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Neuausrichtung von Chiphersteller Intel
Kernfragen

Das Unternehmen Intel ist nicht mehr das, was es einmal war. Wo es lang geht bei IT-Geräten, sagen mittlerweile Unternehmen wie Apple, Samsung und die britische ARM. Vor diesem Hintergrund fand nun die Intel-Entwicklerkonferenz im chinesischen Shenzhen statt. Über neue Chips war da einiges zu erfahren und viel über den Konzern selbst.

Von Achim Killer | 11.04.2015
    "Es gibt eine Redensart, die meiner Meinung nach sagt, was China und Intel tun: Arbeite zusammen und gewinne gemeinsam."
    Brian Krzanich, der Chief Executive Officer des größten Chip-Konzerns, erweist dem größten Markt für Elektronikkomponenten seine Referenz. Das Intel Developer Forum in Shenzhen. Für den bei solchen Veranstaltungen unumgänglichen Show-Effekt sorgen Eingabegeräte für die berührungslose Gestensteuerung. RealSense, eine 3D-Kamera für PCs, die der Konzern jetzt aufs Smartphone-Format geschrumpft hat, und Curie, ein Bewegungs-Sensor, mit dem der CEO Roboter-Spinnen kommandiert. In China wird ein Großteil der Technik verbaut, die Intel entwickelt, Flash-Disk etwa, deren Zellen dreidimensional angeordnet sind.
    "Wir haben kürzlich unsere 3D-NAND-Technik angekündigt. Sie ermöglicht es beispielsweise, zehn Terabyte an Daten auf einer Zweieinhalb-Zoll-Flash-Disk zu speichern. Das bringt Innovation, Geräteformate und Kapazitäten, wie sie zuvor nie möglich waren."
    Mit einer Strukturbreite von 16 Nanometern werden die Chips gefertigt. Das ist sinnig. Bei Speichern ist weniger immer mehr. Weniger Abstand zwischen den Funktionselementen bedeutet mehr Kapazität. Bei Prozessoren ist Intel noch weiter. Auf dem Developer Forum präsentiert Krzanich Atom-Chips mit nur 14 Nanometer Strukturbreite.
    "x7 und x5 sind die ersten in 14-Nanometer-Technik gefertigten System-on-Chip-Bausteine für das gehobene und das mittlere IT-Segment. Sie werden für alle Betriebssysteme verfügbar sein."
    Bei Prozessor-Chips aber stellt sich die Frage: Was anfangen mit dem gewonnenen Platz? Mehr Kerne packen die Designer gerne drauf. Das nützt aber nur bedingt, weil die meiste Software nicht parallel verarbeitet werden kann. In seine Atom-Systeme integriert Intel deshalb lieber mehr Grafik-Verarbeitungseinheiten. Und fürs Hochleistungsrechenzentrum hat der Konzern eine Beschleunigerkarte in 14-Nanometer-Technik in der Entwicklung, Xeon Phi. Je mehr da draufpasst, umso besser. Ansonsten aber sucht er nach Funktionen, die sich integrieren lassen.
    Der Chip-Designer Altera hätte da gut gepasst. Der entwickelt FPGAs, Verarbeitungseinheiten, die sich nachträglich programmieren und umprogrammieren lassen.Für "field programmable" steht das Kürzel. Altera hätte die größte Übernahme in der Konzerngeschichte werden sollen. Aber noch während die Entwicklerkonferenz in China läuft, werden die Übernahme-Verhandlungen in den USA scheinbar abgebrochen. Intel sucht weiter nach seinem Platz in einer veränderten IT-Landschaft. Das Geschäft mit dem mobilen Internet machen andere, auch wenn der CEO in China mit Erfolgsmeldungen zu beeindrucken sucht.
    "Im letzten Jahr haben wir angekündigt, dass wir es auf 40 Millionen Tablets bringen wollen. Nun: Wir haben 2014 46 Millionen Chips ausgeliefert – für einen Mix aus Android- und Windows-Systemen."
    Allerdings ist das bei einem Weltmarkt von weit über 200 Millionen verkaufter Geräte nicht gar so viel. Damit, dass er Vollsortimenter ist, versucht der Konzern noch zu punkten, damit, dass seine Prozessoren fürs Rechenzentrum, für PCs, Smartphones und Tablets ähnliche Architekturen haben. Ein Firmware-Programmierwerkzeug stellt der Software General Manager Doug Fisher dafür in China vor, die Firmware Engine.
    "Sie bietet eine einfache grafische Benutzeroberfläche, um Firmware für unsere Plattformen zu schreiben. Sie ist ab sofort für Quark und Atom verfügbar."
    Quark ist Intel's Prozessor fürs wearable Computing und fürs Internet der Dinge. Da will der Konzern auf jeden Fall wieder voll dabei sein.