Noch ist der sonnengebräunte Körper geradezu ein Schönheitsideal. Sonnenbaden, Solarien und Reisen in den Süden machen der Blässe den Garaus. Doch das hat seinen Preis. Tagungspräsident Professor Wolfram Sterry von der Berliner Charité:
Wir haben in Deutschland etwa pro Hunderttausend Einwohner 20 neue Melanomfälle im Jahr. Und wir habe über die letzten Jahre und Jahrzehnte einen kontinuierlichen Anstieg gesehen, und der ist ungebrochen. Nach wie vor.
Deutlich warnen die Dermatologen davor, nur den Hausarzt zu konsultieren. Die Diagnose des besonders gefährlichen, Schwarzen Hautkrebses beispielsweise, ist selbst für Spezialisten schwierig. Ein Hautarzt hat immerhin eine Trefferquote von 90 bis 95 Prozent. Andere Mediziner dagegen lediglich um die 60 Prozent und weniger. Die dringend nötige Therapie verzögert sich dadurch in der Regel um drei bis neun Monate. In dieser Zeit kann das Melanom in die unteren Hautschichten eindringen. Ein mögliches Todesurteil, denn dann kommt es zu Metastasen.
Fachärzte dagegen haben über Jahre geschulte Augen, um Veränderungen der Haut richtig zu interpretieren. Dazu kommt immer bessere Technik. Beispielsweise Lupenmikroskope, die bestimmte Verfärbungen der Haut automatisch erkennen. Sie verraten entscheidende Details: Wie sind Pigmente verteilt, welche Muster haben die Gefäße, was für Strukturen genau bilden die verdächtigen Flecken. Gescannt, digitalisiert und gespeichert lässt sich jede spätere Veränderung eines Leberflecks so genau verfolgen und auswerten. Eine großer Fortschritt gerade für Patienten, die mit Leberflecken übersäht sind, erklärt Professor Harald Gollnick von der Magdeburger Universität.
Hier würden natürlich solche halbautomatisierten Verfahren, die also über Bilddatenbanken Veränderungen von Leberflecken sehr präzise aufzeichnen können, helfen, die Abstände der Untersuchungen zu verlängern, vor allem das Wiederfinden der selben Stelle ist ja ein essentielles Problem, da haben wir in den nächsten 2,3 Jahren wahrscheinlich einen enormen Durchbruch.
Wenn der schwarze Hautkrebs schon weit in die Tiefe gewachsen ist, wird die Frage nach Metastasen besonders wichtig. Klarheit gibt die Untersuchung der sogenannten Schildwächter-Lymphknoten. Denn sie werden als erste von Metastasen befallen. Um sie aufzuspüren, spritzen die Ärzte radioaktiv markiertes Kontrastmittel in die Umgebung des Melanoms. Die Substanz kann gut verfolgt werden. Wo sie sich ablagert, sind die kritischen Lymphknoten. Sie werden entfernt und auf feinste Mikrometastasen überprüft. Sollte der Krebs schon gestreut haben, müssen auch die Knoten in der Umgebung entfernt werden. Sonst bleibt dem Patienten dieser radikale Eingriff erspart. Aber auch das entfernte Melanom kann noch weitere wichtige Hinweise geben. Die Ansicht unterm Mikroskop verrät, ob es komplett ist oder einzelne Teile fehlen. Die könnten dann noch am Ursprungsort sein und müssen bei dem Betroffenen zusätzlich entfernt werden. Nicht immer operiert werden muss im Unterschied zum schwarzen Melanom bei hellem Hautkrebs. Hier hilft auch eine Salbe. Professor Gollnick:
Ja, das ist eine Substanz, die ursprünglich entwickelt worden ist für die Feigwarze, und dann bei der Erforschung der Mechanismen dieses Produktes hat man dann gesehen, ja wenn wir das auf ein Basalzellkarzinom oder auf eine Vorstufe, die aktinische Keratose, Vorstufe des Plattenephitelkarzinoms tun, dann sehen wir, dass also bestimmte Wächterzellen aktiviert werden, die in die Lymphknoten gehen, dort wieder tumorabtötende Zellen aktivieren, die in die Haut gehen und die Tumorzelle umbringen. Daneben werden eine ganze Reihe von Botenstoffen oder auch Interferonen, Interleukine usw. freigesetzt, die in dem Konzert der Aggression gegen den Tumor dann akquiriert werden. Ist eine fantastische Entwicklung, eine Muttersubstanz, von der wir in der nächste Zeit noch weitere neue Substanzen erwarten.
Ob Vereisen, Entfernen mit speziellen chirurgischen Löffeln oder mit Hilfe von Strom: Auch die Operationsmethoden werden immer vielfältiger. Weil aber die Hautkrebsrate weiter ansteigt. bleibt Prävention das A und O. Und das heißt vor allem: mehr Schutz vor ultraviolettem Licht. Zum Beispiel mit neuartigen Sonnencremes. Seit ungefähr zwei Jahren sind sie für jedermann zu haben und durchaus mehr als ein Marketing-Gag. Das eigene System der DNA-Reparatur ist nämlich oft durch zu viel Sonne überfordert.
Und durch das Einschleusen von außen, die Photolyase, kann man also einen Teil dieser Enzymschäden umgehen bzw. reparieren.
