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Neben Beruf oder Studium

Wir wollen im Grunde erreichen, dass die Teilnehmer ein besseres Verständnis für Fragen des Unternehmertums haben. D.h. man soll überlegen, ob die Nicht-Selbstständigkeit nach dem Studium die alleinige Alternative darstellen kann oder ob unter Umständen die berufliche Selbstständigkeit nicht eine Erfolg versprechendere Alternative ist. Was dann später gemacht wird, ist uns im Grunde gleich. Aber wir stellen schon darauf ab, dass eher innovative Ideen verfolgt werden sollen.

Von Kai Toss | 28.06.2004
    Berichtet Professor Dr. Volker Breithecker vom Duisburger Standort der Hochschule über die Ziele des Angebotes Small business management. Die Qualifizierung bietet studien- oder jobbegleitende Informationen für die Gründung von Klein- oder Kleinstunternehmen. Thomas Trzaska hat sich bereits selbstständig gemacht, bevor er im vergangenen Jahr das Angebot der Uni Duisburg Essen genutzt hat. Seine Geschäftsidee fasst er so zusammen:

    Meine Idee besteht in der Aufnahme von 360-Grad-Fotos. Aber in einer besseren Qualität als heute üblich. Und zwar lassen sich die Fotos, die ich mache, bildschirmfüllend auf dem Computer öffnen. Wir reden da über Auflösungen von bis zu 50 Megapixeln. Daraus mache ich virtuelle Rundgänge. Als Hauptzielgruppe habe ich Baudokumentationen und die Industrie.

    Diese Präsentationen lassen sich dann zum Beispiel von großen Firmen auf Messen einsetzen. Sich über seine unternehmerischen Ziele klar zu werden und diese auch zu formulieren, gehört zu den wichtigsten Zielen des Small-business-Managementkurses. Die Diskussion und der Austausch mit den anderen kreativen Köpfen haben schon so manch vager Idee den letzten Schliff gegeben. Auch konkrete Fehler in finanziellen Planungen sollen vermieden werden.

    Fehler sicherlich in meiner Einschätzung was zum Beispiel laufende Kosten angeht. Hier wurde in dem Seminar sehr ausführlich auch eine Kostenrechnung für ein Beispielunternehmen durchgenommen. Das hat einem doch mal die Augen geöffnet und einen Schritt zurück treten lassen, damit man darüber nachdenkt, kann man diesen Berg überhaupt stemmen? Ist das realistisch, was ich mit meinem Unternehmen vorhabe? Und das zwingt einen doch zu mehr Eigendisziplin.

    Auch wenn es zunächst banal klingt. Die Ausgaben im Unternehmen werden von vielen unterschätzt. Vor allem...

    ...die Summe der Gesamtkosten. Die Personalkosten haben mich doch noch mal sehr überrascht, der Unterschied Netto zu Brutto, vor allem auch die vielen Kleinigkeiten, also die Summe aus dem Ganzen.

    In acht Monaten erwerben die Teilnehmer ihre Grundkenntnisse in den Bereichen Unternehmertum, betriebliches Rechnungswesen und Übernahme von bereits bestehenden Unternehmen. 140 Zeitstunden investieren die Teilnehmer vor allem an Wochenenden, wohlgemerkt zusätzlich zum Studium oder zum Job. Nicht eingerechnet sind dabei die Vor- und Nachbereitungen der Veranstaltungen. Zeit und Mühe, die sich lohnt. So haben sich Thomas Trzasska und Oliver Schwarz während des Seminars kennengelernt. Auch Oliver Schwarz befasst sich mit der neu gegründeten Firma mit dreidimensionalen Darstellungen von Gebäuden auf dem Rechner. Die beiden Exitenzgründer arbeiten nun in einem Büro in Köln zusammen.

    Ich persönlich habe das sbm-Seminar besucht, um den Werdegang für meine Selbstständigkeit vernünftig vorzubereiten. Das war auch eine private Bedingung bei mir Zuhause. Meine Frauz hat gesagt, nur wenn du dir das Grundwissen aneignest und das umfassend ist, dann darfst du auch über private Mittel verfügen.

    Oliver Schwarz hat mit seinem Partner bereits zwei Arbeitsstellen und einen Praktikumsplatz geschaffen. Auch Dr. Thomas Kauffeld hat in diesem Jahr an dem Seminar teilgenommen und die Doppelbelastung Job und Seminar auf sich genommen. Der gelernte Ingenieur hat als Abschlussarbeit mit an einen Businessplan für die Gründung einer Agentur für Wissensmanagement geschrieben. Hierbei geht es um die Aufgabe, wie Wissen in Unternehmen optimal allen Beteiligten zugänglich gemacht wird, damit es beispielsweise nicht zu Problemen kommt, wenn ein wichtiger Mitarbeiter in Urlaub oder krank ist. Wie hart die Doppelbelastung Job und Qualifizierung war, beschreibt er ohne Umschweife:

    Der Schlauch war insbesondere vor der Abschlusspräsentation des Geschäftsberichtes exorbitant. Da darf man sich nicht vertun. Da gehört eine gewisse Belastbarkeit und Spaß an der Arbeit mit dazu. Sonst funktioniert das nicht. Und das Team muss funktionieren. In der letzten Wochen hat vielleicht jeder so zwei Stunden pro Nacht geschlafen.

    Small Business Management - seit fünf Jahren hilft die Uni Duisburg Essen mutigen Zeitgenossen auf die unternehmerischen Sprünge. Professor Breithecker empfindet es als besonders fruchtbar, dass die Mischung aus 80 % Hochschulangehörigen , 20 % Externen, aus Erstsemestern und 60jährigen Teilnehmern eine kretive Atmosphäre schafft.

    Wir können sagen, dass wir in den fünf Jahren etwa 500 Personen durch unsere verschiedenen Kurse geführt haben, etwa 30 Existenzgründungen begleitet haben und damit etwa 100 Arbeitsplätze geschaffen haben. Damit sind wir mehr als zufrieden.