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"Nazi-Schlampe"
AfD plant Klage gegen Satiriker Ehring

Die AfD-Politikerin Alice Weidel hatte sich direkt nach ihrer Wahl zur Spitzenkandidatin gegen politische Korrektheit ausgesprochen. Doch dass der Satiriker Christian Ehring sie daraufhin im NDR als "Nazi-Schlampe" bezeichnete, will die AfD ihm nicht durchgehen lassen - und kündigt an: Das werde teuer für Ehring.

01.05.2017
    Der Kabarettist Christian Ehring.
    Der Kabarettist Christian Ehring. (picture alliance / dpa / Georg Wendt)
    "Die politische Korrektheit gehört auf den Müllhaufen der Geschichte." Das hatte Alice Weidel beim AfD-Parteitag in Köln nach ihrer Wahl zur Spitzenkandidatin in einem donnernden Ton gesagt. "Jawoll, Schluss mit der politischen Korrektheit. Lasst uns alle unkorrekt sein", sagte der Satriker Christian Ehring in der am vergangenen Donnerstag ausgestrahlten Episode der NDR-Sendung "extra 3". Und: "Da hat die Nazi-Schlampe doch recht."
    Juristische Prüfung soll am Dienstag vorliegen
    Doch das hatte Weidel offenbar nicht gemeint, als sie die Ära der Political Correctness für beendet erklärte. Zumindest zieht die AfD nun eine Klage gegen Ehring in Erwägung. Parteisprecher Christian Lüth twitterte: "Wir gehen dagegen juristisch vor. Das wird teuer für diesen GEZ-Primitivling."
    Dem "Spiegel" sagte Lüth, man habe den Fall dem Medienanwalt der AfD übergeben. Die Prüfung solle voraussichtlich am morgigen Dienstag vorliegen. Er gehe aber fest davon aus, dass es zu einer Klage gegen Ehring komme. Seine Aussagen seien "beleidigend und verleumderisch" und verletzten Alice Weidels Persönlichkeitsrechte.
    Die AfD hatte sich während der Auseinandersetzung um das Schmähgedicht des Satirikers Jan Böhmermann auf den türkischen Staatschef Erdogan noch auf die Seite der Satire gestellt. Parteichef Meuthen hatte Kanzlerin Merkel einen Kniefall vor Erdogan vorgeworfen, als sie das Strafverfahren gegen Böhmermann wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhaupts zugelassen hatte.
    Böhmermann und extra 3 sind laut AfD nicht vergleichbar
    Diese Fälle seien nicht vergleichbar, argumentiert Parteisprecher Lüth gegenüber dem "Spiegel". Damals sei es um eine ausländische Macht gegangen, die sich in Deutschland einmische. Jetzt seien es zwei deutsche Staatsbürger, die sich streiten. "Die Grenzen von Satire verlaufen dort, wo es sich nur noch um zusammenhanglose, verletzende Beleidigungen handelt", so Lüth.
    Auch der türkische Staatschef jedoch sah sich durch Böhmermann verletzt und beleidigt und klagte auf verschiedenen Ebenen. Erst im Februar untersagte das Landgericht Hamburg Jan Böhmermann, weite Teile des Gedichts zu wiederholen, weil die strittigen Passagen das allgemeine Persönlichkeitsrecht des türkischen Staatspräsidenten Erdogan im Kernbereich berührten.
    Erdogan fühlte sich auch schon von extra 3 ungerecht behandelt
    Auch extra 3 hatte bereits Ärger mit Erdogan. Im Song "Erdowie, Erdowo, Erdogan" vom März letzten Jahres war unter anderem die Textzeile enthalten: "Ein Journalist, der irgendwas verfasst, was Erdogan nicht passt, ist morgen schon im Knast." Nach der Ausstrahlung bestellte das türkische Außenministerium den deutschen Botschafter ein.
    (vic/mw)