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Neue Biografien
Tiefenpsychologie und dramatisches Denken

Wenn Literaturkritiker Biografien über Philosophen bewerten, dann wird der Inszenierung des Stoffes und dem Stil in der Regel eine besondere Bedeutung zugemessen. Das ist auch bei den neuen Biografien über Walter Benjamin, Martin Heidegger und Ludwig Wittgenstein der Fall.

Gesprächsleitung: Hubert Winkels | 21.06.2017
    Buchcover Manfred Geier: Wittgenstein und Heidegger u. Lorenz Jäger: Walter Benjamin
    Neue Biografien über Walter Benjamin, Martin Heidegger und Ludwig Wittgenstein. (Rowohlt / Rowohlt Berlin)
    Walter Benjamin ist einer der wirkmächtigsten europäischen Denker des zwanzigsten Jahrhunderts. Sein intellektuelles Nachleben ist enorm und doch bleibt sein Profil bis heute seltsam schemenhaft. Die "Zertrümmerung der Aura" ist eine seiner berühmtesten Formulierungen. Immer wieder hat er betont, Begriffe schaffen zu wollen, die für den Faschismus unbrauchbar sind.
    Lorenz Jäger, der zuvor schon Theodor W. Adorno portraitierte, hat in seiner Benjamin-Biografie erstmals die großen Leitlinien eines dramatischen Denkens und Lebens sichtbar gemacht.
    Martin Heidegger und Ludwig Wittgenstein wurden im selben Jahr 1889 geboren und im gleichen Alter 1911 von einer ungeheuren Leidenschaft des Philosophierens ergriffen, die ihre Denk- und Lebenswege beherrschte und einzigartig machte. Dabei waren sie der Herkunft nach grundverschieden: Wittgenstein entstammte einer großbürgerlichen Familie in der Metropole Wien, Heidegger kam aus einer badischen Kleinstadt und einfachen Verhältnissen. Aber beide gehören zu den bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, und für beide wurde die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (auch Hitler war Jahrgang 1889) und den Katastrophen der Epoche ein zentrales Thema.

    Manfred Geier geht den Biografien der beiden Denker nach und beschreibt, wie andersartig ihre Lebenswege waren und wie divergierend ihre Gedanken sich entwickelten. Es zeigt sich, dass die Vergleeichbarkeit doch rasch an ihre Grenzen stößt.
    Lorenz Jäger: "Walter Benjamin. Das Leben eines Unvollendeten"
    Rowohlt Berlin
    Manfred Geier: "Wittgenstein und Heidegger. Die letzten Philosophen"
    Rowohlt
    Gesprächsleitung: Hubert Winkels, Gesprächspartner: Katharina Teutsch, Tobias Lehmkuhl