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Neue Kämpfe in Somalia

Vor einigen Tagen sind die Kämpfe in Somalias Hauptstadt Mogadischu aufgeflammt. Regierungstruppen stehen islamistischen Milizen gegenüber. Laut Angaben der BBC hat der Bürgermeister der Stadt die Einwohner aufgefordert, die umkämpften Zonen zu verlassen.

Von Bettina Rühl | 12.03.2010
    Es ist Herbst 2008: In der Wüste rund 60 Kilometer von Somalias Hauptstadt Mogadischu entfernt trainieren junge Männer auf staubigem Boden. Der Schauplatz: ein halb verfallenes Gefängnis. Zu Zeiten des letzten somalischen Diktators Siad Barre war dieser Ort noch berüchtigt. Nun steht eine kleine Moschee aus Wellblech neben den Ruinen der Zellentrakte und Folterkammern, zwischen denen die jungen Männer exerzieren.

    Die Rekruten sind erst vor wenigen Tagen dazu gestoßen. Fast alle sind ausgesprochen mager, ihre Kleidung ist viel zu weit: Jeans oder Stoffhosen, T-Shirts oder Hemden - alles schlabbert um die Körper. Sie haben sich der radikal-islamistischen Miliz "Al Shabaab" angeschlossen. Die war im Jahr 2006 noch Teil der somalischen Regierung.

    Frühjahr 2010: Die Lage in Somalia hat sich dramatisch verändert. "Al Shabaab" ist schon lange nicht mehr Teil des offiziellen Machtapparats. Die Mitglieder der radikal-islamistischen Organisation sind in den Untergrund abgetaucht und kämpfen heute als stärkste islamistische Miliz im Land gegen die derzeitige somalische Übergangsregierung. Die aber kontrolliert nur noch einen kleinen Teil des Landes, und ein paar Straßen in der Hauptstadt. Mogadischu steht, so scheint es immer wieder, kurz vor dem Fall.

    Annette Weber ist Mitarbeiterin der "Stiftung Wissenschaft und Politik" in Berlin. Für sie hat sich heute in Somalia eine ganz spezielle Situation eingestellt:

    "Wir haben heute in Somalia quasi eine Patt-Situation. Es gibt verschiedene bewaffnete Milizen, die verschiedene Landesteile regieren oder kontrollieren. Wir haben eine Übergangsregierung, die vom Westen gestützt wird, in Somalia selbst quasi keine Kontrolle ausüben kann. Wir haben die Truppen der Afrikanischen Union, die es Teilen dieser Übergangsregierung zumindest ermöglicht, vor Ort zu sein. Aber wir haben quasi weiterhin einen nicht nur fragilen, sondern einen nicht funktionierenden Staat. Das heißt, es ist im letzten Jahr nicht viel Positives passiert."

    Dabei hatte es vor einem Jahr noch gut ausgesehen. Die derzeitige somalische Übergangsregierung hatte ihr Amt angetreten, in der Hoffnung, das Land nach fast 20 Jahren Krieg zum Frieden zu führen. Und auch die Vorzeichen waren gut gewesen: Der gemäßigte Muslim Sharif Sheikh Ahmed war von der Bevölkerung zum Präsidenten gewählt worden - unterstützt von einem Teil der islamistischen Bewegung.

    Inzwischen verurteilen die islamistischen Kämpfer die gemäßigte Haltung der islamischen Regierung. Und es scheint, als habe der Amtsantritt von Präsident Sharif Sheikh Ahmed vor einem Jahr eine Art Kernspaltung ausgelöst: Der radikal-islamische Untergrund zersplittert in immer neue Gruppen. Neben "Al Shabaab" behauptet sich "Hizbul Islam" als zweite Kraft. Diese und andere regionale Milizen bekämpfen sich gegenseitig, sie bekämpfen die Regierung - und sie führen Krieg gegen die eigene Bevölkerung.

