Das Eröffnungskonzert präsentierte einen Rückblick auf die politisch motivierten 70er-Jahre des prominenten Niederländers Louis Andriessen. Von ihm wurde die auf Platons "Politeia" gestützte musikalische Erörterung "De Staat" gegeben und mit "Mausoleum" ein Requiem auf den russischen Anarchisten Bakunin. Das Salzburger Stadler-Quartett punktete anschließend mit der Sprödigkeit von Helmut Lachenmann. Die Konzertreihe von Melos-Etos hat eine erkennbare Linie gefunden: Die Präsentation von Komponisten und Werken von europäischem Rang (oder "Weltgeltung"), die nach wie vor einem gewissen Nachholbedarf im Kulturleben östlich von Wien Rechnung trägt, wird durchmischt mit einheimischen Kredenzen.
Unter denen tat sich ein halb improvisiertes Kammerspiel von Marek Piaček hervor: ein dekonstruierter und neu montierter "Erlkönig", der die Vater-Sohn-Konstellation durchaus abgründig auf das Verhältnis des christlichen Gottes zu seinem geopferten Sohn bezog und dem überwiegend jungen Publikum sichtlich Vergnügen bereitete. Ein wesentlich vom polnischen Kulturinstitut mitgetragenes Symphonie-Konzert im großen Sendesaal des ansonsten etwas verwaist wirkenden riesigen Staatsrundfunkgebäudes erinnerte an die vor einem halben Jahrhundert höchst produktive polnische Virtuosin und Komponistin Gražyna Bacewicz, die in den Nachkriegsjahren noch einmal genuin polnische Intonationen für ihre hoch artistischen Violin- und Cello-Konzerte suchte und zu ausgesprochen "dankbaren" Lösungen für die Solisten gelangte. Auch das war einer der durchaus informativen Nachträge.
Von denen war auch die das Festival begleitende wissenschaftliche Konferenz bestimmt. Deren Leiterin Nadja Hřdková erläuterte anhand von Eugen Suchoňs Krútňava (Katrena) und der Shakespeare-Oper The Players von Juraj Beneš Merkmale einer slowakischen "expressionistischen" Musik und deren "Ethos". Danuta Gwizdalanka (Poznan/Köln) informierte über die "Indienstnahme" von Künstlern in den Jahren des "Kalten Kriegs" und die CIA-Connections zum polnischen Musikleben der 50er-Jahre.
In einem ungarischen Beitrag wurde Zoltán Jeney (*1943) gewürdigt, der 1970 bis 1990 in Budapest das Studio für Neue Musik betrieb (und dort auch mehrere Kollektivarbeiten realisierte). Die Uraufführung von Jeneys mehr als dreistündigem Oratorium "Totenritual" (Budapest 2005) dokumentierte ein Werk, an dem seit 1987 gearbeitet – also über die "Wende" hinweg – gearbeitet wurde (Peter Eötvös attestierte "eine gefährliche Nähe zu Olivier Messiaen"). Anhand solcher neoreligiös getönter Werke wurde nicht nur die Frage einer großen "Zurücknahme" der musikalischen Mittel erörtert, sondern auch, ob sich mit ihnen nicht gar ein "neues Mittelalter" ankündige, die Aufhebung von Individualität zugunsten eines neuen Modells von Gemeinschaft.
In hohem Maß befasste sich die wissenschaftliche Konferenz noch einmal mit Biografien von Komponisten. In einem beeindruckenden Vortrag schilderte Peter Kolman sein Schicksal und seinen künstlerischen Werdegang: 1944 interniert und nach Theresienstadt deportiert, trat er nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft Anfang der 60er-Jahre als Student in Bratislava durch Events mit elektronischer Musik hervor, wurde aber nach 1968 aus dem öffentlichen Kulturleben verbannt und floh nach Österreich, wo er als Lektor bei der "Universal Edition" unterkam. Auch das ein Nachtrag zu einem slowakischen Musikleben, das nun in neue Fahrwasser eingelaufen ist, aus dem aber die Klippen der Vergangenheit immer wieder aufragen. Problematisch bleibt der Mangel an weitergehenden und grundsätzlicheren Einschätzungen des Wandels im Musikleben der kleinen Republik im Herzen Europas und deren Nachbarländer, insbesondere auch an grundsätzlicheren Resümees zu den substanziellen Veränderungen im kompositorischen Schaffen der nun tonangebenden Komponistengeneration. Da haben also die Folgekonferenzen noch eine Menge Arbeit zu leisten.
