Lothar Guckeisen: Diplom und Magister sind Auslaufmodelle. Auch an deutschen Hochschulen gehört die Zukunft den Bachelor- und Masterabschlüssen und damit ist auch eine Hoffnung verbunden, nämlich dass deutsche Studenten künftig ihren Abschluss schneller in der Tasche haben, also dass die Studienzeiten kürzer werden. Im internationalen Vergleich brauchen die Studenten nämlich hierzulande deutlich länger bis zum Examen. Wird das künftig wirklich anders, geht es mit Bachelor- und Masterstudiengängen automatisch schneller? Das hat die Hochschulinformationssystem GmbH, kurz HIS, wissenschaftlich untersucht. Astrid Schwarzenberger, Mitautorin der Studie, wie lautet Ihre kurze Antwort, ja oder nein?
Astrid Schwarzenberger: Eine kurze Antwort muss nein heißen.
Guckeisen: Das bedarf natürlich einer Erklärung.
Schwarzenberger: Genau. Es ist festzuhalten, dass es nicht einzig die Untergliederung des Studiums in zwei Stufen ist, in Bachelor- und Masterphase, die kürzere Studienzeiten gewährleisten könnte. Natürlich muss man sagen, dass diejenigen Studierenden, die bereits nach dem Bachelorabschluss aufhören zu studieren, dass die dann in der Gesamtstudiendauer weniger aufzuweisen haben als diejenigen Studierenden, die heute bis zum Diplom studieren oder die dann künftig vielleicht auch noch den Masterabschluss machen. Wenn man aber beide Studienphasen jetzt betrachtet, und das wäre ja nur der gerechte Vergleich zu einem bisherigen Diplom oder Magister, dann kann man sagen, allein diese Gliederung in zwei Phasen hat nicht den Einfluss.
Guckeisen: Wie sind Sie zu dem Ergebnis gekommen? Diese Studiengänge sind ja in Deutschland noch relativ jung, hier hat man ja noch gar keine Erfahrungswerte.
Schwarzenberger: Wir haben deswegen eine internationale Studie durchgeführt, mit der wir überprüfen wollten, welche Bedingungsfaktoren es denn gibt, die Studienzeiten beeinflussen können in diesem oder jenem Sinne, sie verlängern oder verkürzen könnten und haben uns da fünf Länder ausgesucht. Zwei, die traditionelle Bachelor- und Masterstrukturen, England und Kanada und drei, Dänemark, Niederlande und Österreich, wo diese zweistufigen Studienstrukturen erst vor relativ kurzem eingeführt wurden und das auch in verschiedener Art und Weise. In den Niederlanden alles auf einen Schlag, in Österreich wie in Deutschland ganz sukzessive.
Guckeisen: Kann man denn, Sie haben eine Vergleichsstudie gemacht, internationale Konsequenzen daraus ziehen und welche? Kann man daraus gerade etwas für die Umstellung hier in Deutschland lernen?
Schwarzenberger: Auf jeden Fall, nämlich dass es ein großes Geflecht von Gründen gibt, die für die Studiendauer von Bedeutung sind. Zunächst mal ist klar, dass die Studiendauer durch das Verhalten der Studierenden beeinflusst wird, jetzt meinen wir aber nicht so sehr das persönliche individuelle Verhalten sondern es gibt wiederum Faktoren, die das beeinflussen. Das sind zunächst mal Zugangsbedingungen zum Hochschulsystem, dann die Studienbedingungen und -finanzierung während des Studiums, Arbeitsmarktkriterien und sehr am Rande, weil sie eher indirekt wirken, auch noch Qualitätsbewertung von Hochschulen und Hochschulfinanzierungsfragen.
Guckeisen: Wie sieht es da in Deutschland aus, gerade wenn man diese Kriterien zugrundelegt?
Schwarzenberger: Was wir feststellen konnten, dass Studienfinanzierung in dem Sinne eine Rolle spielt, was Studienzeiten betrifft ist, dass in allen untersuchten Ländern Unterstützungssysteme, Stipendien wie auch Darlehen an die Studiendauer geknüpft sind, das heißt über so ein Konzept wie Regelstudienzeit hinaus wird etwa ein Stipendium nicht mehr oder nur noch ein Jahr zusätzlich gewährt, manchmal sind sogar Darlehen an eine solche Regelstudienzeit geknüpft.
