Von Uta Bilow
Als die Krebs-Spezialisten am Dresdner Universitätsklinikum der leukämiekranken Frau im Alter von 44 Jahren Stammzellen ihrer Tochter übertrugen, war dies kein Routinefall. Denn trotz der direkten Verwandtschaft stimmten die Gewebemerkmale von Mutter und Kind nicht ausreichend überein. Die Transplantation verlief dennoch erfolgreich. Abstoßungsreaktionen blieben aus.
Das Problem ist nämlich, wenn man Blutstammzellen aus dem Blut sammelt von nicht-gewebeidentischen Spendern, und das dem Patienten überträgt, dann würde das im Normalfall zu sehr schweren Abstoßungsreaktionen führen, und die Abstoßungsreaktionen werden von den Immunzellen in den Transplantaten ausgelöst.
Dr. Martin Bornhäuser von der Universitätsklinik in Dresden. Um diese Abstoßungsreaktionen zu vermeiden, haben die Dresdner Mediziner die Stammzellen nach einem neuentwickelten Verfahren gereinigt und damit von den - für die Mutter gefährlichen - Immunzellen befreit. Aus dem Spenderblut der Tochter wurden die wertvollen Stammzellen gleichsam herausgefischt. Dazu gaben die Ärzte besondere Eiweißstoffe, sogenannte Antikörper in das Spenderblut. Diese Antikörper hefteten sich auf die Oberfläche der Stammzellen. Bornhäuser:
Und an diese Eiweiße, an diese Antikörper sind chemisch kleine Magnetpartikel angebunden, und dadurch kann man dann, wenn man die Zellen an einem Magneten vorbeilaufen läßt und dieser Antikörper hat an der Zelle gebunden, kann man sozusagen die Zelle an den Magneten binden und sie damit zurückhalten.
Das Zellgemisch wird an einem Magneten vorbeigeleitet. Der fischt die magnetisch markierten Stammzellen aus dem Spenderblut und hält sie fest, während die Immunzellen weiterfließen. Danach schalten die Ärzte den Magneten aus und leiten die Stammzellen in ein gesondertes Gefäß. Diese gereinigten Stammzellen können dann dem Patienten übertragen werden. Bornhäuser:
Die Stammzellen, die werden in die Blutbahn gespritzt sozusagen und nach wenigen Stunden beziehungsweise schon nach Minuten wandern diese Zellen über das venöse Blut dann in das Knochenmark und im Knochenmark haften diese Zellen an, das ist eben das Spannende an dieser ganzen Transplantationsphilosophie, das eben diese Zellen genau wissen, wo sie anhaften müssen, und daß sie dann über einen Zeitraum von vierzehn Tagen sich so vermehren, daß sich die Blutbildung des Patienten aus diesen wenigen Zellen, die man dort übertragen hat, komplett wieder herstellt.
Weder die anhaftenden Antikörper, noch die winzig kleinen Magnetpartikel scheinen die Funktionen der übertragenen Stammzellen zu beeinträchtigen. Martin Bornhäuser:
Das ist verschwindend gering, die Menge an magnetisch aktivem Material, was dort in den Patienten gelangt, und das wird ganz schnell ja dann in der Milz und in der Leber sozusagen auch abgelagert und abgebaut.
Zusammen mit Professor Gerhard Ehninger hat der Mediziner in den vergangenen Monaten zwölf erwachsene Patienten erfolgreich behandelt. Sie gehören zu den dreißig Prozent aller Leukämie-Erkrankten, für die sich weder in der Familie, noch im weltweiten Netz der Fremdspender-Dateien eine Person mit übereinstimmenden Gewebemerkmalen findet. Die positiven Ergebnisse stimmen die Ärzte zuversichtlich. Ehninger:
Noch ist ja die behandelte Patientenzahl relativ gering. Aber der Eindruck ist eben, daß es ein vielversprechendes Verfahren schon werden könnte.
Einen kleinen Haken hat die Sache jedoch. Auch wenn sich mit der magnetischen Separation Stammzellen und Immunzellen zuverlässig trennen lassen, kommen dennoch nur enge Verwandte als Blutspender in Frage. Für Leukämiekranke ohne solche Angehörige zeichnet Martin Bornhäuser eine Vision, die jedoch noch fern der klinischen Realität liegt:
Für solche Patienten, für die man keinen Spender hat, könnte man rein theoretisch embryonale Stammzellen so modifizieren, daß sie für solche Patienten, die keinen Spender haben, dann doch auch als Transplantat eingesetzt werden können und dort eben breite Gewebeverträglichkeit auch haben.
