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NDR setzt konservative Moderatorin Julia Ruhs ab - Ministerpräsidenten kritisieren Entscheidung

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther und Bayerns Ministerpräsident Söder haben den NDR für die Absetzung der Moderatorin Julia Ruhs kritisiert. Ruhs wird künftig das Format "Klar" nicht mehr beim NDR, sondern nur noch beim BR präsentieren.

    Julia Ruhs in der ARD-Talkshow "maischberger" im Studio Berlin Adlershof am 13.05.2025
    Die Journalistin Julia Ruhs (picture alliance/Geisler-Fotopress/Thomas Bartilla)
    Der öffentlich-rechtliche Rundfunk erweise sich mit solchen Entscheidungen einen Bärendienst, zitierten mehrere Medien den CDU-Politiker Günther bei einer Veranstaltung in Kiel, die er am Abend mit der betroffenen Journalistin absolviert hatte. Menschen, die den demokratischen Parteien ein bisschen entglitten, fühlten sich durch solche Entscheidungen bestätigt. Eine Demokratie lebe davon, unterschiedliche Meinungen zu respektieren. Auch CSU-Chef Söder sprach von keinem guten Signal für die Meinungsfreiheit, Pluralität und Toleranz.
    Die Moderatorin Julia Ruhs moderiert das Format "Klar", das Streitfragen aufgreifen soll, "die in der Mitte der Gesellschaft konstrovers diskutiert werden". Künftig soll die Journalistin aber nur noch beim Bayerischen Rundfunk eingesetzt werden. Der NDR trennte sich von ihr. Eine konkrete Begründung nannte der Sender zunächst nicht. Eine Sprecherin sagte der Deutschen Presse-Agentur lediglich, NDR und BR wollten das Format "Klar" mit mehreren Moderatoren und damit mehreren Perspektiven ausbauen. In der offiziellen Pressemitteilung heißt es, wer die Ausgaben des NDR präsentieren werde, stehe noch nicht fest.

    Ruhs: "Cancel Culture"

    Ruhs gilt als dezidiert konservative Stimme. Die 31-Jährige selbst sprach auf X von "Cancel Culture", die dadurch möglich werde, dass den "Chefs der Mut fehlt, sich auch mal querzustellen."
    Beim NDR intern gab es Medienberichten zufolge Kritik an der journalistischen Arbeit der Moderatorin: So sollen 250 Mitarbeiter einen offenen Brief an die Programmverantwortlichen übergeben haben, in dem von handwerklichen Fehlern die Rede ist, unter anderem von der Verletzung journalistischer Sorgfaltspflichten.
    Auch in einer Sitzung des Programmausschusses Anfang Mai soll es Kritik gegeben haben. In einem Sitzungsbericht werden "mangelnde Ausgewogenheit der Sendung" sowie eine "zu starke Emotionalisierung" genannt. Der Verein "Neue deutsche Medienmacher:innen" bezeichnete die erste Ausgabe von Klar mit dem Titel "Migration: Was falsch läuft" als "Tiefpunkt in der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks".
    Diese Nachricht wurde am 18.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.