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Syrien
Neue Proteste gegen Assad-Regime halten an

In Syrien gibt es die größten Proteste gegen die Regierung von Machthaber Assad seit Jahren. Zuletzt versammelten sich im Süden des Landes rund 2.000 Menschen, darunter viele Mitglieder der Minderheit der Drusen. Die Demonstranten forderten ein "Ende des Regimes" und riefen "Freiheit ist der Wille des Volkes".

    Das Foto zeigt Demonstranten in Syrien. Sie protestieren gegen das Regime von Machthaber Assad.
    In Syrien kommt es zu Protesten den Machthaber Assad. (AFP / SAM HARIRI)
    Bereits seit mehr als zwei Wochen gehen Menschen in der Region um die Stadt Suwaida auf die Straße - auch wegen einer sich zuspitzenden Wirtschaftskrise. Der Protest am vergangenen Freitag soll der bisher größte gewesen sein. Demonstrationen in dem autoritär geführten Land sind gefährlich und daher ungewöhnlich. Der syrische Bürgerkrieg, der vor allem im Nordwesten weiter anhält, hatte im Frühjahr 2011 während des Arabischen Frühlings mit Kundgebungen gegen das Assad-Regime begonnen. Einsatzkräfte gingen damals mit massiver Gewalt dagegen vor.

    90 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze

    Die wirtschaftliche Lage in Syrien verschlechtert sich zunehmend. Die Währung verliert immer weiter an Wert. Nach Angaben der Vereinten Nationen leben mittlerweile über 90 Prozent der Syrer unterhalb der Armutsgrenze.
    Nach Einschätzung des US-amerikanischen Syrien-Expertens Charles Lister sind Assad und sein Regime in den letzten zwei Wochen so stark unter Druck geraten wie seit Jahren nicht mehr. Die Krise in Syrien halte an, denn ihre Ursachen seien genauso schlimm, wenn nicht sogar noch schlimmer als im Jahr 2011. Die Vorstellung, dass die ursprünglichen Ideale der Revolution von 2011 immer noch lebendig seien, habe ausgereicht, um die Protestbewegung wiederzubeleben.

    Landis: Narrativ von loyalen Minderheiten im Land bricht zusammen

    Listers Kollege Joshua Landis erklärte, ein zentrales Narrativ des Regimes sei es gewesen, dass nicht nur die Alawiten, denen Assad selbst angehöre, loyal seien, sondern auch die Drusen und andere Minderheiten. Dieses Narrativ breche nun zusammen.
    Etwas zurückhaltender äußerte sich Joseph Daher vom Europäischen Hochschulinstitut in Florenz. Wirklich in Gefahr würde die Herrschaft Assads erst geraten, wenn sich die Demonstranten in allen Landesteilen zusammenschlössen, sagte er der Nachrichtenagentur AP. Bisher gebe es lediglich einige Formen der Solidarität aus anderen Städten.

    Angst vor gewaltsamem Einschreiten des Regimes

    Derzeit gibt es Befürchtungen, dass die Regierung ähnlich gewaltsam gegen die Proteste vorgehen könnte wie 2011. Jospeh Daher glaubt allerdings, dass die Demonstranten heute besser geschützt seien als damals. Im Laufe der Jahre hätten sich viele bewaffnet, um ihre Dörfer vor den Kämpfern der Terrormiliz IS und den mit Damaskus verbündeten Milizen zu verteidigen, die die als Captagon bekannten Drogen herstellen und handeln. Im Gegensatz zu anderen von der Regierung kontrollierten Gebieten habe Suweida eine gewisse Form von begrenzter Autonomie, führte Daher aus.
    Diese Nachricht wurde am 03.09.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.