Guckeisen: Gibt es noch weitere? Sie haben einige Faktoren aufgezählt, damit es hier in Deutschland auch schneller gehen könnte. Was müsste man hier einrichten oder beachten bei der Umstellung, damit die Hoffnungen, die man am Anfang hatte, auch eingelöst werden?
Schwarzenberger: Als wichtigster der Faktoren erscheint uns der Bereich Studienbedingungen. Da gibt es natürlich verschiedene Facetten und da ist besonders wichtig ein verbindlicher Studienablauf. Das ist besonders in England und Kanada sehr stark ausgeprägt, und da werden in der Tat auch die Studienzeiten eingehalten, da gibt es also sehr starke Vorgaben, welche Module in welcher zeitlichen Abfolge studiert werden können.
Guckeisen: Also aufeinander aufbauende Studieninhalte mit klarer Zeitvorgabe für Prüfungen und was die Inhalte anbelangt. Das bedeutet aber auch eine Verschulung des Studiums. Ist das der Preis, den man dann zu zahlen hätte?
Schwarzenberger: Ich denke, das kommt auf die konkrete Ausgestaltung an, aber eine gewisse Tendenz zur Verschulung mag da gegeben sein. Wie man damit umgeht, ob man das akzeptiert, das steht dann wieder auf einem anderen Blatt. Wir konnten nur feststellen, dass es offensichtlich sinnvoll ist, wenn es einem darum geht, Studienzeiten zu verringern oder verkürzen.
Guckeisen: Diese straffere Organisation des Studiums, also diese Gliederung in Module, bedeutet aber auch, dass man weniger flexibel wäre, um nebenher beispielsweise zu jobben. Das bedeutet dann allerdings mehr Stress für Leute mit schmalem Geldbeutel. Kann man diesen Schluss so ziehen?
Schwarzenberger: Nicht unbedingt. Es ist schon auffällig, dass in Kanada, eines der Länder, wo eben Studienzeiten eingehalten werden, die mit 19 Wochenstunden durchschnittlich höchste Zeit auf Erwerbstätigkeit verwendet wird von den Studierenden und trotzdem ist es ihnen offensichtlich möglich, ihr Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen. Das kann so nicht der einzige Punkt sein.
Astrid Schwarzenberger: Eine kurze Antwort muss nein heißen.
Guckeisen: Das bedarf natürlich einer Erklärung.
Schwarzenberger: Genau. Es ist festzuhalten, dass es nicht einzig die Untergliederung des Studiums in zwei Stufen ist, in Bachelor- und Masterphase, die kürzere Studienzeiten gewährleisten könnte. Natürlich muss man sagen, dass diejenigen Studierenden, die bereits nach dem Bachelorabschluss aufhören zu studieren, dass die dann in der Gesamtstudiendauer weniger aufzuweisen haben als diejenigen Studierenden, die heute bis zum Diplom studieren oder die dann künftig vielleicht auch noch den Masterabschluss machen. Wenn man aber beide Studienphasen jetzt betrachtet, und das wäre ja nur der gerechte Vergleich zu einem bisherigen Diplom oder Magister, dann kann man sagen, allein diese Gliederung in zwei Phasen hat nicht den Einfluss.
Guckeisen: Wie sind Sie zu dem Ergebnis gekommen? Diese Studiengänge sind ja in Deutschland noch relativ jung, hier hat man ja noch gar keine Erfahrungswerte.
Schwarzenberger: Wir haben deswegen eine internationale Studie durchgeführt, mit der wir überprüfen wollten, welche Bedingungsfaktoren es denn gibt, die Studienzeiten beeinflussen können in diesem oder jenem Sinne, sie verlängern oder verkürzen könnten und haben uns da fünf Länder ausgesucht. Zwei, die traditionelle Bachelor- und Masterstrukturen, England und Kanada und drei, Dänemark, Niederlande und Österreich, wo diese zweistufigen Studienstrukturen erst vor relativ kurzem eingeführt wurden und das auch in verschiedener Art und Weise. In den Niederlanden alles auf einen Schlag, in Österreich wie in Deutschland ganz sukzessive.
