Das Kinderheim Sveta Paraskeva an einem sonnigen Mittag in Sofia. Leise dringt Kinderlachen auf den langen Flur. In jedem Raum stehen mehrere Bettchen. Das Spielzimmer am Ende des Gangs ist zitronengelb gestrichen, buntes Plastikspielzeug liegt auf dem Boden. Fünf Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren spielen, Dantscho rollt einen Ball über den Boden. Er ist drei Jahre alt. Wie die meisten im Heim hat er Eltern. Direktorin Valentina Liharska nimmt Dantscho auf den Arm.
"Alle Kinder hier haben noch Familie, nur ein einziges hat keine. Aus dem einen oder anderen Grund können sich die Eltern nicht um ihre Kinder kümmern. Häufig sind die Eltern sehr jung. Sie selbst bekommen keine Hilfe, deswegen nutzen sie die Gelegenheit, das Kind für eine bestimmte Zeit abzugeben."
Sveta Paraskeva ist kein Einzelfall: 98 Prozent der Kinder, die in Bulgarien in Heimen untergebracht sind, haben noch mindestens einen Elternteil.
"In Sofia ist die Situation zum Beispiel so, dass viele Leute aus anderen Regionen des Landes kommen, die in ihrem Ort keine Arbeitschancen haben. Wenn sie es aber nicht schaffen, hier einen Ort zum Leben und Arbeiten zu finden, dann kommen ihre Kinder irgendwann zu uns."
Die meisten dieser Eltern halten den Kontakt zu ihren Kindern. Sind die persönlichen Schwierigkeiten überwunden, kommen die Kinder wieder zurück in ihre Familie, erklärt Valentina Liharska. Doch gibt es auch Eltern, die ihr Kind im Heim abgeben und sich dann gar nicht mehr um sie kümmern. Um die Situation dieser Kinder zu verbessern, hat die Regierung ein neues Gesetz verabschiedet. Danach wird den Eltern nun eine Frist gegeben: Wenn sie sich innerhalb von sechs Monaten nicht melden und kein ernsthaftes Interesse bekunden, wird das Kind automatisch zur Adoption freigegeben.
"Mit dem neuen Gesetz soll erreicht werden, dass die Eltern darüber nachdenken und eine Entscheidung treffen, ob sie das Kind haben wollen, oder ob sie es zur Adoption freigeben. Es will den Kindern, die von ihrer Familie nicht mehr gewollt werden, die Chance geben, schneller eine neue Familie zu finden."
Die staatliche Kinderschutzbehörde ist optimistisch. Circa 8000 Kinder leben derzeit in staatlichen Institutionen. Für 3000 bis 4000 Kinder rechnet die Behörde mit neuen Vermittlungschancen. Eine positive Richtung, findet auch Reneta Veneva. Sie ist Vorsitzende der Nichtregierungsorganisation NAVA in Plovdiv, die mit vernachlässigten Jugendlichen arbeitet. Aber für die Umsetzung sieht sie noch grundlegende Probleme.
"Es wird einen Boom an Adoptionen geben. Aber die Frage ist doch: Wie arbeiten wir mit diesen Leuten? Wissen sie, was sie erwartet? Viele Heimkinder haben Verhaltensprobleme, gesundheitliche, emotionale, soziale Probleme. Die Familien müssen sehr gut vorbereitet sein auf diese Herausforderung. Das braucht gut ausgebaute Sozialsysteme. Aber in diesem Bereich haben wir noch gravierende Defizite, vor allem auf dem Land."
Reneta Veneva kennt die Schwächen der Sozialdienste aus eigener Erfahrung: In vielen kleinen Orten gibt es überhaupt keine Sozialarbeiter, das Personal der Heime ist nicht genügend qualifiziert, dringend notwendige Techniken wie Supervision sind gänzlich unbekannt. Auch das neue Gesetz werde daran nichts ändern.
"Jetzt nehmen wir den Eltern die Kinder weg - gut, weil sie sich nicht kümmern, aber warum kümmern sie sich nicht? Was haben wir dafür getan, damit sie sich kümmern? Vielleicht haben wirklich einige Eltern keine Möglichkeit, gute Eltern zu sein. Aber das ist ein kleiner Prozentsatz. Es braucht Jahre lange Unterstützungsarbeit, doch diese Arbeit fehlt uns hier im Moment."
Im Heim Sveta Paraskeva glaubt die Direktorin, dass nur wenige Kinder von dem neuen Gesetz betroffen sein werden. Die meisten kehren in ihre ursprünglichen Familien zurück. Und, gibt sie zu bedenken: 25 Prozent der Heimkinder haben eine Behinderung. Für sie wird sich auch nach dem Gesetz nicht viel ändern.