Am besten aber bleibt: gar nicht erst zuviel Sonne tanken. Dann muss auch nichts repariert werden.
Beitrag als Real-Audio
030513-hautkrebs.ram
Wir haben in Deutschland etwa pro Hunderttausend Einwohner 20 neue Melanomfälle im Jahr. Und wir habe über die letzten Jahre und Jahrzehnte einen kontinuierlichen Anstieg gesehen, und der ist ungebrochen. Nach wie vor.
Deutlich warnen die Dermatologen davor, nur den Hausarzt zu konsultieren. Die Diagnose des besonders gefährlichen, Schwarzen Hautkrebses beispielsweise, ist selbst für Spezialisten schwierig. Ein Hautarzt hat immerhin eine Trefferquote von 90 bis 95 Prozent. Andere Mediziner dagegen lediglich um die 60 Prozent und weniger. Die dringend nötige Therapie verzögert sich dadurch in der Regel um drei bis neun Monate. In dieser Zeit kann das Melanom in die unteren Hautschichten eindringen. Ein mögliches Todesurteil, denn dann kommt es zu Metastasen.
Fachärzte dagegen haben über Jahre geschulte Augen, um Veränderungen der Haut richtig zu interpretieren. Dazu kommt immer bessere Technik. Beispielsweise Lupenmikroskope, die bestimmte Verfärbungen der Haut automatisch erkennen. Sie verraten entscheidende Details: Wie sind Pigmente verteilt, welche Muster haben die Gefäße, was für Strukturen genau bilden die verdächtigen Flecken. Gescannt, digitalisiert und gespeichert lässt sich jede spätere Veränderung eines Leberflecks so genau verfolgen und auswerten. Eine großer Fortschritt gerade für Patienten, die mit Leberflecken übersäht sind, erklärt Professor Harald Gollnick von der Magdeburger Universität.
Hier würden natürlich solche halbautomatisierten Verfahren, die also über Bilddatenbanken Veränderungen von Leberflecken sehr präzise aufzeichnen können, helfen, die Abstände der Untersuchungen zu verlängern, vor allem das Wiederfinden der selben Stelle ist ja ein essentielles Problem, da haben wir in den nächsten 2,3 Jahren wahrscheinlich einen enormen Durchbruch.
Wenn der schwarze Hautkrebs schon weit in die Tiefe gewachsen ist, wird die Frage nach Metastasen besonders wichtig. Klarheit gibt die Untersuchung der sogenannten Schildwächter-Lymphknoten. Denn sie werden als erste von Metastasen befallen. Um sie aufzuspüren, spritzen die Ärzte radioaktiv markiertes Kontrastmittel in die Umgebung des Melanoms. Die Substanz kann gut verfolgt werden. Wo sie sich ablagert, sind die kritischen Lymphknoten. Sie werden entfernt und auf feinste Mikrometastasen überprüft. Sollte der Krebs schon gestreut haben, müssen auch die Knoten in der Umgebung entfernt werden. Sonst bleibt dem Patienten dieser radikale Eingriff erspart. Aber auch das entfernte Melanom kann noch weitere wichtige Hinweise geben. Die Ansicht unterm Mikroskop verrät, ob es komplett ist oder einzelne Teile fehlen. Die könnten dann noch am Ursprungsort sein und müssen bei dem Betroffenen zusätzlich entfernt werden. Nicht immer operiert werden muss im Unterschied zum schwarzen Melanom bei hellem Hautkrebs. Hier hilft auch eine Salbe. Professor Gollnick:
Ja, das ist eine Substanz, die ursprünglich entwickelt worden ist für die Feigwarze, und dann bei der Erforschung der Mechanismen dieses Produktes hat man dann gesehen, ja wenn wir das auf ein Basalzellkarzinom oder auf eine Vorstufe, die aktinische Keratose, Vorstufe des Plattenephitelkarzinoms tun, dann sehen wir, dass also bestimmte Wächterzellen aktiviert werden, die in die Lymphknoten gehen, dort wieder tumorabtötende Zellen aktivieren, die in die Haut gehen und die Tumorzelle umbringen. Daneben werden eine ganze Reihe von Botenstoffen oder auch Interferonen, Interleukine usw. freigesetzt, die in dem Konzert der Aggression gegen den Tumor dann akquiriert werden. Ist eine fantastische Entwicklung, eine Muttersubstanz, von der wir in der nächste Zeit noch weitere neue Substanzen erwarten.
Ob Vereisen, Entfernen mit speziellen chirurgischen Löffeln oder mit Hilfe von Strom: Auch die Operationsmethoden werden immer vielfältiger. Weil aber die Hautkrebsrate weiter ansteigt. bleibt Prävention das A und O. Und das heißt vor allem: mehr Schutz vor ultraviolettem Licht. Zum Beispiel mit neuartigen Sonnencremes. Seit ungefähr zwei Jahren sind sie für jedermann zu haben und durchaus mehr als ein Marketing-Gag. Das eigene System der DNA-Reparatur ist nämlich oft durch zu viel Sonne überfordert.
Und durch das Einschleusen von außen, die Photolyase, kann man also einen Teil dieser Enzymschäden umgehen bzw. reparieren.
Am besten aber bleibt: gar nicht erst zuviel Sonne tanken. Dann muss auch nichts repariert werden.
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