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Natursportereignis Naturathlon

Radfahrer durchpflügen die Wälder und verschrecken Rehe und Wanderer, Kletterer verscheuchen Gemsen und schicken Gerölllawinen auf den Weg ins Tal. Sport und Naturschutz kommen nicht immer gut miteinander aus, andererseits ist Sport eine attraktive Möglichkeit, die Natur zu erleben und sich für sie zu begeistern. Sport und Natur gehören zusammen, meinen die Veranstalter des Naturathlon, eines Natursportereignisses quer durch das ganze Land, das übermorgen beginnt. Heute findet aus diesem Anlass ein Kongress in Köln statt.

Von Mirko Smiljanic |
    Vor zehn, fünfzehn Jahren war er verpönt, den Anhängern der reinen Lehre des Umweltschutzes geradezu ein Sakrileg: Sport in Naturschutzgebieten. Doch die Zeiten haben sich geändert, der Druck von 15 Millionen Freizeitsportlern auf Wälder und Wiesen, Berge und Seen ist gewaltig. Schützen und nutzen heißt deshalb heute die Devise, unterstützt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, theoretisch untermauert unter anderem vom Institut für Natursport und Ökologie der Deutschen Sporthochschule Köln. Deren Leiter Professor Ralf Roth plädiert ohnehin für einen differenzierten Blick auf Thema. Naturschutzgebiet ist keineswegs gleich Naturschutzgebiet:

    Wir haben verschiedene Naturschutzkategorien in Deutschland. Es fängt mit klassischen Naturschutzgebieten an, Nationalparks, Biosphärenreservate, dann haben wir aber auch Naturparke – und inzwischen ist man so weit, dass man über Besucherlenkung und Managementsysteme in der Lage ist, Sport und Natur abzugleichen und Mechanismen zu entwickeln, dass es sich zunehmend verträgt.

    Je nach Schutzgebiet sind durchaus Einschränkungen möglich, niemand darf darauf hoffen, Motorbootrennen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer austragen zu dürfen. Der Naturschutz steht weiter im Mittelpunkt:

    Wir wollen einfach Bewegungs- und Naturerlebnisse generieren in Deutschland und aufzeigen, dass wir sehr schöne Bewegungsräume um unsere Verdichtungsgebiete auch haben, um unsere Städte auch haben, die Leute animieren, herauszugehen, sich zu bewegen, aber unter bestimmten Spielregeln.

    Dazu zählt unter anderem das Gebot, sich grundsätzlich an die ausgeschilderten Wege zu halten, nur tagsüber seinen Sport auszuüben und sich niemals rechts oder links in die geschützten Areale zu schlagen; selbstredend ist wildes Campen verboten, vom Wegwerfen des eigenen Mülls ganz zu schweigen. Ideal wäre, sagt Professor Ralf Roth von der Deutschen Sporthochschule Köln, wenn die Sportler gleichzeitig mehr Verständnis für die eigene Umwelt entwickeln.

    Stellvertretend für das große Heer deutscher Freizeitsportler gehen nun in zwei Tagen 25 ausgesuchte Männer und Frauen auf den Naturathlon 2004. Er beginnt am Königssee in Berchtesgaden mit einer Tagesetappe Mountenbike, Nordic Walking und Gleitschirmfliegen. Weiter geht es dann über Eichstätt und Schwäbisch Gmünd...

    ...dann in den Schwarzwald hinein, Naturpark Südschwarzwald, Hinterzarten, Heidelberg, Boppard und dort am Rhein kommen dann beispielsweise die Wassersportarten dazu, aber natürlich sind dann auch große Strecken mit dem Fahrrad zu bewältigen, weil die Gesamtstrecke für die Gruppe werden 2800 km sein.

    Endpunkt des Naturathlons ist Kap Arkona an der Ostsee, dazwischen liegen diverse Naturparke in Hessen, Thüringen, Sachsen, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern. Ausgespart sind hochsensible Biosphärenreservate, außerdem gibt es klare Vorgaben bei den Sportarten:

    Also, wir haben für den Naturathlon zunächst mal solche Sportarten ausgewählt, wo man sich über Muskelkraft fortbewegt und nicht über Motorantrieb, auch solche Sportarten, wo das Landschafts- und Naturerlebnis wichtig ist, also von den Geschwindigkeiten, und es gibt eine Reihe von Spielformen, die sich abseits der Wege bewegen oder mit Motorantrieb, die sicher in den Schutzgebieten zu tun haben.