Der Kamerablick geht zum Himmel. Kondensstreifen von Flugzeugen ziehen sich über den Bildausschnitt, schneller und langsamer fliegende Jets, die breite oder schmale Spuren ziehen und zögernd verblassen. Doch dann fällt etwas Merkwürdiges auf: Sobald ein Flugzeug wieder aus dem Bildgeviert hinausfliegt, fliegt an derselben Stelle des Bildrandes ein neues hinein. So geht es immer weiter und erinnert damit ein wenig an die frühen Videospiele mit kleinen Pixelpunkten, die am Bildrand abprallten. Zugleich ziehen die Kondensstreifen so ein immer wechselndes, geometrisches Muster über das Blau, das aus kräftigen und verblassenden Linien besteht und sich stets erneuert, wie ein lebendiges Bild.
Ganz ähnlich die Videoarbeit mit der Fliege, die um eine Glühlampe kreist. Hier hat Takehito Koganezawa überhaupt keine digitalen Eingriffe in das Bild vorgenommen, sondern lediglich die Abspielgeschwindigkeit etwas erhöht, sodass man als Betrachter den Eindruck erhält, die Fliege ziehe regelmäßige, geschwungene Linien durch die Luft und beschreibe damit eine Art flüchtiges, skripturales Kunstwerk. Man denke an Picassos Leuchtmalereien, die er mit geschwungenen Kerzen oder Taschenlampen ausführte und die genau denselben Effekt haben.
Es ist die Einfachheit von Takehito Koganezawas Videoinstallationen, die erstaunt, weil sie zugleich eine immense Vieldeutigkeit heraufbeschwört. In seiner Arbeit "Paint it Black and Erase" von 2010 hat er eine Tischplatte aus Glas mit Penaten-Créme eingeschmiert, darunter eine Videokamera mit dem Objektiv nach oben ausgerichtet und oberhalb der Platte eine helle Lampe. Dann fährt er mit einer oder beiden Händen über die Créme-Schicht, die auf diese Weise immer wieder neue Linien und Verschlingungen zeigt. Für den Betrachter entsteht durch etwas schnelleres Abspielen dieser Performance ein geradezu meditatives, sich ständig veränderndes Linienbild. Es erinnert an manche Malereiexperimente des Informel in den 50er-Jahren, aber damit will der 1974 in Tokio geborene und Anfang der 90er Jahre mit einem Stipendium nach Berlin gekommene Takehito Koganezawa nichts zu tun haben. Zum einen bezieht er sich nachvollziehbar auf die vom Zen-Buddhismus geprägte Tradition der japanischen Kalligrafie, in der das Element der Zeit, des prozesshaften Wandels und der stetigen Veränderung eine zentrale Rolle spielt. Doch allein traditionelle Bezüge würden seine Arbeit nicht so interessant machen. Eingesetzt in einen performativen Zusammenhang, den Koganezawa aus der jüngeren westlichen Kunstgeschichte adaptiert, etwa von Otto Piene oder den Licht-Raum-Modulatoren des Bauhauses, strahlen seine Installationen unter der Spannung zweier sehr verschiedener kultureller Bezugspunkte und vereinigen sie doch zu einem faszinierenden Spiel mit der Abstraktion. Meditative Stille und zugleich die moderne Dynamik des Räumlichen, die völlig untypisch für japanische Tradition ist, ergänzen sich in Koganezawas Arbeiten prächtig.
Insbesondere natürlich in seiner Installation im Hauptraum, "Graffiti of Velocitiy" von 2009, für die der Künstler nächtens die Ringautobahn um Tokio abgefahren ist und dabei die zahllosen Leuchtreklamen abgefilmt hat, die er dann zu abstrakten, rasend schnellen Geflechten aus leuchtenden Linien in den abgedunkelten Raum projiziert. Der Besucher wird selbst zum Teil der bewegten und zugleich stillen Bombardements mit immer neuen Form- und Farbkonstellationen, das zugleich eine erstaunlich beruhigende Wirkung hat. Womöglich ist es dieser Effekt, den sich auch die Betreiber des in Kürze eröffnenden Flughafens Berlin-Brandenburg International von Konganezawas Installationen erhoffen, und haben ihn deshalb beauftragt, eine ziemlich große Halle mit seinen grandiosen stillen Lichterscheinungen zu bespielen. Tausende werden täglich dort verweilen - ein Massenpublikum, das die traditionelle Zeichnung auf Papier, die Koganezawa ebenfalls pflegt, niemals erreichen würde.
