hängt wohl zum großen Teil davon ab, wieviele Schulen und vor allem wieviele Lehrer sich vom ”Erlebten Frühling” begeistern lassen.