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Nazikunst
Schreddern und einschmelzen! Das ist keine Kunst!

Nachdem jüngst mehrere Helden-Skulpturen von Nazi-Künstlern gefunden wurden, streiten Juristen, Kunstkenner und Politiker, wem sie gehören und was damit geschehen soll. Einschmelzen und Spielgeräte für Kinder daraus bauen, meint unser Kommentator Stefan Koldehoff.

Von Stefan Koldehoff | 22.05.2015
    Die Sache mit den Nazis und der Kunst funktioniert immer – auch diesmal wieder. Da haben einige Klein- oder Größerkriminelle im Nachwendechaos 1989 einige Monumentalskulpturen von nazitreuen Kunsthandwerkern wie Josef Thorak und Arno Breker von einem Kasernengelände gestohlen. Nun sind sie aufgeflogen, wahrscheinlich, weil irgendjemand nicht genug abbekommen hat – und schon räumt das Kunstfachblatt "Bild" die Titelseite frei, und der "Spiegel" bereitet, wie zu hören ist, eine "große Geschichte" vor. Schließlich könnte es sein, dass Hitler persönlich sie auf dem Weg ins Büro vor der Berliner Reichskanzlei mal mit dem Ärmel berührt hat.
    Auf politischer Ebene zerbricht man sich unterdessen den Kopf, was mit den angeblichen Kunstwerken nun geschehen soll. Das "Bundesvermögensamt" beansprucht die Riesenrösser und Heroen-Reliefs als Staatsbesitz. Die Kulturstaatsministerin will sie einem Museum übergeben. Und der Anwalt Peter Raue schlägt dafür das Deutsche Historische Museum vor. Warum nur? Warum Geld für den Erhalt von Auftragsarbeiten von Kunsthandwerkern ausgeben, die ihre unabhängige Künstlerseele kurz vor oder kurz nach 1933 an die Nazis verkauft haben – für Staatsateliers und Kunstmedaillen mit Hakenkreuz.
    Was da jetzt gefunden wurde, ist keine Kunst – das ist in Metall gegossene, todlangweilige, belanglose und anbiedernde Propaganda und Menschenverachtung. Das sind Illustrationen einer mörderischen Ideologie. Deshalb: Schmelzt Thoraks Pferde doch einfach ein, und gießt Spielgeräte für Kindergärten daraus. Und schreddert Brekers "Rächer"- und "Kameraden"-Reliefs, um mit ihrem Granit Gehwege neu zu belegen. Vorher kann man sie ja gern noch von allen Seiten fotografieren – für weitere Titelgeschichten.