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Neue Pflanzen für die Bioenergie

Die Ausweitung des Rapsanbaus in Deutschland stößt an seine Grenzen, unter anderem, weil Fruchtfolgen eingehalten werden müssen, damit Schädlinge nicht überhand nehmen. Doch Raps ist bei weitem nicht die einzige Energiepflanze. Neue Sorten und neue Entwicklungen in der Bioenergie waren Thema beim Landwirtschaftlichen Hochschultag an der Universität Stuttgart-Hohenheim.

Von Thomas Wagner |
    Sei es nun der Biodiesel aus Raps, Biogas aus Mais oder Heizpellets aus Waldabfällen: Bioenergie ist im Kommen.

    "Der Anteil liegt jetzt so etwa bei vier bis fünf Prozent Biomasse am Primärenergieverbrauch. Ziel ist es, diesen Anteil etwa zu verdoppeln. Und das ist möglich. Das ist umso schneller möglich, indem man die Investoren veranlasst, in entsprechende Anlagen zu investieren"

    und vor allem zu optimieren, so Professor Jürgen Zeddies vom Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Hohenheim. Denn sowohl die Landwirte als auch die Agrarforschung sind von einer optimierten Nutzung der Bioenergieträger noch weit entfernt. Das wurde auf dem Landwirtschaftlichen Hochschultag in Hohenheim immer wieder deutlich. Beispiel: Die Elektrizitätsgewinnung durch Biogas kommt über einen Wirkungsgrad von gerade einmal 20 Prozent nicht hinaus. Helmut Döhler vom Darmstädter Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft:

    "Da müssen wir mehr tun. Wir müssen einmal die Wärme, die beim Biogasprozess entsteht, zusätzlich nutzen, was allerdings nicht immer einfach ist: Je größer die Anlage, desto schwieriger wird so was, weil ja dann der entsprechende Wärmeabnehmer da sein muss. Wir müssen aber auch versuchen, durch neue technische Entwicklungen zur Verbesserung der Effizienz von Blockheizkraftwerken oder auch zusätzliche Nutzung der Biomasse, die in der Biogasanlage nicht verwertet wird, die auch noch mal zusätzlich zu nutzen als Kraftstoff, als Wärmelieferant oder Ähnliches."

    Kurzum: Neue Techniken müssen her, um die Nutzung von Biomasse als Energieträger zu optimieren. Und zum Teil gibt es solche neuen Techniken bereits. Beispiel: Das Projekt "Biomass to Liquid" des Forschungszentrums Karlsruhe. Dabei geht es um die Lösung eines logistischen Problems: Einerseits sollen die Landwirte verstärkt Biomasse erzeugen. Andererseits macht die Verarbeitung dieser Biomasse beispielsweise zu Biogas oder Biodiesel nur in großen Anlagen wirtschaftlich Sinn. Professor Eckhard Dinjus vom Forschungszentrum Karlsruhe:

    "Ich kann, wenn ich große Mengen machen will, die Biomasse nicht zu einem Ort transportieren in einer Menge von sieben bis acht Millionen Tonnen. Das würden unsere Verkehrswege nicht hergeben. Das würde auch das Preisgefüge völlig sprengen."

    Deshalb haben die Karlsruher Forscher ein Verfahren entwickelt, bei dem durch einfache dezentrale Anlagen zermahlenes Stroh derart erhitzt wird, dass ein öl- und kokshaltiges Zwischenprodukt entsteht, das so genannte Slory.

    "Es ist eine pumpbare Flüssigkeit, transportstabil, bestehend aus einem Öl, Holzteer und Koks. Und der Koks ist so porös bei diesem Prozess, dass er sich aufsaugen kann. Wenn man diesen Koks dann zermahlt, hat man eine transportstabile Flüssigkeit .Den Slory kann ich ja in einen Tankwagen unserer Deutschen Bahn packen und kann sie zu einer Vergasungsanlage, die dann größer sein muss, fahren."

    Weil der Transport des flüssigen Slorys wesentlich günstiger kommt als das Umherkarren des sperrigen Strohs, sieht die Kostenstruktur erheblich besser aus. Andere Forschungsarbeiten setzen bei der Energiepflanze direkt an. Beispiel Biogas: Hier gilt Mais wegen der hohen Anbaudichte als so genannte Leitkultur. Allerdings wird derzeit herkömmlicher Silomais verwendet. Walter Schmidt vom privaten Pflanzenzuchtunternehmen KWS AG in Einbeck:

    "Der Silomais ist einfach nicht optimal, weil er nicht die optimale Leistung bringt. Beim Silomais haben wir entsprechende Restriktionen: Wir müssen hohe Stärkegehalte haben, wir müssen hohe Trockensubstanz haben, damit wir genügend Grundfutter ins Tier reinbekommen."

    Doch der Mais, der zur Bioenergiegewinnung genutzt wird, muss in kein Tier hinein. Er kommt vielmehr zur Weiterverarbeitung in entsprechende Anlagen. Für diese Verwendung wird der Mais in mehreren Zuchtfolgen optimiert:

    "Der wird eine viel höhere Leistung haben. Mein Ziel ist ja, 300 Dezi-Tonnen zu realisieren, dies innerhalb der nächsten sieben Jahre. Und er wird weniger Kolbenanteile haben und deshalb ungeeignet sein für die Wiederkäuerfütterung. Und er wird geringere Trockensubstanzgehalte haben. Bei heutigen Maissorten liegen wir bei etwa 200 Dezi-Tonnen pro Hektar."