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Neu im Kino
Jolie als dunkle Fee

Die Kinoneustarts sind in dieser Woche vielseitig: In einer Dokumentation wird die Welt geordnet und in der Westernkomödie "A Million Ways to Die in the West" sehr kurzweilig gestorben. Ins Land der Fantasie führt uns Angelina Jolie als dunkle Fee "Maleficent".

Von Jörg Albrecht |
    Angelina Jolie spielt die böse Fee in "Maleficent".
    Angelina Jolie spielt die böse Fee in "Maleficent". (picture alliance / dpa)
    Dreieinhalb Jahre sind seit ihrem letzten Film "The Tourist" vergangen. Dass einem die Jolie-freie Zeit im Kino gar nicht so lang vorgekommen ist, liegt an der anhaltenden Medienpräsenz von Hollywoods Glamourpaar Nr. 1 Jolie und Pitt. Für ihr Leinwandcomeback hat die bestbezahlte Schauspielerin der Welt eine Figur aus der Disney-Verfilmung des Märchens von Dornröschen aus dem Jahr 1959 gewählt. Angelina Jolie spielt die dunkle Fee Maleficent, die aus Rache die Königstochter mit einem Fluch belegt.
    "Noch bevor die Sonne an ihrem 16. Geburtstag untergeht, wird sie in einen todesähnlichen Schlaf fallen."
    Als Maleficent darf Angelina Jolie vor allem eins sein: schön. Und der Film, der Motive aus "Dornröschen" mit Elementen aus "Avatar" und "Der Herr der Ringe" verknüpft, gibt ihr dazu reichlich Gelegenheit. Regiedebütant Robert Stromberg schwelgt mit seinen Close-ups, die an alte Aufnahmen von Greta Garbo oder Marlene Dietrich erinnern, in Jolies makellosem Gesicht.
    "Ich weiß, dass du da bist. Hab´ keine Angst! – Ich habe keine Angst. – Dann komm raus! – Dann wirst du Angst haben."
    Erst die Umstände – hier ist es ein machtgieriger König – haben Maleficent auf die dunkle Seite gezogen und zur rächenden Amazone werden lassen. "Maleficent" ist die One-Woman-Show der Jolie und mehr modernes Fantasy-Abenteuer als klassischer Märchenfilm.
    "Maleficent – Die dunkle Fee": empfehlenswert.
    "Alles hier draußen – außer mir selbst – will dich töten. Gesetzlose, wütende Besoffene, geldgierige Huren, hungrige Tiere, Krankheiten, schwere und harmlose Verletzungen, Indianer, das Wetter. Du kannst sogar beim Kacken draufgehen."
    Ob die Sprüche, die Komiker Seth MacFarlane in "A Million Ways to Die in the West" abfeuert, ins Schwarze treffen, dürfte stark davon abhängen, ob man über das Füllhorn von Zoten, Sarkasmus und Anachronismen lachen kann. Davon gibt es nämlich im Überfluss in der Geschichte um einen feigen Schafhirten mit großer Klappe, der sich ausgerechnet mit der Frau des schießwütigsten Banditen im ganzen Wilden Westen einlässt. Das Westerngenre zum Komödienstadl zu machen, ist eine Idee, die schon viele hatten: von Laurel und Hardy über Mel Brooks bis Michael "Bully" Herbig. Im Gegensatz zum letztjährigen Flop "Lone Ranger" ist diese Wild-West-Show, in der auch Charlize Theron und Liam Neeson mitmischen, zumindest kurzweilig.
    "A Million Ways to Die in the West": zwiespältig.
    "Vollendet im Jahr 438 vor Christus: der Parthenon. Die alten Griechen waren Meister der Täuschung. Auch wenn das Fundament des Parthenon mit bloßem Auge gerade wirkt, ist es in Wahrheit schief."
    Die Kunst der Täuschung hat die Amerikanerin Patricia Highsmith in ihren Romanen zur Perfektion gebracht. Keine ihrer Figuren sollte sich auf ihre Augen verlassen oder ihre Eingebungen. Das gilt auch und insbesondere für das Trio, das im Mittelpunkt der in Griechenland spielenden Geschichte "Die zwei Gesichter des Januars" steht. Ein junger Mann, der auf der Akropolis als Fremdenführer arbeitet, begegnet Anfang der 1960er-Jahre einem amerikanischen Ehepaar, dessen Lebensstil ihn fasziniert. Als er erfährt, dass das Paar von der Polizei gesucht wird und sogar einen Mord begangen haben könnte, steht er vor einer schwierigen Entscheidung: Soll er den beiden helfen oder sie verpfeifen?
    "Sie wünschen sich bestimmt, Sie hätten uns nie getroffen. – Nein. Ich bin sogar ganz froh."
    Konzentriert auf sein Figuren-Dreieck, das von Viggo Mortensen, Kirsten Dunst und Oscar Isaac verkörpert wird, entwickelt sich "Die zwei Gesichter des Januars" zu einem eleganten, atmosphärisch dichten, letztlich aber zu spannungsarmen Psychoduell mit sanften Anklängen an Hitchcock.
    "Die zwei Gesichter des Januars": akzeptabel.
    "Ist es alles nur Zufalls-Mutation oder drückt sich eine gewisse Ordnung aus, dass sich in dem Muster der Schildkröte sich die Urgeheimnisse in der ganzen Weltordnung widerspiegeln?"
    Warum nicht gleich ganz groß anfangen mit der göttlichen Ordnung? Es geht aber auch eine Nummer kleiner:
    "Und was bringen sie bei den Verkehrsmeldungen? Auch alles, was rumliegt auf der Autobahn. ... Ich zähle aber nur die Sachen, Paul, die einem auch gefallen."
    Sei es der Rentner, der zum Spaß auflistet, was Autos während der Fahrt verlieren, oder der Wissenschaftler, der Mikroben sammelt und katalogisiert: Ihr Tun ist durch einen ausgeprägten Ordnungssinn gekennzeichnet. Die beiden Dokumentarfilmer Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier zeigen Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Welt in Ordnung zu bringen. Von Bürokraten, komischen Käuzen und Weltverbesserern handelt diese immer interessante, unkommentierte Dokumentation, die zeitweise den Eindruck einer Realsatire macht.
    "Vom Ordnen der Dinge": empfehlenswert.