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Neue Lebensform aus dem Labor

Biologen aus Berlin haben ein Bakterium erzeugt, in dessen Erbgut ein natürlicher gegen einen künstlichen Baustein ausgetauscht wurde. Der Organismus, den man als künstlich bezeichnen könnte, wurde durch gezielte Evolution hergestellt.

Michael Lange im Gespräch mit Monika Seynsche |
    Vor etwa einem Jahr machte der Genom-Pionier Craig Venter von sich reden, als er der Welt einen angeblich künstlichen Organismus präsentierte. Er hatte das Erbgut eines natürlichen Bakteriums nachgebaut. Deshalb gab es Kritik, es handele sich nicht um ein menschgemachtes Lebewesen, sondern um ein Plagiat.

    Nun berichten Biologen aus Berlin über einen anderen Organismus, den man als künstlich bezeichnen könnte. Und dieses Lebewesen besteht aus Bausteinen, die es in der Natur gar nicht gibt.

    Die Wissenschaftler erzeugten eine Variante des E.-coli-Bakteriums, bei dem die drei DNA-Basen Adenin (A), Cytosin (C) und Guanin (G) erhalten blieben, der gewohnte vierte Baustein Thymin (T) aber ersetzt wurde. An seine Stelle trat ein synthetischer und giftiger Baustein, 5-Chloruracil. Das Team um Rupert Mutzel von der Freien Universität Berlin und Kollegen aus Frankreich und den Niederlanden hatte dazu das E.-coli-Bakterium gentechnisch so verändert, sodass es kein Thymin bilden konnte. Mit einer langsam gesteigerten Dosis in der Umgebung wurde es über rund 1000 Generationen an den giftigen Stoff gewöhnt und angepasst. Diese Evolution im Zeitraffer dauert bei E. coli rund zwei Wochen.

    Welche Bedeutung die neuen Ergebnisse haben, erklärt Michael Lange im Gespräch mit Monika Seynsche. Sie können den Beitrag in unserem Audio-on-Demand-Angebot noch bis mindestens zum 29.11.2011 nachhören.