Unter denen tat sich ein halb improvisiertes Kammerspiel von Marek Piaček hervor: ein dekonstruierter und neu montierter "Erlkönig", der die Vater-Sohn-Konstellation durchaus abgründig auf das Verhältnis des christlichen Gottes zu seinem geopferten Sohn bezog und dem überwiegend jungen Publikum sichtlich Vergnügen bereitete. Ein wesentlich vom polnischen Kulturinstitut mitgetragenes Symphonie-Konzert im großen Sendesaal des ansonsten etwas verwaist wirkenden riesigen Staatsrundfunkgebäudes erinnerte an die vor einem halben Jahrhundert höchst produktive polnische Virtuosin und Komponistin Gražyna Bacewicz, die in den Nachkriegsjahren noch einmal genuin polnische Intonationen für ihre hoch artistischen Violin- und Cello-Konzerte suchte und zu ausgesprochen "dankbaren" Lösungen für die Solisten gelangte. Auch das war einer der durchaus informativen Nachträge.
Von denen war auch die das Festival begleitende wissenschaftliche Konferenz bestimmt. Deren Leiterin Nadja Hřdková erläuterte anhand von Eugen Suchoňs Krútňava (Katrena) und der Shakespeare-Oper The Players von Juraj Beneš Merkmale einer slowakischen "expressionistischen" Musik und deren "Ethos". Danuta Gwizdalanka (Poznan/Köln) informierte über die "Indienstnahme" von Künstlern in den Jahren des "Kalten Kriegs" und die CIA-Connections zum polnischen Musikleben der 50er-Jahre.
In einem ungarischen Beitrag wurde Zoltán Jeney (*1943) gewürdigt, der 1970 bis 1990 in Budapest das Studio für Neue Musik betrieb (und dort auch mehrere Kollektivarbeiten realisierte). Die Uraufführung von Jeneys mehr als dreistündigem Oratorium "Totenritual" (Budapest 2005) dokumentierte ein Werk, an dem seit 1987 gearbeitet – also über die "Wende" hinweg – gearbeitet wurde (Peter Eötvös attestierte "eine gefährliche Nähe zu Olivier Messiaen"). Anhand solcher neoreligiös getönter Werke wurde nicht nur die Frage einer großen "Zurücknahme" der musikalischen Mittel erörtert, sondern auch, ob sich mit ihnen nicht gar ein "neues Mittelalter" ankündige, die Aufhebung von Individualität zugunsten eines neuen Modells von Gemeinschaft.
In hohem Maß befasste sich die wissenschaftliche Konferenz noch einmal mit Biografien von Komponisten. In einem beeindruckenden Vortrag schilderte Peter Kolman sein Schicksal und seinen künstlerischen Werdegang: 1944 interniert und nach Theresienstadt deportiert, trat er nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft Anfang der 60er-Jahre als Student in Bratislava durch Events mit elektronischer Musik hervor, wurde aber nach 1968 aus dem öffentlichen Kulturleben verbannt und floh nach Österreich, wo er als Lektor bei der "Universal Edition" unterkam. Auch das ein Nachtrag zu einem slowakischen Musikleben, das nun in neue Fahrwasser eingelaufen ist, aus dem aber die Klippen der Vergangenheit immer wieder aufragen. Problematisch bleibt der Mangel an weitergehenden und grundsätzlicheren Einschätzungen des Wandels im Musikleben der kleinen Republik im Herzen Europas und deren Nachbarländer, insbesondere auch an grundsätzlicheren Resümees zu den substanziellen Veränderungen im kompositorischen Schaffen der nun tonangebenden Komponistengeneration. Da haben also die Folgekonferenzen noch eine Menge Arbeit zu leisten.