    "Was passiert ist, ist zum einen, dass die Kräfte der Shabaab, also der bewaffneten djihadistischen Milizen, an Territorium gewonnen haben, aber offenbar nicht ausreichend ausgestattet sind, um strategisch wichtige Orte wie Mogadischu einnehmen oder halten zu können. Das heißt, ja, wir befinden uns in Somalia in einer Situation, wo es weder vor- noch zurückzugehen scheint, und wo es politisch sehr schwer ist einzuschätzen, wie und wann und durch welche Möglichkeiten sich da was entwickeln könnte."

    Beide Kriegsparteien - die Regierung in Mogadischu wie auch die verschiedenen islamistischen Gruppierungen im Untergrund - werden aus dem Ausland unterstützt.

    Erst im Januar hat der Ministerrat der Europäischen Union beschlossen, bis zu 3000 somalische Soldaten ausbilden zu lassen, um damit Mogadischu zu stärken. Brüssel will dafür bis zu 200 militärische Ausbilder nach Uganda schicken, um die Somalis dort zu trainieren - ein Einsatz in Somalia gilt selbst den Militärs als viel zu gefährlich. Auch die USA unterstützen die bedrängte somalische Regierung. Sie werden für die Ausrüstung dieser Soldaten Sorge tragen. Bereits im vergangenen Jahr hatten sie militärische Hardware geliefert: Waffen und Munition im Kampf gegen die islamistischen Milizen.

    Während die EU und die USA von außen unterstützen, ist die sogenannte AMISOM, die "Mission der Afrikanischen Union in Somalia", als einzige im Land selbst aktiv. Ihre Truppe kämpft vor Ort, ausgestattet mit einem Mandat der Vereinten Nationen. Sie soll die Regierung und wichtige Teile der Infrastruktur schützen. Außerdem soll die Truppe die anarchischen Verhältnisse im Land so weit stabilisieren, dass humanitäre Helfer die Bevölkerung erreichen können.

    Gerade steigen Soldaten in die gepanzerten Truppentransporter, die am Flughafen von Mogadischu bereitstehen. Es sind Soldaten aus Uganda. Oberstleutnant Jack Bakasumba ist Kommandant der ugandischen Einheiten. Er beschreibt, welchen Gefahren seine Männer ausgesetzt sind. Auch an diesem Morgen:

    "Unser größtes Problem sind im Moment die IEDs, die selbstgebauten Sprengkörper. Sie werden normaler Weise entlang der Straßen ausgelegt, die wir mit dem Konvoi benutzen, um nach Mogadischu hineinzukommen. Die IEDs sind ferngesteuert und haben eine Reichweite von 300 bis 500 Metern. Wir müssen also einen entsprechend breiten Streifen entlang der Straßen räumen. Dafür schicken wir jeden Morgen in aller Frühe eine Patrouille mit Ingenieuren los. Sie sollen die IEDs finden und entschärfen. Natürlich lassen sich die Angriffe trotzdem nicht völlig verhindern. Wenn jemand fest entschlossen ist, eine solche Bombe zu zünden, wird er das immer schaffen."

    Doch nicht nur die Konvois werden angegriffen: Mehrfach sprengten sich Selbstmordattentäter vor den Stellungen der AMISOM in die Luft und töteten Dutzende von Menschen. Der Grund für den Hass der Islamisten: Sie halten die afrikanische Friedenstruppe für parteiisch, für eine Parteigängerin der Regierung, für ein Werkzeug des Westens, und für eine Marionette des ihnen verhassten Nachbarlandes Äthiopien.

    Es ist früher Abend. In der Feldküche des AMISOM-Camps, das außerhalb Mogadischus am Flughafen gelegen ist, wird gerade gekocht. Auf mehreren offenen Feuerstellen stehen große, gusseiserne Töpfe. In einigen brutzeln Kartoffelchips im Fett, in anderen köcheln rote Bohnen.

    Die Stimmung ist gelöst, fast heiter: Einige niedrige Mannschaftsgrade haben sich zu den Köchinnen und Köchen gesellt und helfen, noch in Uniform, beim Verlesen der Bohnen. Nach und nach sind Köche und Helfer bereit, auf Fragen zu antworten - wenn auch ohne ihren Namen zu nennen.