Ganz ähnlich die Videoarbeit mit der Fliege, die um eine Glühlampe kreist. Hier hat Takehito Koganezawa überhaupt keine digitalen Eingriffe in das Bild vorgenommen, sondern lediglich die Abspielgeschwindigkeit etwas erhöht, sodass man als Betrachter den Eindruck erhält, die Fliege ziehe regelmäßige, geschwungene Linien durch die Luft und beschreibe damit eine Art flüchtiges, skripturales Kunstwerk. Man denke an Picassos Leuchtmalereien, die er mit geschwungenen Kerzen oder Taschenlampen ausführte und die genau denselben Effekt haben.
Es ist die Einfachheit von Takehito Koganezawas Videoinstallationen, die erstaunt, weil sie zugleich eine immense Vieldeutigkeit heraufbeschwört. In seiner Arbeit "Paint it Black and Erase" von 2010 hat er eine Tischplatte aus Glas mit Penaten-Créme eingeschmiert, darunter eine Videokamera mit dem Objektiv nach oben ausgerichtet und oberhalb der Platte eine helle Lampe. Dann fährt er mit einer oder beiden Händen über die Créme-Schicht, die auf diese Weise immer wieder neue Linien und Verschlingungen zeigt. Für den Betrachter entsteht durch etwas schnelleres Abspielen dieser Performance ein geradezu meditatives, sich ständig veränderndes Linienbild. Es erinnert an manche Malereiexperimente des Informel in den 50er-Jahren, aber damit will der 1974 in Tokio geborene und Anfang der 90er Jahre mit einem Stipendium nach Berlin gekommene Takehito Koganezawa nichts zu tun haben. Zum einen bezieht er sich nachvollziehbar auf die vom Zen-Buddhismus geprägte Tradition der japanischen Kalligrafie, in der das Element der Zeit, des prozesshaften Wandels und der stetigen Veränderung eine zentrale Rolle spielt. Doch allein traditionelle Bezüge würden seine Arbeit nicht so interessant machen. Eingesetzt in einen performativen Zusammenhang, den Koganezawa aus der jüngeren westlichen Kunstgeschichte adaptiert, etwa von Otto Piene oder den Licht-Raum-Modulatoren des Bauhauses, strahlen seine Installationen unter der Spannung zweier sehr verschiedener kultureller Bezugspunkte und vereinigen sie doch zu einem faszinierenden Spiel mit der Abstraktion. Meditative Stille und zugleich die moderne Dynamik des Räumlichen, die völlig untypisch für japanische Tradition ist, ergänzen sich in Koganezawas Arbeiten prächtig.
Insbesondere natürlich in seiner Installation im Hauptraum, "Graffiti of Velocitiy" von 2009, für die der Künstler nächtens die Ringautobahn um Tokio abgefahren ist und dabei die zahllosen Leuchtreklamen abgefilmt hat, die er dann zu abstrakten, rasend schnellen Geflechten aus leuchtenden Linien in den abgedunkelten Raum projiziert. Der Besucher wird selbst zum Teil der bewegten und zugleich stillen Bombardements mit immer neuen Form- und Farbkonstellationen, das zugleich eine erstaunlich beruhigende Wirkung hat. Womöglich ist es dieser Effekt, den sich auch die Betreiber des in Kürze eröffnenden Flughafens Berlin-Brandenburg International von Konganezawas Installationen erhoffen, und haben ihn deshalb beauftragt, eine ziemlich große Halle mit seinen grandiosen stillen Lichterscheinungen zu bespielen. Tausende werden täglich dort verweilen - ein Massenpublikum, das die traditionelle Zeichnung auf Papier, die Koganezawa ebenfalls pflegt, niemals erreichen würde.