"Die Kinder mit Behinderung finden sehr schwer eine Familie, die sie adoptiert. Auch die Familien aus dem Ausland wollen meistens ein gesundes Kind. Das ist überall gleich."
"Alle Kinder hier haben noch Familie, nur ein einziges hat keine. Aus dem einen oder anderen Grund können sich die Eltern nicht um ihre Kinder kümmern. Häufig sind die Eltern sehr jung. Sie selbst bekommen keine Hilfe, deswegen nutzen sie die Gelegenheit, das Kind für eine bestimmte Zeit abzugeben."
Sveta Paraskeva ist kein Einzelfall: 98 Prozent der Kinder, die in Bulgarien in Heimen untergebracht sind, haben noch mindestens einen Elternteil.
"In Sofia ist die Situation zum Beispiel so, dass viele Leute aus anderen Regionen des Landes kommen, die in ihrem Ort keine Arbeitschancen haben. Wenn sie es aber nicht schaffen, hier einen Ort zum Leben und Arbeiten zu finden, dann kommen ihre Kinder irgendwann zu uns."
Die meisten dieser Eltern halten den Kontakt zu ihren Kindern. Sind die persönlichen Schwierigkeiten überwunden, kommen die Kinder wieder zurück in ihre Familie, erklärt Valentina Liharska. Doch gibt es auch Eltern, die ihr Kind im Heim abgeben und sich dann gar nicht mehr um sie kümmern. Um die Situation dieser Kinder zu verbessern, hat die Regierung ein neues Gesetz verabschiedet. Danach wird den Eltern nun eine Frist gegeben: Wenn sie sich innerhalb von sechs Monaten nicht melden und kein ernsthaftes Interesse bekunden, wird das Kind automatisch zur Adoption freigegeben.
"Mit dem neuen Gesetz soll erreicht werden, dass die Eltern darüber nachdenken und eine Entscheidung treffen, ob sie das Kind haben wollen, oder ob sie es zur Adoption freigeben. Es will den Kindern, die von ihrer Familie nicht mehr gewollt werden, die Chance geben, schneller eine neue Familie zu finden."
Die staatliche Kinderschutzbehörde ist optimistisch. Circa 8000 Kinder leben derzeit in staatlichen Institutionen. Für 3000 bis 4000 Kinder rechnet die Behörde mit neuen Vermittlungschancen. Eine positive Richtung, findet auch Reneta Veneva. Sie ist Vorsitzende der Nichtregierungsorganisation NAVA in Plovdiv, die mit vernachlässigten Jugendlichen arbeitet. Aber für die Umsetzung sieht sie noch grundlegende Probleme.
"Es wird einen Boom an Adoptionen geben. Aber die Frage ist doch: Wie arbeiten wir mit diesen Leuten? Wissen sie, was sie erwartet? Viele Heimkinder haben Verhaltensprobleme, gesundheitliche, emotionale, soziale Probleme. Die Familien müssen sehr gut vorbereitet sein auf diese Herausforderung. Das braucht gut ausgebaute Sozialsysteme. Aber in diesem Bereich haben wir noch gravierende Defizite, vor allem auf dem Land."
Reneta Veneva kennt die Schwächen der Sozialdienste aus eigener Erfahrung: In vielen kleinen Orten gibt es überhaupt keine Sozialarbeiter, das Personal der Heime ist nicht genügend qualifiziert, dringend notwendige Techniken wie Supervision sind gänzlich unbekannt. Auch das neue Gesetz werde daran nichts ändern.
"Jetzt nehmen wir den Eltern die Kinder weg - gut, weil sie sich nicht kümmern, aber warum kümmern sie sich nicht? Was haben wir dafür getan, damit sie sich kümmern? Vielleicht haben wirklich einige Eltern keine Möglichkeit, gute Eltern zu sein. Aber das ist ein kleiner Prozentsatz. Es braucht Jahre lange Unterstützungsarbeit, doch diese Arbeit fehlt uns hier im Moment."
Im Heim Sveta Paraskeva glaubt die Direktorin, dass nur wenige Kinder von dem neuen Gesetz betroffen sein werden. Die meisten kehren in ihre ursprünglichen Familien zurück. Und, gibt sie zu bedenken: 25 Prozent der Heimkinder haben eine Behinderung. Für sie wird sich auch nach dem Gesetz nicht viel ändern.
"Die Kinder mit Behinderung finden sehr schwer eine Familie, die sie adoptiert. Auch die Familien aus dem Ausland wollen meistens ein gesundes Kind. Das ist überall gleich."