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Nerven sparender Parkhaus-Sensor

Technik. – Mit Nobelpreisträgerhilfe könnte schon bald die lästigen Suche im Parkhaus nach einem freien Platz beendet werden. An der Universität des Saarlandes entwickeln Physiker einen Sensor, der den Riesenmagnetwiderstand ausnützt, für den der Jülicher Physiker Peter Grünberg im vergangenen Jahr den Nobelpreis erhielt.

Von Frank Grotelüschen |
    Kennen Sie das? Draußen am Parkhaus zeigt das Schild 50 freie Plätze an. Drinnen aber muss man minutenlang herumkurven, um endlich einen freien Parkplatz ausfindig zu machen – um den man womöglich noch mit anderen Autofahrern zanken muss. Das aber könnte bald der Vergangenheit angehören – glaubt ein Forscher der Uni Saarbrücken.

    "”Das Parkhaus würde nicht wie heute bloß anzeigen, wie viele Parkplätze noch frei sind. Sondern es würde jedem einzelnen Autofahrer mitteilen, wo die freien Parkplätze zu finden sind","

    sagt Haibin Gao – ein Chinese, der als Physiker an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken arbeitet. Die Basis des intelligenten Parkhauses ist ein neuer Sensor, den Gao und seine Leute entwickelt haben. Gao:

    "”Der Sensor funktioniert nach demselben Prinzip wie der Lesekopf einer Festplatte. Er basiert auf der großen Erfindung von Peter Grünberg, der im letzten Jahr den Physiknobelpreis erhalten hat.""

    Grünberg hatte in den 80er Jahren den GMR-Effekt entdeckt, auch Riesenmagnetowiderstand genannt. Mit Hilfe dieses Effekts lassen sich extrem kleine Änderungen eines Magnetfeldes messen. Beim Lesekopf einer Festplatte nutzt man das aus, um die Speicherkapazität zu steigern. Die Forscher aus Saarbrücken spüren damit Autos auf. Gao:

    "”Jedes Auto stört das Erdmagnetfeld ein wenig, schließlich besteht es zum Großteil aus Metall. Diese Störung ist ziemlich klein, weniger als ein Prozent des Erdmagnetfelds. Deshalb müssen wir einen sehr empfindlichen Magnetsensor verwenden. Und mit diesem Sensor können wir den magnetischen Fingerabdruck eines Fahrzeugs messen.""

    Im Parkhaus würde man jeden Parkplatz mit einem solchen Sensor bestücken. Er könnte feststellen, ob der Platz frei ist oder belegt. Der Messwert wird an einen Zentralrechner gemeldet. Und über ein Display am Eingang des Parkdecks zeigt der Rechner den Autofahrern dann an, wo genau noch Plätze frei sind. Doch Haibin Gao sieht noch eine zweite Anwendung für seinen hochsensiblen Magnetsensor – nämlich für Verkehrsleitsysteme. Damit die funktionieren, müssen Sensoren laufend den Verkehrsfluss erfassen und messen, wie viele Autos gerade auf welchen Straßen rollen. Heute nimmt man dazu unter anderem Induktionsschleifen. Sie sind, zum Beispiel vor Ampeln, in den Asphalt eingelassen. Durch die Drahtschleifen fließt ein elektrischer Strom, der ein elektromagnetisches Feld erzeugt. Fährt ein Auto drüber, wird das Feld messbar verändert. Soweit, so gut – aber, so Gao:

    "”Die Induktionsschleifen haben Nachteile: Will man sie einbauen oder austauschen, muss man die Fahrbahn aufreißen, die Straße sperren und den Verkehr umleiten. Und das kostet Zeit und Geld. Unser Sensor dagegen muss nicht in der Fahrbahn sitzen, sondern kann auch neben oder über der Straße angebracht werden. Er lässt sich also leicht und kostengünstig installieren.""

    Die Forscher haben ihren Sensor bereits getestet – an einer Autobahn und auch in einem Parkhaus. Bislang ist er in etwa so groß wie eine Zigarettenschachtel und würde industriell gefertigt etwa 100 Euro pro Stück kosten. Nun arbeitet Gao und seine Kollegen daran, den Sensor kleiner und billiger zu machen. Gelingt das, könnte er schon bald das lästige Herumkurven im Parkhaus überflüssig machen.