Mediziner unterscheiden zwischen der trockenen und feuchten Form der Makuladegeneration. Während die trockene Form meist ein relativ langer Prozess ist, beginnt die feuchte Form nicht selten dramatisch und führt innerhalb kurzer Zeit zu ausgeprägten Wahrnehmungsverlusten. Ein 70-jähriger Patient in der Heidelberger Uniklinik.
Beim Rasieren irgendwann im Monat Januar stellte ich einfach fest, dass das Auge getrübt ist, ich sah mich einfach im Spiegel verschwommen. Und dann stellte ich fest, beim Laufen, dass die geraden Linien, beispielsweise der Laternenpfahl einfach Schlangenlinien hatte. Oder beispielsweise die Eisenbahnschienen: ich stellte einfach fest, das Bild ist total verändert und vor allem nach 20 bis 30 Metern war alles grau in grau.
Diese Erscheinung der krummen Linien ist typisch für die feuchte Form. Bei ihr kommt es zu einem Wildwuchs von sehr kleinen Gefäßen in die Makula hinein. Diese winzigen Gefäßknospen unterwandern die Netzhaut, sie sind undicht, weshalb die Makula anschwillt, und obendrein können sie bluten. Daher auch die Bezeichnung "feucht". Im schlimmsten Fall kommt es zur Narbenbildung, bei der die Sehzellen verdrängt werden und absterben. Die Folgen sind fatal.
Wenn ich ein Gesicht sehen möchte, dann ist dieses Gesicht einfach nicht wahrnehmbar, sondern es ist total verschwommen und ich schaue jetzt einen halben Meter nach rechts oder links, das heißt, immer da, wo ich hinschaue sehe ich nichts und das Umfeld ist verschwommen vorhanden.
Bei der Frühform der so genannten trockenen Makuladegeneration kommt es in der Makula zu Ablagerungen, weil das Entsorgungssystem nicht mehr richtig funktioniert. Diese Abbauprodukte führen dann zu immer stärker werdenden Störungen der Netzhautfunktion. Eine trockene Form kann später in eine feuchte übergehen. Erste Anzeichen sind eine erschwerte Adaption des Auges bei Hell-Dunkel-Wechsel. Der Verlauf der Erkrankung ist bei jedem Patienten verschieden. Eine frühe Diagnose ist möglich. Professor Frank Holz, Augenarzt an der Uniklinik Heidelberg.
Die Diagnose wird zunächst dadurch gestellt, dass der Arzt die Netzhaut spiegelt. Dabei erkennt man im Frühstadium so genannte Drusen, das sind kleine, feine gelbliche Ablagerungen unter der Netzhaut, kleine Müllberge sozusagen, und die Spätstadien werden erkannt - die feuchte Form - dass Blutungen und Schwellungen der Netzhautmitte vorhanden sind, und dann wird das weiter abgeklärt mit einer Farbstoffuntersuchung einer Fluoreszenz-Angiographie, die die Gefäße, die neu gewachsen sind in der feuchten Form, sichtbar macht.
Vorbeugen ist besser als Heilen. Dies trifft leider bei der Makuladegeneration nur bedingt zu. Und doch weiß man, dass es bestimmte Risikofaktoren gibt. Dr. Almut Bindewald, Augenärztin an der Uniklinik Heidelberg.
Die Patienten fragen uns natürlich häufig nach Risikofaktoren, der Hauptrisikofaktor ist natürlich einmal das Alter, daneben weiß man heute, dass Bluthochdruck und Rauchen auch eine Rolle spielen, das sind Faktoren, die der Patient natürlich beeinflussen kann.
Leider gilt aber nicht der Umkehrschluss, dass Menschen, die nicht rauchen und einen normalen Blutdruck haben, vor der Makuladegeneration sicher sein können. Und leider gibt es auch noch keine Medikamente, die zuverlässig vor der Krankheit schützen, aber bestimmte Vitaminkombinationen, so die Wissenschaftler, können in einer bestimmten Phase der Erkrankung hilfreich sein.
Häufig wird die Frage nach Ernährung und Vitaminen gestellt. Zu Vitaminen kann man sagen, es ist in einer Studie nachgewiesen worden, dass in ganz bestimmten Fällen ein Fortschreiten der Erkrankung vom Früh- zum Spätstadium durch hochdosierte Vitamine verhindert werden kann, allerdings gilt das nur für ganz bestimmte Stadien der Erkrankung und die müssen vom Augenarzt festgestellt werden. Eine Therapie umfasst hier die Vitamine C, E, Beta-Karotin und Zink.
