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Naturschutzgroßprojekt des Bundes

Dort, wo Treene und Eider zusammenfließen..., so steht es in den Prospekten des Fremdenverkehrsvereins, dort befindet sich im Bundesland Schleswig-Holstein das Naturschutzgroßprojekt Obere Treenelandschaft. Im Gegensatz zum Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, wo es viel Streit zwischen Landwirten, Fischern und Umweltschützern gab wegen der Nutzungs- und Arbeitsbeschränkungen, macht die Treenelandschaft weniger von sich reden. Das allerdings wird sich heute ändern. Denn prominenter Besuch ist angesagt. Bundesumweltmininister Jürgen Trittin besucht die Naturschutzlandschaft.

von Annette Eversberg |
    Nicht jedes Naturschutzprojekt auf regionaler Ebene wird vom Bund gefördert. Die Naturschutzgroßprojekte werden genauestens ausgewählt und müssen bestimmte Kriterien erfüllen, erläutert Dr. Josef Blab vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn.

    "Es muß etwas Besonderes sein, also es muß regionaltypisch und bundesweit von herausgehobenem Wert sein. Es muß vom Inventar, also die Arten und Biotopen betreffend in Deutschland gefährdete Arten und Biotoptypen enthalten. Es muß, damit der Bund eintreten kann, auch eine spürbare Flächendimension haben. Das Wort Großprojekt ist dann auch wörtlich zu nehmen, daß hier auch eine erhebliche Fläche für den Naturschutz zur Verfügung gestellt wird."

    Das Gesamtgebiet der Oberen Treenelandschaft, südöstlich von Flensburg, an der A7 nach Dänemark, ist rund 7000 Hektar groß. Seine Einzigartigkeit ist auf die letzte Eiszeit zurückzuführen. Ein Gletscher von Osten schob große Geröllmassen vor sich her. Die Treene, einer der Flußläufe in diesem Teil der norddeutschen Tiefebene auf dem Mittelrücken zwischen Nord- und Ostsee, wurde durch diesen Geröllberg sogar umgeleitet. Fast alle Biotop-Typen haben sich hierdurch gebildet. Und sie sind, wie nirgend sonst, eng miteinander verzahnt. Hoch- und Niedermoore, Niederungszonen, Eichen-, Birken- und Buchenwälder, Fließgewässer und Seen, Sand- und Feuchtheiden und verschiedene Arten von Grünland. Außerdem gibt es hier Binnendünen, kleine Hügel, die sich in dieser Form ebenfalls selten finden. Eine ganze Reihe von Tier- und Pflanzenarten, die auf der roten Liste der besonders gefährdeten Arten stehen, haben gerade in der Oberen Treenelandschaft ihren Lebensraum wie der Sonnentau oder die Bekassinen und die Kreuzottern. Ein aktiver Naturschutzverein in der Gemeinde Oeversee kümmert sich unter der Leitung von Werner Heydorn bereits seit einiger Zeit um die Obere Treenelandschaft:

    "Wir haben als Gemeinde Oeversee schon vor 15 Jahren die ersten Flächen aufgekauft, weil wir sicherstellen wollten, daß sie für uns und unseren Tourismus sehr wichtig sind."

    Die Landwirtschaft ist dort sehr kleinteilig. Die Betriebe sind mit einer Fläche von jeweils höchstens 50 Hektar kaum lebensfähig. Die Qualität der Böden ist nicht hoch. Die Landwirte sind deshalb gerne bereit, ihre Flächen abzugeben und zu verkaufen. Die Akzeptanz ist groß, denn die Landwirte sehen durch die damit verbundene Flurbereinigung eine Chance für die Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage. Aufgekauft werden die Flächen von der Naturschutzstiftung des Landes oder von der bei Kiel beheimateten privaten Schrobach-Stiftung. Mit ihrer Hilfe in Höhe von mehr als 2 Millionen Mark konnte aus einem einstigen Flickenteppich ein Gebiet werden, das immer mehr zu einem Naturraum zusammenwächst. Denn Ziel ist es, eine naturnahe Entwicklung auf der ganzen Fläche zu verwirklichen. Daß dies möglich ist, dafür sorgt die Finanzierung des Großprojektes, bei der der Bund 75 Prozent, das Land 15 und die Kommunen 10 Prozent übernehmen. Wichtig sind allerdings Maßnahmen zur Renaturierung. Und schließlich will man auch Kulturformen erhalten, die - so Josef Blab, einmal üblich waren, wie der sogenannte Hutewald

    "In der früheren Zeit gab es nicht die scharfe Abgrenzung zwischen Weiden und Wäldern. Die Bauern haben eben ihre Tiere laufen lassen, und die haben dann in den Wäldern auch Nahrung gesucht. Haben damit Bäume verbissen und haben damit überhaupt einen bestimmten Baumwuchs herausgeprägt. Verschiedene Arten, die nicht verbiß-resistent sind, sind ganz verschwunden. Es ist eine letztlich historische Landnutzungsform, wie sie auch verschiedene andere Biotope, die wir schützen, Halbtrockenrasen oder Zwergheide, darstellen. Das ist hier nicht so bekannt, und ist hier noch eben in Teilen da. Und diese historische Landnutzungsform wollen wir erhalten."

    Weitere Informationen gibt es beim Naturschutzverein Obere Treenelandschaft.