Lothar Boden hat eine Autopanne. Nun steht er an der Strasse in einem Wohngebiet bei Sarajevo. Die Kühlung funktioniert nicht. Offensichtlich ist der Keilriemen nicht in Ordnung. Boden hat Biham, den Automobilklub Bosniens angerufen. Der Mechaniker fährt mit seinem gelben Auto erst einmal vorbei, kommt dann doch. Dann ruft er einen Abschleppwagen. Boden telefoniert mit seiner Lebensgefährtin, einer Bosnierin.
"Lager kaputt. ni je problem maschina. Lager kaputt. Service."
Lothar Boden hat turbulente zehn Jahre hinter sich. Er war zweimal als Presseoffizier des deutschen SFOR-Kontingents in Bosnien. Im Einsatz lernte er seine jetzige Lebensgefährtin kennen. Nach seiner Pensionierung zog er gemeinsam mit ihr in ein Dorf bei Sarajevo.
"Die Menschen sind, obwohl die Lebensverhältnisse schlechter sind als in Deutschland, erheblich freundlicher und lachen mehr als in unserer schönen Bundesrepublik. Und was hier in Bosnien noch wesentlich anders ist: Das Wort Gastfreundschaft hat hier wirklich noch eine Bedeutung. Wenn man irgendwo zu Besuch ist bei einer Familie, die kein Geld hat, nur einmal in der Woche Fleisch auf dem Tisch, dann gibt es das Fleisch, wenn der Besuch da ist."
Der nächste Abend. Boden und seine Freundin Amera Bolic erwarten Besuch. Im Ofen garen Forellen. Im Wohnzimmer gießt sich Boden Bier ein, heimisches natürlich, aus Sarajevo. Der Flaschenöffner ist blaugelb. Eine 18 steht darauf. Ein Andenken vom letzten Bundestagswahlkampf der FDP mit Jürgen Möllemann. Lothar Boden hat die Kampagne in Nordrhein-Westfalen organisiert. Nach dem mutmaßlichen Selbstmord des FDP-Politikers bekam Boden eine Vorladung wegen unsauberen Umgangs mit Parteispenden. Die Ermittlungen gegen ihn wurden eingestellt. Trotzdem mutet der Umzug in das Nachkriegsbosnien an wie eine Flucht. Boden sieht das nicht so.
"Zuerst hab ich mich in Sarajevo verguckt. Und dann hab ich am Ende des Einsatzes Amera kennen gelernt. Die Entscheidung war einfach, wo wir beide leben wollten."
Der Besuch kommt. Auch Henning Philip war mal im Dienst der Bundeswehr. Und auch er hat in Bosnien eine Frau kennen gelernt. Philip ist mittlerweile mit ihr verheiratet und seit vier Jahren Vater eines Sohnes. Wie Boden, war auch Henning Philip Pressesprecher, erst beim deutschen Bundeswehrkontingent im Kosovo, später bei der OSZE in Bosnien. Seine Frau spricht fließend Deutsch und wollte eigentlich lieber in Deutschland leben. Er war derjenige, der unbedingt nach Bosnien ziehen wollte.
"Es ist auch dieser Lebensstil hier, der sich auch darin äußert, dass man morgens um sieben aus dem Haus geht und gleich ein geöffnetes Kaffee findet und erst mal Zeitung lesen und Kaffee trinken kann. Das gibt es so in Deutschland nicht. Das ist nur ein Mosaiksteinchen."
Philips zieht ein Bein ein wenig nach. Die Folge eines Schlaganfalls.
"Ich war hier in einer Rehabilitationsklinik in Volnica. Ich glaube, die kann sich durchaus mit dem messen, was in Deutschland geboten wird. Und es ist auch noch billiger hier."
Die beiden lehnen sich in die Polstergarnitur. Lothar Boden geht in seiner Freizeit Wandern. Keine ungefährliche Angelegenheit. Man müsse wissen, wo die Minen sind, sagt er. Ihn ärgert allerdings, dass überall Müll abgeladen wird. Henning Philips sagt, er vermisse nichts in Bosnien. Boden schon.
"Ab und zu eine gute deutsche Currywurst, Mantaplatte, weil die gibt es hier nicht - kriegen Sie in keinem Imbiss. Und eine bestimmte Sorte von Heringsfilet mit weißer Soße und so, die man im Supermarkt auch nicht bekommt."
"Weiße Soße habe ich selber vorbereitet. Ich habe nur Heringe aus Deutschland gebraucht. Weiße Soße hab ich selber vorbereitet."
Die beiden ehemaligen Offiziere finden es schade, dass die Bundeswehrsoldaten im Einsatzland so wenig von der einheimischen Kultur mitbekommen. Lothar Boden macht deshalb in Sarajevo Stadtführungen für Soldaten.
"Wenn Sie in der Stadt gehen, hören Sie den Muezin zum Gebet rufen. Danach glöckelt die Kirche von der katholischen Kathedrale, eine Minute später vielleicht die orthodoxe. Wenn Sie dann noch ein bisschen Zeit und das Glück haben, gehen Sie doch mal an der jüdischen Synagoge vorbei. Das ist halt alles in 500 Meter Umkreis."