Auch wenn keine Heilung in Aussicht ist, sollte die Krankheit möglichst frühzeitig diagnostiziert werden. Denn ein ganzes Bündel an Therapieansätzen steht heute zur Verfügung, um den Verlauf der Krankheit zu mildern oder deutlich zu verzögern. Gerade auch bei der feuchten Form. Frank Holz.
Die so genannte thermische Laser-Koagulation kommt in Frage, wenn die Gefäßbildungen noch außerhalb der Stelle des schärfsten Sehens sind, dann können diese verödet werden, allerdings kann es mit der Zeit zu Rezidiven kommen und die müssen dann ergänzend behandelt werden. Wenn die Gefäße dann unter der Netzhautmitte sind, dann ist diese Form des Laserns nicht mehr sinnvoll, weil auch intakte Netzhaut zerstört würde. Dann kommt alternativ ein Laserverfahren zum Einsatz, die so genannte photodynamische Therapie, bei der das Laserlicht durch vorherige Gabe eines Lichtsensibilisators über die Armvene besser aufgenommen und absorbiert wird, genau an den Gefäßen, die abgedichtet und zerstört werden sollen.
Die Heidelberger Mediziner wagen aber auch schon einen Blick in die Zukunft. Und erste Schritte sind bereits getan.
Ganz neu sind Verfahren –mikrochirurgische Verfahren – bei denen zum einen die Gefäßneubildungen entfernt werden, aber zum anderen Defekte, die bei den Ernährungszellen entstehen, ausgeglichen werden, indem Zellen dorthin transplantiert werden. Diese Transplantation hat man versucht mit Zellsuspension, was sich in der Form nicht bewährt hat und der nächste Schritt, dass man versucht mit besserem Verständnis der Transplantationsbiologie Zellen auf ihrer natürlichen Grundlage quasi in einem Zellrasen unter die Netzhautmitte zu verpflanzen.
Blindheit im eigentlichen Sinne droht nicht. Aber das Sehen wird bei den schweren Formen nahezu unmöglich, aber auch bei leichteren Verläufen ist das Lesen kaum mehr möglich. Hier können Sehhilfen Milderung bringen. Almut Bindewald:
Wenn jetzt die Sehschärfe auf beiden Augen reduziert ist, besteht natürlich die Möglichkeit, mit vergrößernden Sehhilfen dem Patienten eine Selbständigkeit im Alltag zu erhalten. Hierzu stehen verschiedene Lupen mit Beleuchtung zur Verfügung oder auch Fernrohrbrillen und letztendlich die Bildschirmlesegeräte, die doch eine starke Vergrößerung ermöglichen.
Beitrag als Real-Audio
030422-makuladegeneration.ram
Beim Rasieren irgendwann im Monat Januar stellte ich einfach fest, dass das Auge getrübt ist, ich sah mich einfach im Spiegel verschwommen. Und dann stellte ich fest, beim Laufen, dass die geraden Linien, beispielsweise der Laternenpfahl einfach Schlangenlinien hatte. Oder beispielsweise die Eisenbahnschienen: ich stellte einfach fest, das Bild ist total verändert und vor allem nach 20 bis 30 Metern war alles grau in grau.
Diese Erscheinung der krummen Linien ist typisch für die feuchte Form. Bei ihr kommt es zu einem Wildwuchs von sehr kleinen Gefäßen in die Makula hinein. Diese winzigen Gefäßknospen unterwandern die Netzhaut, sie sind undicht, weshalb die Makula anschwillt, und obendrein können sie bluten. Daher auch die Bezeichnung "feucht". Im schlimmsten Fall kommt es zur Narbenbildung, bei der die Sehzellen verdrängt werden und absterben. Die Folgen sind fatal.
Wenn ich ein Gesicht sehen möchte, dann ist dieses Gesicht einfach nicht wahrnehmbar, sondern es ist total verschwommen und ich schaue jetzt einen halben Meter nach rechts oder links, das heißt, immer da, wo ich hinschaue sehe ich nichts und das Umfeld ist verschwommen vorhanden.
Bei der Frühform der so genannten trockenen Makuladegeneration kommt es in der Makula zu Ablagerungen, weil das Entsorgungssystem nicht mehr richtig funktioniert. Diese Abbauprodukte führen dann zu immer stärker werdenden Störungen der Netzhautfunktion. Eine trockene Form kann später in eine feuchte übergehen. Erste Anzeichen sind eine erschwerte Adaption des Auges bei Hell-Dunkel-Wechsel. Der Verlauf der Erkrankung ist bei jedem Patienten verschieden. Eine frühe Diagnose ist möglich. Professor Frank Holz, Augenarzt an der Uniklinik Heidelberg.
