Auf den ersten Blick sind es feine Porzellanfiguren, in einfachem Weiß oder bunt bemalt: süße Dackel, Rehe, Tanzbären, Soldaten zu Pferd, ein trommelnder Hitler-Junge. Doch hebt man die Figuren an, dann sieht man sie: modifizierte SS-Runen, das Erkennungszeichen von Heinrich Himmlers SS, der sogenannten „Schutzstaffel“. Diese eingebrannten SS-Runen geben Auskunft darüber, wo und wie die Porzellanfiguren hergestellt wurden.
Himmlers liebstes Nippes
Heinrich Himmler, Chef der SS und enger Vertrauter von Adolf Hitler, hatte eine Vorliebe für Porzellan. Im Jahr 1936 beauftragte er vier Männer, die der SS nahestanden, damit, eine bestehende Porzellanmanufaktur als GmbH zu gründen – die Porzellanmanufaktur Allach-München.
Die Produktion fand am Anfang in einem Gebäude in Allach statt, einem Vorort von München. 1937 wurde sie nach Dachau verlagert – in den SS-Bereich des Konzentrationslagers Dachau. „Es war ein Ausbildungslager der SS“, sagt Albert Knoll, der langjährige Archivar der heutigen KZ-Gedenkstätte Dachau. „Hier fand sozusagen die Schule der KZs statt, hier wurden Wachleute für die KZs ausgebildet.“
Mitten in der Schule für die KZ-Wachleute befand sich die Werkstatt der Porzellanmanufaktur. Hier ließ Himmler die Figuren herstellen. „Die Porzellanmanufaktur ist nicht dafür eingerichtet worden, um mit Verkäufen großen Gewinn zu erzielen, sondern um ideologisch auf die Bevölkerung einzuwirken“, erklärt Albert Knoll.
Porzellan mit SS-Runen im Boden, um die nationalsozialistische Ideologie auch in die Wohnzimmer oder Küchen der Bevölkerung hineinzutragen. Die Figuren wurden verkauft, von Himmler aber vor allem auch verschenkt: an SS-Leute zu Hochzeiten oder Geburtstagen, an Staatsgäste, als Preise bei Turnieren.
Am Anfang wurden die Figuren von zivilen Arbeitskräften und Künstlern hergestellt, später wurden dafür immer mehr Häftlinge eingesetzt. Porzellanfiguren, hergestellt auf dem KZ-Gelände in Dachau mithilfe von Zwangsarbeit.
Wertvolle Sammlerstücke, von Zwangsarbeitern gefertigt
Diese dunkle Geschichte macht die Figuren in bestimmten Sammlerkreisen extrem wertvoll. Bis heute werden die Figuren gehandelt: in Antiquitätenläden, Auktionshäusern, über Kleinanzeigen – überall finden sich Figuren mit SS-Runen im Boden. Manche werden für ein paar Hundert, andere für mehrere Tausend Euro verkauft. Manche werden für ein paar Hundert, andere für mehrere Tausend Euro verkauft. Ganz offen gehandelt werden auch Parteiabzeichen, SS-Dolche, Reichskriegsflaggen und andere Nazi-Devotionalien. Dabei gibt es auch Stücke, die mehrere Zehntausend Euro kosten.
Wie kann es rechtlich in Deutschland möglich sein, mit solchen Dingen heute noch zu handeln? Und wie funktioniert dieser perfide Markt? Die Journalisten vom „Tatort Kunst“-Team gehen der Geschichte des Allacher Porzellans nach.
Das „Tatort Kunst“ Team bei diesem Fall
Hosts: Stefan Koldehoff & Rahel Klein
Recherchen & Skript: Rahel Klein
Headautor & Regie: Sven Preger
Sounddesign: Timo Ackermann
Hosts: Stefan Koldehoff & Rahel Klein
Recherchen & Skript: Rahel Klein
Headautor & Regie: Sven Preger
Sounddesign: Timo Ackermann