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Neue private Fachhochschule in Berlin
Ausbildung von kreativen Informatikern

In vier Wochen startet in Berlin die neue private Fachhochschule Code-University of Applied Sciences. In drei Bachelorstudiengängen will man hier Informatiker auszubilden - dabei aber andere Wege als an staatlichen Hochschulen gehen.

Von Claudia van Laak | 15.09.2017
    Berlin Mitte; Factory; Sitz von Start-up Unternehmen wie Soundcloud sowie Twitter Factory Berlin centre Factory Seat from Start up Companies like Soundcloud and Twitter Factory
    Die Gründer der neuen Fachhochschule „Code-University of Applied Sciences“ wollen alles anders und besser machen. Sie sind neuer Mieter in einem Immobilienobjekt der Factory Berlin (imago stock&people)
    Die Factory Berlin - hier treffen junge Internet-Gründer auf alteingesessene Unternehmen wie die Deutsche Bank. Firmen wie Soundcloud oder Uber haben hier ihren Sitz. Die Factory platzt aus allen Nähten, deshalb haben die Gründer ein neues Immobilienobjekt entwickelt. Ein wichtiger Mieter dort - die private Code-University of Applied Sciences.
    "Ich bin Kanzler der Code-University of Applied Sciences," sagt einer, der auch als Student durchgehen könnte. Thomas Bachem, 31 Jahre alt, Softwareentwickler, Internetunternehmer und Turnschuhträger. Von den 80 Studierenden, die Anfang Oktober starten, sind einige älter als er. Meine Rolle als Kanzler muss ich noch finden, sagt Thomas Bachem:
    "Also das ist in der Tat etwas, was ich noch herausfinden muss, wie auch mein Umgang mit den Studierenden in der Hochschule ist. Wir wollen ja einerseits sehr persönlich sein, das ist ja der Vorteil einer kleinen Hochschule, andererseits muss ich auch eine gesunde Distanz wahren."
    Dialog mit Unternehmenspartnern
    Auch der Präsident der neuen privaten Hochschule Manuel Dolderer trägt T-Shirt und Turnschuhe. Der 40-Jährige ist allerdings kein Neuling: Er hat zuvor für die Klettgruppe eine Hochschule gegründet.
    "Wir bieten unseren Studenten spannende Projekte. Und wir sind immer im Dialog mit unseren Unternehmenspartnern, um zu wissen, was denn gerade spannende Projekte da draußen sind. Und dann geben wir unseren Studenten die Freiheit, diese Projekte zu bearbeiten."
    Die private Fachhochschule startet mit drei Bachelor-Studiengängen: Software Engineering, Interaction Design und Produkt-Management. Unterrichtssprache ist ausschließlich Englisch. Das Konzept ist anders als das staatlicher Hochschulen, es setzt auf mündige Studierende, die genau wissen, was sie wollen.
    "Unsere Aufgabe ist es nicht, einen Professor zu finden, der sich vorne hinstellt und eine Vorlesung hält, um dann den Studenten mit Klausur zu drohen, damit sie motiviert sind, die Sachen zu lernen, die sie lernen sollen. Stattdessen ist es unsere Aufgabe, eine inspirierende Lernumgebung zu schaffen, in der die Studenten merken und realisieren, was sie können und was sie nicht können und aus dem Nichtkönnen ein Lernimpuls entsteht: Okay, ich will das können, könnt ihr mir helfen."
    750 Euro Studiengebühren pro Monat
    Der Wissenschaftsrat und das Land Berlin haben eine vorläufige Genehmigung erteilt. Das Startkapital von 4,5 Millionen Euro stammt von Internet-Unternehmen wie zum Beispiel dem Hotel-Portal Trivago. Manuel Dolderer hat die Investoren gefragt - was müssen unsere Absolventen können?
    "Die Antwort war meistens: Ganz ehrlich, wir wissen auch nicht, was wir in zehn Jahren machen. Welche Technologien, welche Plattformen, welche Methoden für uns relevant sind. Also bringt den Leuten doch bitte bei, kreativ Probleme zu lösen, im Team zu arbeiten, und sich immer wieder in neue Sachverhalte einzuarbeiten."
    750 Euro monatlich müssen die Studierenden zahlen. Wer dazu nicht in der Lage ist, kann einen Generationenvertrag abschließen - jetzt studieren, später zahlen, wenn man sein erstes eigenen Geld verdient. Das Risiko bleibt: Kann sich die Code University etablieren, erhalten Studiengänge und Hochschule die notwendigen Akkreditierungen? Christoph Janke und Marie-Luise Klaus wagen das Experiment, sie haben sich eingeschrieben:
    "Also ich glaube ganz fest daran, dass die Code ein totaler Erfolg wird. Ich habe tatsächlich weltweit nach Möglichkeiten gesucht, möglichst praxisnah coden zu lernen, und da ist die Code fast einzigartig."
    "Selbst wenn es mit der Chance von einem Promille nicht funktionieren sollte, weil irgendeine Akkreditierung doch scheitern sollte, dann hat man bis zu dem Zeitpunkt schon sehr viel mitgenommen, und dafür hat es sich schon gelohnt."
    Ohne Mut, Risikobereitschaft und Pioniergeist geht es nicht. Sicherheitsfanatiker sollten an der der neuen privaten Code University weder arbeiten noch studieren.