    "Wir können nicht helfen. Ich meine, den Menschen hier. Wir haben gerade mal genug, um unsere eigenen Truppen zu verpflegen. An der Gesamtsituation können wir nichts ändern. Die Somalier haben Hunger, das sieht man. Meinen Sie etwa, die Afrikanische Union könnte sie verpflegen? Noch nicht einmal genug Kleidung haben die Menschen hier - ihnen fehlt alles!"

    Die Lage in Somalia gilt als besonders gefährlich. Deshalb erteilte der UN-Sicherheitsrat der Afrikanischen Union das Mandat für einen militärischen Einsatz. Denn Somalia, das Land ohne funktionierende Regierung, gilt vielen schon lange als Rückzugsraum für Terrorhelfer aus aller Welt. Die Überfälle der Piraten vor den Küsten Somalias haben das Problem in den vergangenen Jahren nur um eine weitere Dimension vergrößert und der internationalen Öffentlichkeit damit wieder in Erinnerung gebracht.

    Die dramatische Lage, in der sich Somalias Bevölkerung befindet, tritt dabei fast in den Hintergrund: Nach Angaben der Vereinten Nationen sind gut 40 Prozent der Bevölkerung dringend auf Lebensmittel und Nothilfe angewiesen. Das sind rund 3,2 Millionen Menschen. Ungezählte Waffen sind im Umlauf und prägen das Straßenbild. Morde sind an der Tagesordnung. Die Opfer: humanitäre Helfer, Journalisten, somalische Zivilisten - und Soldaten der Afrikanischen Union.

    Ihre Sollstärke von 8000 Mann hat AMISOM nie erreicht, derzeit sind gut 5000 vor Ort. Eine Soldatin, die in der Logistik arbeitet:

    "Ich bin stolz darauf, dass ich hier bin. Wir brauchen Frieden in Afrika. Aber es wäre besser, in Somalia eine UN-Mission zu haben. Die Afrikanische Union kann sich nicht leisten, uns mit allem auszustatten, was wir hier bräuchten. Die Vereinten Nationen könnten uns vermutlich schon besser unterstützen."

    Doch die Antwort der Vereinten Nationen auf mehrere Anfragen in der Vergangenheit war immer dieselbe: Für Soldaten der UNO ist der Einsatz in Somalia viel zu gefährlich! Dabei wächst die Sorge um die Situation im Land, wächst auch die Angst vor einem Fall Mogadischus - vor allem in den USA. Annette Weber von der "Stiftung Wissenschaft und Politik":

    "Die Amerikaner fokussieren sich im Augenblick sehr auf Somalia, auf den Jemen, unter der großen Überschrift Anti-Terror-Kampf, die Furcht einer Ansiedlung von El Kaida, und da ist sicherlich schon davon auszugehen, dass die Amerikaner nicht nur gezielte Bombardements durchführen, wie das ja in den letzten zwei Jahren bei sechs Angriffen - zumindest wissen wir von sechs Angriffen - der Fall war, sondern schon davon auszugehen, dass sie auch versuchen, ihre Leute on the ground quasi zu kriegen."

    Das Problem: Der amerikanischen Bevölkerung ist ein zusätzliches Engagement auch auf dem Boden nur schwer zu vermitteln. Denn die US-Armee ist in Somalia schon einmal spektakulär gescheitert.

    "Black Hawk Down" wurde zum Synonym für die katastrophale Niederlage, die die Amerikaner in Somalia einstecken mussten. Und das, obwohl die Mission ursprünglich als große humanitäre Geste gedacht war: 1992 war die US-Armee mit einem UN-Mandat in Somalia einmarschiert, um marodierende Milizen zu besiegen und die humanitären Helfer zu schützen, die Lebensmittel und Wasser verteilten.

    Im Herbst 1993 musste sich die Armee der letzten Supermacht dann überstürzt und gedemütigt zurückziehen - nachdem somalische Milizionäre die Leichen von 18 US-Soldaten durch den Staub von Mogadischu geschleift und öffentlich geschändet hatten. Die letzten Soldaten der Vereinten Nationen folgten nur wenig später. Somalia und das Schicksal seiner Menschen gerieten für Jahre in Vergessenheit.