Die Diagnose wird zunächst dadurch gestellt, dass der Arzt die Netzhaut spiegelt. Dabei erkennt man im Frühstadium so genannte Drusen, das sind kleine, feine gelbliche Ablagerungen unter der Netzhaut, kleine Müllberge sozusagen, und die Spätstadien werden erkannt - die feuchte Form - dass Blutungen und Schwellungen der Netzhautmitte vorhanden sind, und dann wird das weiter abgeklärt mit einer Farbstoffuntersuchung einer Fluoreszenz-Angiographie, die die Gefäße, die neu gewachsen sind in der feuchten Form, sichtbar macht.
Vorbeugen ist besser als Heilen. Dies trifft leider bei der Makuladegeneration nur bedingt zu. Und doch weiß man, dass es bestimmte Risikofaktoren gibt. Dr. Almut Bindewald, Augenärztin an der Uniklinik Heidelberg.
Die Patienten fragen uns natürlich häufig nach Risikofaktoren, der Hauptrisikofaktor ist natürlich einmal das Alter, daneben weiß man heute, dass Bluthochdruck und Rauchen auch eine Rolle spielen, das sind Faktoren, die der Patient natürlich beeinflussen kann.
Leider gilt aber nicht der Umkehrschluss, dass Menschen, die nicht rauchen und einen normalen Blutdruck haben, vor der Makuladegeneration sicher sein können. Und leider gibt es auch noch keine Medikamente, die zuverlässig vor der Krankheit schützen, aber bestimmte Vitaminkombinationen, so die Wissenschaftler, können in einer bestimmten Phase der Erkrankung hilfreich sein.
Häufig wird die Frage nach Ernährung und Vitaminen gestellt. Zu Vitaminen kann man sagen, es ist in einer Studie nachgewiesen worden, dass in ganz bestimmten Fällen ein Fortschreiten der Erkrankung vom Früh- zum Spätstadium durch hochdosierte Vitamine verhindert werden kann, allerdings gilt das nur für ganz bestimmte Stadien der Erkrankung und die müssen vom Augenarzt festgestellt werden. Eine Therapie umfasst hier die Vitamine C, E, Beta-Karotin und Zink.
Auch wenn keine Heilung in Aussicht ist, sollte die Krankheit möglichst frühzeitig diagnostiziert werden. Denn ein ganzes Bündel an Therapieansätzen steht heute zur Verfügung, um den Verlauf der Krankheit zu mildern oder deutlich zu verzögern. Gerade auch bei der feuchten Form. Frank Holz.
Die so genannte thermische Laser-Koagulation kommt in Frage, wenn die Gefäßbildungen noch außerhalb der Stelle des schärfsten Sehens sind, dann können diese verödet werden, allerdings kann es mit der Zeit zu Rezidiven kommen und die müssen dann ergänzend behandelt werden. Wenn die Gefäße dann unter der Netzhautmitte sind, dann ist diese Form des Laserns nicht mehr sinnvoll, weil auch intakte Netzhaut zerstört würde. Dann kommt alternativ ein Laserverfahren zum Einsatz, die so genannte photodynamische Therapie, bei der das Laserlicht durch vorherige Gabe eines Lichtsensibilisators über die Armvene besser aufgenommen und absorbiert wird, genau an den Gefäßen, die abgedichtet und zerstört werden sollen.
Die Heidelberger Mediziner wagen aber auch schon einen Blick in die Zukunft. Und erste Schritte sind bereits getan.
Ganz neu sind Verfahren –mikrochirurgische Verfahren – bei denen zum einen die Gefäßneubildungen entfernt werden, aber zum anderen Defekte, die bei den Ernährungszellen entstehen, ausgeglichen werden, indem Zellen dorthin transplantiert werden. Diese Transplantation hat man versucht mit Zellsuspension, was sich in der Form nicht bewährt hat und der nächste Schritt, dass man versucht mit besserem Verständnis der Transplantationsbiologie Zellen auf ihrer natürlichen Grundlage quasi in einem Zellrasen unter die Netzhautmitte zu verpflanzen.
Blindheit im eigentlichen Sinne droht nicht. Aber das Sehen wird bei den schweren Formen nahezu unmöglich, aber auch bei leichteren Verläufen ist das Lesen kaum mehr möglich. Hier können Sehhilfen Milderung bringen. Almut Bindewald:
Wenn jetzt die Sehschärfe auf beiden Augen reduziert ist, besteht natürlich die Möglichkeit, mit vergrößernden Sehhilfen dem Patienten eine Selbständigkeit im Alltag zu erhalten. Hierzu stehen verschiedene Lupen mit Beleuchtung zur Verfügung oder auch Fernrohrbrillen und letztendlich die Bildschirmlesegeräte, die doch eine starke Vergrößerung ermöglichen.
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