Als die Krebs-Spezialisten am Dresdner Universitätsklinikum der leukämiekranken Frau im Alter von 44 Jahren Stammzellen ihrer Tochter übertrugen, war dies kein Routinefall. Denn trotz der direkten Verwandtschaft stimmten die Gewebemerkmale von Mutter und Kind nicht ausreichend überein. Die Transplantation verlief dennoch erfolgreich. Abstoßungsreaktionen blieben aus.
Das Problem ist nämlich, wenn man Blutstammzellen aus dem Blut sammelt von nicht-gewebeidentischen Spendern, und das dem Patienten überträgt, dann würde das im Normalfall zu sehr schweren Abstoßungsreaktionen führen, und die Abstoßungsreaktionen werden von den Immunzellen in den Transplantaten ausgelöst.
Dr. Martin Bornhäuser von der Universitätsklinik in Dresden. Um diese Abstoßungsreaktionen zu vermeiden, haben die Dresdner Mediziner die Stammzellen nach einem neuentwickelten Verfahren gereinigt und damit von den - für die Mutter gefährlichen - Immunzellen befreit. Aus dem Spenderblut der Tochter wurden die wertvollen Stammzellen gleichsam herausgefischt. Dazu gaben die Ärzte besondere Eiweißstoffe, sogenannte Antikörper in das Spenderblut. Diese Antikörper hefteten sich auf die Oberfläche der Stammzellen. Bornhäuser:
Und an diese Eiweiße, an diese Antikörper sind chemisch kleine Magnetpartikel angebunden, und dadurch kann man dann, wenn man die Zellen an einem Magneten vorbeilaufen läßt und dieser Antikörper hat an der Zelle gebunden, kann man sozusagen die Zelle an den Magneten binden und sie damit zurückhalten.
Das Zellgemisch wird an einem Magneten vorbeigeleitet. Der fischt die magnetisch markierten Stammzellen aus dem Spenderblut und hält sie fest, während die Immunzellen weiterfließen. Danach schalten die Ärzte den Magneten aus und leiten die Stammzellen in ein gesondertes Gefäß. Diese gereinigten Stammzellen können dann dem Patienten übertragen werden. Bornhäuser:
Die Stammzellen, die werden in die Blutbahn gespritzt sozusagen und nach wenigen Stunden beziehungsweise schon nach Minuten wandern diese Zellen über das venöse Blut dann in das Knochenmark und im Knochenmark haften diese Zellen an, das ist eben das Spannende an dieser ganzen Transplantationsphilosophie, das eben diese Zellen genau wissen, wo sie anhaften müssen, und daß sie dann über einen Zeitraum von vierzehn Tagen sich so vermehren, daß sich die Blutbildung des Patienten aus diesen wenigen Zellen, die man dort übertragen hat, komplett wieder herstellt.
Weder die anhaftenden Antikörper, noch die winzig kleinen Magnetpartikel scheinen die Funktionen der übertragenen Stammzellen zu beeinträchtigen. Martin Bornhäuser:
Das ist verschwindend gering, die Menge an magnetisch aktivem Material, was dort in den Patienten gelangt, und das wird ganz schnell ja dann in der Milz und in der Leber sozusagen auch abgelagert und abgebaut.
Zusammen mit Professor Gerhard Ehninger hat der Mediziner in den vergangenen Monaten zwölf erwachsene Patienten erfolgreich behandelt. Sie gehören zu den dreißig Prozent aller Leukämie-Erkrankten, für die sich weder in der Familie, noch im weltweiten Netz der Fremdspender-Dateien eine Person mit übereinstimmenden Gewebemerkmalen findet. Die positiven Ergebnisse stimmen die Ärzte zuversichtlich. Ehninger:
Noch ist ja die behandelte Patientenzahl relativ gering. Aber der Eindruck ist eben, daß es ein vielversprechendes Verfahren schon werden könnte.
Einen kleinen Haken hat die Sache jedoch. Auch wenn sich mit der magnetischen Separation Stammzellen und Immunzellen zuverlässig trennen lassen, kommen dennoch nur enge Verwandte als Blutspender in Frage. Für Leukämiekranke ohne solche Angehörige zeichnet Martin Bornhäuser eine Vision, die jedoch noch fern der klinischen Realität liegt:
Für solche Patienten, für die man keinen Spender hat, könnte man rein theoretisch embryonale Stammzellen so modifizieren, daß sie für solche Patienten, die keinen Spender haben, dann doch auch als Transplantat eingesetzt werden können und dort eben breite Gewebeverträglichkeit auch haben.