    Die Ereignisse vom 11. September 2001 veränderten die Sachlage nachhaltig. Seitdem interessieren sich die USA wieder für den kollabierten Staat im Osten Afrikas - sie sehen in Somalia einen möglichen Rückzugsraum für Osama bin Laden und seine Helfer. Offiziell aber heißt es, dass Soldaten der US-Armee in Somalia nicht im Einsatz sind. Für Annette Weber gibt es weitere Möglichkeiten, in einen Konflikt einzugreifen:

    "Es gibt aber eben die Vermutung, die verschiedene Sicherheitsbehörden darstellen, dass die Amerikaner auch vor Ort sind, dass die tatsächlich auch in Mogadischu sind, und dass sie da für den Schutz der Übergangsregierung eingesetzt werden."

    Aus verlässlicher Quelle stammt die Information, dass die private Militärfirma DynCorp International auf dem AMISOM-Camp am Flughafen eine eigene Basis unterhält. DynCorp gilt als eine der größten amerikanischen Militärfirmen und war - neben Blackwater - auch im Irak aktiv.

    Von weiteren privaten US-Militärfirmen berichtet ISN, eine Informationsplattform für Fragen der Internationalen Sicherheit. Betrieben wird ISN von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Deren Informationen zufolge ist CSS Global in Mogadischu vor Ort, angeblich auf Initiative der somalischen Regierung. Auf die Bitte, diese Information zu bestätigen, reagierte die Firma allerdings nicht. Nach Berichten US-amerikanischer Medien sollen noch weitere amerikanische Militärfirmen in Somalia operieren.

    Abgestimmt sind diese Operationen nicht. Weder mit der Internationalen Gemeinschaft, noch mit dem UN-Sicherheitsrat. Dasselbe gilt für die mindestens sechs US-amerikanischen Luftangriffe auf Ziele in Somalia im vergangenen Jahr: Die Amerikaner führen in Somalia einen Schattenkrieg, im Alleingang.

    Während also die somalische Regierung Schützenhilfe bekommt, haben auch die islamistischen Milizen ihre Freunde und Förderer im Ausland. Vor allem die stärkste dieser Gruppierungen, "Al Shabaab", soll seit längerem Kontakte zum Terrornetzwerk El Kaida haben. Der französische Politologe und Somalia-Experte Roland Marchal:

    "Die Kontakte gibt es, das leugnet niemand mehr. Die meisten Beobachter sind sich auch darin einig, dass diese Kontakte während der letzten beiden Jahre enger geworden sind. Der Grund dafür ist ganz ohne Frage der Krieg in Somalia: 'Al Shabaab' hat sich weiter radikalisiert und die Kontakte mit Ausländern vertieft - darunter auch zu Mitgliedern von El Kaida. Ausländer spielen heute eine ungleich größere Rolle innerhalb der Shabaab als früher: Sie liefern die Ideologie und stehen auch hinter vielen Aktionen."

    Der radikal islamistische Untergrund - allen voran "Al Shabaab" - ist fest entschlossen, ausländische Soldaten auf somalischem Boden - gleich welcher Nationalität - zu bekämpfen. Das ist auch das Ziel von "Hizbul Islam". Farah Mohamed ist Mitglied dieser Gruppierung und eine Art Sprecher von Sheikh Hassan Dahir Aweys, dem Führer von "Hizbul Islam":

    "Sheikh Hassan will, dass nur Somalier über unsere Politik bestimmen und nur Somalier in unserer Regierung sitzen. Der derzeitige somalische Präsident Ahmed sieht das anders. Er gesteht der Internationalen Gemeinschaft eine weitaus größere Rolle zu. Damit ist er ein Werkzeug Amerikas. Die Vereinigten Staaten unterstützen ihn, weil sie ihn und die Übergangsregierung für ihre Ziele einsetzen wollen."