Guckeisen: Kann man denn, Sie haben eine Vergleichsstudie gemacht, internationale Konsequenzen daraus ziehen und welche? Kann man daraus gerade etwas für die Umstellung hier in Deutschland lernen?
Schwarzenberger: Auf jeden Fall, nämlich dass es ein großes Geflecht von Gründen gibt, die für die Studiendauer von Bedeutung sind. Zunächst mal ist klar, dass die Studiendauer durch das Verhalten der Studierenden beeinflusst wird, jetzt meinen wir aber nicht so sehr das persönliche individuelle Verhalten sondern es gibt wiederum Faktoren, die das beeinflussen. Das sind zunächst mal Zugangsbedingungen zum Hochschulsystem, dann die Studienbedingungen und -finanzierung während des Studiums, Arbeitsmarktkriterien und sehr am Rande, weil sie eher indirekt wirken, auch noch Qualitätsbewertung von Hochschulen und Hochschulfinanzierungsfragen.
Guckeisen: Wie sieht es da in Deutschland aus, gerade wenn man diese Kriterien zugrundelegt?
Schwarzenberger: Was wir feststellen konnten, dass Studienfinanzierung in dem Sinne eine Rolle spielt, was Studienzeiten betrifft ist, dass in allen untersuchten Ländern Unterstützungssysteme, Stipendien wie auch Darlehen an die Studiendauer geknüpft sind, das heißt über so ein Konzept wie Regelstudienzeit hinaus wird etwa ein Stipendium nicht mehr oder nur noch ein Jahr zusätzlich gewährt, manchmal sind sogar Darlehen an eine solche Regelstudienzeit geknüpft.
Guckeisen: Gibt es noch weitere? Sie haben einige Faktoren aufgezählt, damit es hier in Deutschland auch schneller gehen könnte. Was müsste man hier einrichten oder beachten bei der Umstellung, damit die Hoffnungen, die man am Anfang hatte, auch eingelöst werden?
Schwarzenberger: Als wichtigster der Faktoren erscheint uns der Bereich Studienbedingungen. Da gibt es natürlich verschiedene Facetten und da ist besonders wichtig ein verbindlicher Studienablauf. Das ist besonders in England und Kanada sehr stark ausgeprägt, und da werden in der Tat auch die Studienzeiten eingehalten, da gibt es also sehr starke Vorgaben, welche Module in welcher zeitlichen Abfolge studiert werden können.
Guckeisen: Also aufeinander aufbauende Studieninhalte mit klarer Zeitvorgabe für Prüfungen und was die Inhalte anbelangt. Das bedeutet aber auch eine Verschulung des Studiums. Ist das der Preis, den man dann zu zahlen hätte?
Schwarzenberger: Ich denke, das kommt auf die konkrete Ausgestaltung an, aber eine gewisse Tendenz zur Verschulung mag da gegeben sein. Wie man damit umgeht, ob man das akzeptiert, das steht dann wieder auf einem anderen Blatt. Wir konnten nur feststellen, dass es offensichtlich sinnvoll ist, wenn es einem darum geht, Studienzeiten zu verringern oder verkürzen.
Guckeisen: Diese straffere Organisation des Studiums, also diese Gliederung in Module, bedeutet aber auch, dass man weniger flexibel wäre, um nebenher beispielsweise zu jobben. Das bedeutet dann allerdings mehr Stress für Leute mit schmalem Geldbeutel. Kann man diesen Schluss so ziehen?
Schwarzenberger: Nicht unbedingt. Es ist schon auffällig, dass in Kanada, eines der Länder, wo eben Studienzeiten eingehalten werden, die mit 19 Wochenstunden durchschnittlich höchste Zeit auf Erwerbstätigkeit verwendet wird von den Studierenden und trotzdem ist es ihnen offensichtlich möglich, ihr Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen. Das kann so nicht der einzige Punkt sein.