
- "Hör auf, irgendwelche Spielchen mit mir zu spielen, T.S.! Gut. Aber was ist dann mit dem magnetischen Rad. Dazu haben Sie noch kein einziges Wort gesagt."
- "Dein magnetisches Rad ist mir so was von scheißegal."
- "Dein magnetisches Rad ist mir so was von scheißegal."
Wer würde schon ein kleines Genie auf einer Ranch im US-Bundesstaat Montana vermuten? Bei seinem Lehrer jedenfalls stößt der zehnjährige Tecumseh Sparrow Spivet, den alle nur T.S. nennen, mit seinen Tüfteleien auf taube Ohren. Dabei hat man – weit weg von Montana – längst seine Fähigkeiten erkannt. Das renommierte Smithsonian Institut in Washington, dem T.S. seine Aufzeichnungen über das magnetische Rad geschickt hatte, will ihn mit einem bedeutenden Preis für die Konstruktion eines Perpetuum mobile auszeichnen. Noch ahnt dort niemand, dass hinter dem Erfinder ein zehnjähriger Junge steckt. Heimlich packt T.S. seinen Koffer und macht sich auf die 3.000 Kilometer lange Reise in die Hauptstadt.
- "Erwartest du, dass ich glaube, dass du es erfunden hast?"
- "Eigentlich habe ich nichts erfunden. Eigentlich habe ich nur versucht, das Prinzip eines Elektrons, das den Atomkern umkreist, darauf zu übertragen. Aber Sie wissen ja: Um dessen permanente Bewegung zu assimilieren, wäre die Erzeugung einer negativen Entropie notwendig. Was schlichtweg unmöglich sein dürfte."
- "Das kann doch nicht wahr sein."
- "Eigentlich habe ich nichts erfunden. Eigentlich habe ich nur versucht, das Prinzip eines Elektrons, das den Atomkern umkreist, darauf zu übertragen. Aber Sie wissen ja: Um dessen permanente Bewegung zu assimilieren, wäre die Erzeugung einer negativen Entropie notwendig. Was schlichtweg unmöglich sein dürfte."
- "Das kann doch nicht wahr sein."
So wie die von Judy Davis gespielte Kuratorin des Smithsonian nicht glauben kann, was sie da hört, kommt auch der Zuschauer bei "Die Karte meiner Träume" aus dem Staunen nicht heraus. Für die im Roman detaillierten Beschreibungen und überbordenden Fantasien eines Wunderkindes, aus dessen Perspektive das Geschehen auch aufgerollt wird, hat Jean-Pierre Jeunet, Regisseur von "Die fabelhafte Welt der Amélie", wunderschöne, lichtdurchflutete Bildkompositionen gefunden.
Dieser verspielte und kraftvolle Streifzug durch die skurrile Welt eines hochbegabten Jungen, ist teils Road Movie, teils Familiengeschichte. Letztere beinhaltet auch eine tragische Komponente, die allerdings kaum berührt, weil sie zu schnell wegerzählt und aufgelöst wird. Als schillerndes Loblied an die Macht der Fantasie, die – wie es im Film heißt – dort beginnt, wo die Wissenschaft aufhört, ist "Die Karte meiner Träume" pure Freude.
"Die Karte meiner Träume": empfehlenswert
"Ich heiße Rico Doretti und ich bin ein tiefbegabtes Kind. Das bedeutet: Ich kann zwar sehr viel denken, aber anders."
Im Grunde genommen ist es bloß die fehlende Fähigkeit, seine vielen Gedanken in eine Ordnung zu bringen, die Rico von T.S. unterscheidet. Obwohl Rico weit davon entfernt ist, ebenfalls ein Perpetuum mobile zu bauen, sind die beiden Jungen, was ihre Fantasie angeht, Brüder im Geiste. Rico ist die Hauptfigur aus Andreas Steinhöfels mit Preisen überhäuftem Kinderbuch "Rico, Oskar und die Tieferschatten", das jetzt von Neele Leane Vollmar verfilmt worden ist.
Genau wie T.S. in "Die Karte meiner Träume" nimmt auch Rico den Zuschauer mit in seine Welt, die im Berliner Kiez voller kleiner und großer Abenteuer steckt. Spannend sind sie alle – egal ob Rico auf dem Gehsteig eine Nudel findet oder er einem seltsamen Entführer auf die Schliche kommt, der sich Oscar geschnappt hat, Ricos neuen klugen Freund, der nie ohne Sturzhelm das Haus verlässt.
- "Du weißt ganz viele merkwürdige Sachen. Aber deine Laune ist fast immer im Keller. Bestimmt ist das so, wenn man sehr schlau ist. Dann fallen einem zu allen schönen Sachen auch immer gleich ein paar schreckliche ein".
- "Vielleicht."
- "Vielleicht."
Die beiden kleinen Hauptdarsteller und die unter anderem mit Milan Peschel und Axel Prahl wunderbar besetzten Nebenfiguren tragen ihren Teil dazu bei, dass aus einem der besten Kinderbücher der letzten Jahre einer der besten Kinderfilme der letzten Jahre wird.
"Rico, Oskar und die Tieferschatten": herausragend
"Wir haben genau einen Monat, in dem wir den Doktor dazu kriegen, länger hier zu bleiben."
Das Schicksal der Bewohner von Tickle Head hängt von diesem Doktor ab. Nur wenn der heruntergekommene Hafenort vor Neufundland, in dem fast alle seit Jahren von Sozialhilfe leben, einen Arzt vorweisen kann, würde eine Ölgesellschaft eine kleine Fabrik im Ort errichten und damit Arbeitsplätze schaffen.
Ein glücklicher Umstand sorgt dafür, dass ein junger Mediziner für vier Wochen auf der Insel praktizieren wird. Tickle Heads bis dahin lethargische Bewohner wollen sich diese Chance nicht entgehen lassen. Sie werden schon dafür sorgen, dass sich der Arzt aus der Großstadt, der Kricket liebt und hin und wieder auch mal kokst, bei ihnen wie zu Hause fühlt.
- "Lügen sind jetzt gerade alles das, was wir haben."
- "Es muss Liebe auf den ersten Blick sein."
- "Ganz genau. Jede Kleinigkeit ist wichtig."
- "Es muss Liebe auf den ersten Blick sein."
- "Ganz genau. Jede Kleinigkeit ist wichtig."
So wird ganz Tickle Head zum Potemkinschen Dorf. Die Häuser werden oberflächlich herausgeputzt und die Männer spielen plötzlich Kricket. "Die große Versuchung – Lügen, bis der Arzt kommt" heißt die charmante, mit trockenem Humor gewürzte Komödie, die das Remake eines zehn Jahre alten kanadischen Films ist. Dass die Geschichte, wie schon der Titel verrät, vorhersehbar ist, wird niemanden überraschen. Aber die Pointen sitzen und dem wunderbaren irischen Schauspieler Brendan Gleeson als Oberschelm zuzugucken, ist sowieso ein Genuss.
"Die große Versuchung – Lügen, bis der Arzt kommt": empfehlenswert