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Navigation unter Wasser

Messe. - In zehn Tagen beginnt in Düsseldorf die internationale "Boot 2006". Dort werden nicht nur die neuesten und schnittigsten Jachten vorgestellt, sondern auch jede Menge innovative Technik, etwa Navigationssysteme für Unterwasser. Der Fachjournalist Wolfram Koch im Gespräch mit Deutschlandfunkredakteur Gerd Pasch.

    Pasch: Herr Koch, Navigation mit GPS geht unter Wasser nicht. Was haben sich die Entwickler des Unterwasser-Navigationssystems einfallen lassen.

    Koch: Die müssen unter Wasser ohne GPS auskommen, das liegt einfach daran, dass die Mikrowellen, die vom Satelliten kommen, nicht in das Wasser eindringen. Unter Wasser muss ich mir praktisch ein neues Koordinatensystem schaffen, ich muss mir Bezugspunkte schaffen, nach denen ich navigieren kann. Ein Gerät schnallt sich der Taucher zum Teil an seine Ausrüstung dran, einen anderen Teil, etwa zigarettenschachtelgroß, hat er am Handgelenk, er taucht in das Wasser ein, und genau das nimmt das System als Anfangspunkt, das weiß in Wirklichkeit aber gar nicht genau, wo es ist. Der Taucher taucht, die Lage im Raum wird über einen Kompass und die entsprechende Tiefe gemerkt und das Gerät speichert das dann in einem Computer. Muss man sich im Prinzip so vorstellen, dass jede Strömung, jede Bewegung, die der Taucher macht, durch eine kleine Turbine umgesetzt wird, wird gespeichert in eine Information, die ich haben muss, unter Wasser bin ich ja in einem dreidimensionalen System, was die Sache deutlich verkompliziert, im Gegensatz zum Straßensystem. Das heißt, ich habe also meine Himmelsrichtung und eine entsprechende Tiefe, die speichert der Computer in einem Chip ab, und das kann ich dann vorwärts, rückwärts nachtauchen.

    Pasch: Wie kommt das Gerät mit Unterwasserströmungen klar?

    Koch: Das Gerät erfasst natürlich die Bewegungen, die der Taucher mit seinen Flossen macht, aber genauso gut erfährt ja der Taucher mit seinen Bewegungen durch die Strömungen, und das erfasst die Turbine genauso als würde er die Flossen bewegen. Zurück an den Ausgangspunkt kommt er, indem er auf dem Gerät eine Taste drückt, die Rückkehrtaste, dann kann er sagen, entweder den gleichen Weg zurück, oder eine Abkürzung, dann kann das Gerät nämlich abkürzen, weil es hat ja diesen Weg durch den dreidimensionalen Raum unter Wasser genau gemerkt. Das Gerät hat übrigens eine neue Technik, das ist ein Oled-Display, also eine selbstleuchtende organische Folie, die auch unter Wasser klar erkennbar direkt den Kurs anzeigt. Das muss man sich vorstellen wie bei einem Flugzeug, das ist ja auch ein dreidimensionaler Raum, wo sich diese bewegen, wie ein ALS, ein Landeanflugsystem, wird dem Taucher gezeigt, wo er denn lang muss, ein bisschen links, bisschen rechts.

    Pasch: Ein weiteres Projekt auf der "boot" betrifft Haie. Sie zu schützen hat sich ein Verein von Biologen und Tauchern vorgenommen. Auf der Ausstellung stellt dieser Verein sein neues Forschungs-U-Boot vor, wie sieht das denn aus?

    Koch: Das ist ein Gitterrohrrahmen. Das Besondere ist, dass darin Taucher sitzen, weil es natürlich oben offen sind, es ist zwar ein Käfig rings rum, aber das sind nur so Streben, die man über dem Kopf hat. Sinn und Zweck der ganzen Aktion ist, dass man die Haie einfach beobachten will. Man weiß praktisch gar nichts. Man weiß, dass die Haie irgendwann einmal große Strecken zurücklegen, aber man weiß nicht, wie sie sich vermehren. Deshalb möchte man mit diesem U-Boot hinter den Haien herschwimmen und diese Stätten finden, wo sich die Haie paaren, wie paaren sie sich, und gerade bei Weißen Haien ist das überhaupt nicht klar, wie das passiert.