Die Legende sagt, dass jeder, der Wasser vom Taubenbrunnen in der Altstadt von Sarajevo trinkt, noch einmal dorthin zurückkehrt. Boden warnt die Soldaten bei seinen Stadtführungen grundsätzlich davor und verweist auf sein Beispiel. Meist traue sich dann nur einer, Wasser zu trinken.
"Lager kaputt. ni je problem maschina. Lager kaputt. Service."
Lothar Boden hat turbulente zehn Jahre hinter sich. Er war zweimal als Presseoffizier des deutschen SFOR-Kontingents in Bosnien. Im Einsatz lernte er seine jetzige Lebensgefährtin kennen. Nach seiner Pensionierung zog er gemeinsam mit ihr in ein Dorf bei Sarajevo.
"Die Menschen sind, obwohl die Lebensverhältnisse schlechter sind als in Deutschland, erheblich freundlicher und lachen mehr als in unserer schönen Bundesrepublik. Und was hier in Bosnien noch wesentlich anders ist: Das Wort Gastfreundschaft hat hier wirklich noch eine Bedeutung. Wenn man irgendwo zu Besuch ist bei einer Familie, die kein Geld hat, nur einmal in der Woche Fleisch auf dem Tisch, dann gibt es das Fleisch, wenn der Besuch da ist."
Der nächste Abend. Boden und seine Freundin Amera Bolic erwarten Besuch. Im Ofen garen Forellen. Im Wohnzimmer gießt sich Boden Bier ein, heimisches natürlich, aus Sarajevo. Der Flaschenöffner ist blaugelb. Eine 18 steht darauf. Ein Andenken vom letzten Bundestagswahlkampf der FDP mit Jürgen Möllemann. Lothar Boden hat die Kampagne in Nordrhein-Westfalen organisiert. Nach dem mutmaßlichen Selbstmord des FDP-Politikers bekam Boden eine Vorladung wegen unsauberen Umgangs mit Parteispenden. Die Ermittlungen gegen ihn wurden eingestellt. Trotzdem mutet der Umzug in das Nachkriegsbosnien an wie eine Flucht. Boden sieht das nicht so.
"Zuerst hab ich mich in Sarajevo verguckt. Und dann hab ich am Ende des Einsatzes Amera kennen gelernt. Die Entscheidung war einfach, wo wir beide leben wollten."
Der Besuch kommt. Auch Henning Philip war mal im Dienst der Bundeswehr. Und auch er hat in Bosnien eine Frau kennen gelernt. Philip ist mittlerweile mit ihr verheiratet und seit vier Jahren Vater eines Sohnes. Wie Boden, war auch Henning Philip Pressesprecher, erst beim deutschen Bundeswehrkontingent im Kosovo, später bei der OSZE in Bosnien. Seine Frau spricht fließend Deutsch und wollte eigentlich lieber in Deutschland leben. Er war derjenige, der unbedingt nach Bosnien ziehen wollte.
"Es ist auch dieser Lebensstil hier, der sich auch darin äußert, dass man morgens um sieben aus dem Haus geht und gleich ein geöffnetes Kaffee findet und erst mal Zeitung lesen und Kaffee trinken kann. Das gibt es so in Deutschland nicht. Das ist nur ein Mosaiksteinchen."
Philips zieht ein Bein ein wenig nach. Die Folge eines Schlaganfalls.
"Ich war hier in einer Rehabilitationsklinik in Volnica. Ich glaube, die kann sich durchaus mit dem messen, was in Deutschland geboten wird. Und es ist auch noch billiger hier."
Die beiden lehnen sich in die Polstergarnitur. Lothar Boden geht in seiner Freizeit Wandern. Keine ungefährliche Angelegenheit. Man müsse wissen, wo die Minen sind, sagt er. Ihn ärgert allerdings, dass überall Müll abgeladen wird. Henning Philips sagt, er vermisse nichts in Bosnien. Boden schon.
"Ab und zu eine gute deutsche Currywurst, Mantaplatte, weil die gibt es hier nicht - kriegen Sie in keinem Imbiss. Und eine bestimmte Sorte von Heringsfilet mit weißer Soße und so, die man im Supermarkt auch nicht bekommt."
"Weiße Soße habe ich selber vorbereitet. Ich habe nur Heringe aus Deutschland gebraucht. Weiße Soße hab ich selber vorbereitet."
Die beiden ehemaligen Offiziere finden es schade, dass die Bundeswehrsoldaten im Einsatzland so wenig von der einheimischen Kultur mitbekommen. Lothar Boden macht deshalb in Sarajevo Stadtführungen für Soldaten.
"Wenn Sie in der Stadt gehen, hören Sie den Muezin zum Gebet rufen. Danach glöckelt die Kirche von der katholischen Kathedrale, eine Minute später vielleicht die orthodoxe. Wenn Sie dann noch ein bisschen Zeit und das Glück haben, gehen Sie doch mal an der jüdischen Synagoge vorbei. Das ist halt alles in 500 Meter Umkreis."
Die Legende sagt, dass jeder, der Wasser vom Taubenbrunnen in der Altstadt von Sarajevo trinkt, noch einmal dorthin zurückkehrt. Boden warnt die Soldaten bei seinen Stadtführungen grundsätzlich davor und verweist auf sein Beispiel. Meist traue sich dann nur einer, Wasser zu trinken.