    "Hizbul Islam" propagiert den Nationalismus. Und ihre Mitstreiter wollen die Scharia einführen, das islamische Recht. Gemeinsamkeiten, die verbinden könnten. Doch die beiden islamistischen Gruppierungen "Hizbul Islam" und "Al Shabaab" bekämpfen sich gegenseitig. Farah Mohamed von "Hizbul Islam":

    "Erstens gibt es in den Reihen von 'Al Shabaab' viele Ausländer. Und sie sind in ihrer Ideologie nicht eindeutig. Wenn ich über die Scharia rede, dann geht es mir darum, die Sharia in Somalia einzuführen. Aber 'Al Shabaab' lässt sich von Ausländern leiten. Kürzlich habe ich mit einem ihrer Anhänger geredet. Er sagte, 'Wir wollen bis nach Alaska gehen und alles erobern.' Andere sagen: 'Wir wollen die Vereinten Nationen zerstören!' Das ist doch nur Terror. Und sie berufen sich auf Osama Bin Laden - aber was kann Osama Bin Laden schon für Somalia tun?"

    Über die internationalen Kontakte des somalischen Untergrunds wird im Westen seit einigen Wochen viel diskutiert. Auslöser für die Diskussionen war das gescheiterte Attentat des so genannten Unterhosenbombers, der ein Flugzeug auf dem Weg in die USA in die Luft sprengen wollte. Der junge Nigerianer hatte seine ideologische Schulung im Jemen erhalten. Und damit war auch Somalia plötzlich in den Fokus gerückt: Es hieß, somalische Kämpfer unterstützten jemenitische Islamisten im Kampf gegen deren Regierung. Annette Weber von der "Stiftung Wissenschaft und Politik":

    "Es ist schon so, dass in den letzten Jahren der graue Markt zwischen Jemen und Somalia - Schmuggel, Waffenhandel, Menschenhandel, Drogenhandel - durchaus floriert. Wie weit es zu einem Austausch zwischen den jeweiligen Rebellen gekommen ist und wie weit das institutionalisiert ist, lässt sich schwer sagen."

    Offen ist, wie es in Somalia weitergehen wird. Derzeit ist keine der Kriegsparteien in der Lage, das Land und die Hauptstadt unter Kontrolle zu bringen, weder die Regierung, noch ihre islamistischen Gegner. Was die Lage unüberschaubar macht, ist die Tatsache, dass verschiedene Gruppierungen, Länder und Organisationen von außen eingegriffen haben. Sie unterstützen ihren jeweiligen Favoriten im somalischen Konflikt. Die USA, die UNO, die Afrikanische und die Europäische Union sowie einige afrikanische Nachbarländer versuchen, die schwache Übergangsregierung zu stärken. Auf der anderen Seite agieren das Nachbarland Eritrea, Iran, Saudi-Arabien und Mitglieder des internationalen Terrornetzwerkes. Noch befinden sich die Kräfte in einem Gleichgewicht, noch stellt sich die Situation als Patt-Situation dar. Die Folge: Der Krieg - und damit das Leid der Bevölkerung - dauern an.

    Die Situation in Somalia gilt als ausgesprochen gefährlich. Doch derzeit hat offensichtlich keiner eine Lösung parat, die die Gefahren bannen könnte. Offen ist auch, wie sich die Situation in Somalia auf die gesamte Region auswirken könnte. Noch einmal der französische Politologe Roland Marchal:

    "Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass die somalische Krise auf andere Länder übergreift. Dass einige furchtbare Anschläge auch jenseits der Landesgrenzen verübt werden - von Somaliern selbst oder mit deren Unterstützung. Das hat es 1998 und 2002 schon gegeben, und leider wird es wieder möglich sein."

    Worauf Roland Marchal anspielt: Die Bombenanschläge auf die US-Botschaften in Kenias Hauptstadt Nairobi und in Tansanias Hauptstadt Daressalem am 7. August 1998. Die Bilanz: 224 Tote und mehr als 5000 Verletzte. Und Marchal spielt an auf den gegen Israelis gerichteten Selbstmordanschlag in der kenianischen Küstenstadt Mombasa Ende 2002, bei der 16 Menschen starben. In Kenia wächst seitdem die Sorge, dass sich ein solcher Anschlag wiederholt. Und auch das benachbarte Äthiopien reagiert mit zunehmender Nervosität.