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Neubeginn mit einem ''alten Hasen''

Seit vergangenen Freitag führt wieder ein alter Bekannter die Geschicke der deutschen Vertretung von Hewlett Packard. Bis März 2000 hatte Jörg Menno Harms über acht Jahre lang über die Geschäfte des IT-Großkonzerns hierzulande gewacht, bevor er nicht ganz freiwillig aus seinem Amt schied. Um tiefgreifende Umstrukturierungen in diesem wichtigen Markt durchzuführen, setzt HP jetzt erneut auf den erfahrenen Manager.

Peter Welchering |
    So ganz freiwillig hatte Jörg Menno Harms im Frühjahr 2000 als Vorstandschef die Brücke bei Hewlett Packard Deutschland nicht geräumt, wie er heute bereitwillig zu Protokoll gibt. Carly Fiorina, die neue HP-Chefin, wollte damals weg vom Image des Technologiekonzerns, setzte dazu vor allem auf pure Größe und gab betriebswirtschaftlichen gegenüber technologischen Kriterien den Vorrang. Damit aber, so meinte der damalige Deutschland-Geschäftsführer Harms, könne man in Europa nicht punkten und stieg aus. Heute sieht der von der US-Spitze des Unternehmens erneut umgarnte Manager das so: "Das wurde damals - Ich denke da an ein Magazin aus Hamburg - besonders extrem interpretiert, wie das eben so ist." Mit Harms kehrt jetzt der bis zum Jahr 2000 erfolgreiche Technologiekurs in die deutsche Niederlassung zurück – unter dem Beifall der Branche, der Kunden und nicht zuletzt auch der Mitarbeiter. Der neue alte HP-Chef zu dem erheblichen Vertrauensvorschuss: "Ich bin akzeptiert bei der Belegschaft, ich bin akzeptiert im Markt und ich kenne den Markt. Und ich glaube, dass ich allein deswegen einen guten Beitrag leisten kann. Aber es wird schwer werden."

    Von dieser Akzeptanz im Markt lebte Harms mit seiner Unternehmensberatung in den vergangenen zweieinhalb Jahren indes ebenfalls nicht schlecht: "Die Menno Harms GmbH muss seit 1. November auf ihren Geschäftsführer verzichten, denn dass beisst sich mit meiner neuen Aufgabe. Die GmbH wird nicht geschlossen, sondern eher eingemottet." Sprecher: Damit bleibt Harms auch weiterhin unabhängig vom HP-Management in den USA. Der Experte betreibt durchaus Understatement, kann er doch jederzeit als Technologieexperte und Unternehmensberater seinen Weg unabhängig von HP gehen, wenn das US-Management bei seiner Auslegung einer Neuausrichtung des Konzerns nicht mitziehen will: "Das werden wir dann entscheiden. Aber es ist in der Tat möglich, dass man dann weiter macht."

    Das aber erscheint eher unwahrscheinlich, denn noch nie hatte ein Deutschland-Geschäftsführer so viele Freiheiten bei Hewlett Packard wie sie jetzt Harms eingeräumt werden. Und der wird sie nutzen, etwa bei der Integration des fusionierten Compaq-Zweiges: "Wir werden manches anders machen in Zukunft als in der Vergangenheit, da habe ich gar keinen Zweifel. Wichtig ist, dass wir die vielen neuen Mitarbeiter integrieren und wir hier ein Klima des Vertrauens schaffen und uns um die Kunden kümmern." Die anstehenden Strukturveränderungen will Harms zügig umsetzen: "Wir müssen das möglichst zügig und sozial verträglich hinbekommen, denn sonst leidet die ganze Stimmung im Unternehmen und das ist sehr unproduktiv." Die wirtschaftlich schlechte Situation und der geplante Stellenabbau sind die beiden großen Handicaps des neuen - alten - Geschäftsführers. Harms will das offensiv angehen: "Ich werde mit Leuten reden, ich werde mit Managern in allen Bereichen sprechen und mir so ein Bild verschaffen,. Ich werde auch mit den Betriebsräten sehr stark zusammen arbeiten – wir müssen das gemeinsam machen."

    Dabei setzt Harms stärker als seine beiden Vorgänger und wesentlich stärker als das Management in den USA auf Technologien für das mobile Computing. Er peilt schon heute die Technologie für unternehmensweite Anwendungen nach UMTS an. Harms ist ein Technologievisionär, aber einer, der die betriebswirtschaftlichen Regeln beherrscht: "Die Regeln heißen, dass man im internationalen Bereich, als Tochter eines weltweit agierenden Konzerns immer zehn bis zwanzig Prozent besser sein als die Mutter."