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Netzausbau auf Hochtouren

Internet. - Bandbreite ist nach einer OECD-Studie der Treibstoff für das Wachstum der Industrienationen. Ein Drittel des Wirtschaftswachstums bis 2011 ist nach Ansicht der Organisation nur zu erzielen, wenn die technischen Möglichkeiten der Breitbandkommunikation optimal genutzt werden. Viele Internetzugangsprovider in Deutschland bauen ihre Netze derzeit aus, um den Endkunden hohe Bandbreiten direkt ins traute Heim zu bringen.

Moderation: Uli Blumenthal |
    Uli Blumenthal: Die Computermesse Systems in München ist der geeignete Ort für die Mobilfunk- und Internet-Branche, um sich über die in immer kürzeren Abständen ändernden Kommunikationsmärkte zu informieren. Gerd Pasch in München. Was sind die Gründe für den nach wie vor ungestillten Breitband-Hunger?

    Gerd Pasch: Einmal das Multimedia im Internet, das sorgt für wachsende Datenmengen. Jeder zweite Deutsche hat schon seine eigene Homepage, viele Nutzer zeigen darauf eigene Videos und Bilder. Suchmaschinen und Auktionsplattformen erhöhen den Datenverkehr. Und die verschobene Datenmengen am Tag summieren sich immerhin auf einen 500 Meter hohen Turm von DVDs. Und zum anderen "Triple play" - Telefonie, Radio und Fernsehen über das Internet lassen die Anschlusskapazitäten ansteigen. HDTV, das digitale Hochzeilenfernsehen, funktioniert erst ab acht Megabit pro Sekunde für ein Programm so wirklich gut über das Internet. Downloads von Musik und Radioprogrammen kommen hinzu. Und was auch viel Traffic erzeugt sind die Online-Spiele und Konferenzen im Internet.

    Blumenthal: Und mit welchen Verbindungstechniken lässt sich dieser große Datendurchsatz erreichen?

    Pasch: Im Nahbereich sind es immer noch die Kupferleitungen. Aber die sind auch noch ausbaufähig, aber nur im "Inhouse", wenn nur wenige Meter überbrückt werden müssen. Beim schnellen DSL, dem VDSL, - das ist die Leitungslänge von unter einem Kilometer - da werden heute in einigen Großstädten Anschlussgeschwindigkeiten von bis zu 40 Megabit pro Sekunde real erreicht. Und in dieser Größenordnung stehen auch drahtlose Zugangsnetze wie WiMAX zur Verfügung. So ein Funknetz wird gerade aufgebaut, hat allerdings den Nachteil, dass eine mögliche gesundheitliche Gefährdung durch elektromagnetische Strahlung erfolgt. Es bleibt also der Lichtwellenleiter, die Glasfaser. Auf der werden ja heute schon die Daten bis an den Ortsverteiler herangeführt, ausgekoppelt und auf der so genannten letzten Meile über Kupfer zum Nutzer gebracht. Wird diese letzte Meile auch in Glasfaser ausgelegt, dann können ins Haus stabile 100 Megabit pro Sekunde Datendurchsatz geliefert werden. Rund zehn Prozent der Haushalte in Fernost sind mit diesem FTTB bereits versorgt. FTTB steht für "fiber to the building".

    Blumenthal: Hier in Köln gibt es einen Anbieter, der schon drei "Veedel", wie man hier sagt, ausstattet mit Glasfasertechnik. Was muss getan werden, um das wirklich breit in den Markt zu bringen, um viele Teilnehmer anzubringen an diese Technik?

    Pasch: In München baut auch der regionale Netzprovider so ein System auf. Es ist ein paralleles System, da werden zu den Kupferleitungen auch Glasfasernetze verlegt. Dafür müssen nicht unbedingt die Straßen aufgerissen werden. Wenn es aber nicht anders geht, wird ein relative kleines dünnes Kabel oder besser ein Rohr gebohrt, verlegt. Die Anbindung im Gebäude, in den Technikraum eines Mehrfamilienhauses oder eines Bürocenters, das erfolgt über ein so genanntes Mikrorohr von vier Zentimetern Durchmesser, also nicht größer als ein Tischtennis-Ball. In dem Rohr liegt dieser Lichtwellenleiter. Das Rohr lässt sich mit einem Bohrer durch Erdreich und durch die Wände treiben. Im Hausanschlussraum muss dann ein Entkoppler die Lichtsignale umwandeln für den Weitertransport auf die Kupferleitung. Und zum anderen steht da auch noch ein Verteiler, der je nach Dienst die Signale auf die Telefondose oder den Kabelfernsehanschluss legt oder auf den Internet-Router. In München will man bis zum Jahr 2011 60 Prozent aller Wohneinheiten damit versorgt sein.


    Blumenthal: Ganz kurze Frage nach den Kosten dieser Anwendung?

    Pasch: Dieses neue Glasfasernetz soll genauso teuer sein wie das bisherige DSL- oder ADSL2+-Angebot, und dafür aber bis zu fünf mal mehr Datenrate ermöglichen.