"Ich halte da gar nichts von, weil das nur Probleme verursacht und die Polen niemals einen Anspruch erwerben dadurch, also die würden hier nie Rente kriegen, beziehungsweise auch keine Arbeitslosengelder erwirtschaften in den zwei Monaten, wo die hier sind. "
Spargel- und Obstanbauer Ulrich Schröder aus Gütersloh ärgert sich über die Vorschriften zur Sozialversicherungspflicht. Dreizehn langjährige polnische Erntehelfer auf seinem Hof müsste er in Polen anmelden, wenn er alle von ihnen für die Ernte einsetzen würde. Doch er zögert. Grund sind die EU-Regelungen zur Sozialversicherungspflicht, die in dieser Saison erstmals auch für Polen gelten.
Demnach müssen Arbeitgeber für ausländische Saisonkräfte Sozialabgaben an deren Heimatländer zahlen. Voraussetzung: Die Helfer haben in ihrer Heimat feste Arbeit – und das betrifft die Mehrzahl der polnischen Saisonkräfte. Polen hatte nach seinem EU-Beitritt 2004 zunächst auf die ausländischen Sozialabgaben verzichtet. In diesem Jahr aber werden sie erstmals fällig, auch für die polnischen Helfer von Landwirt Ulrich Schröder. Die Zusatzausgaben für Renten-, Arbeitslosen- und Sozialversicherung sind für ihn aber kaum zu schultern.
"Knapp 50 Prozent auf den Bruttolohn, das würde für unseren Betrieb bedeuten, die Lohnkosten würden bei unserem Betrieb von 40.000 auf 60.000 Euro sprunghaft ansteigen, und das ist so nicht aufzufangen. Den Spargel kann ich ja nicht um 50 Prozent teurer machen, den würde mir ja keiner mehr abkaufen. "
Auch die polnischen Erntehelfer hätten am liebsten alles gelassen, wie es ist. So wie Eugeniusz Sidor. Er verbringt schon seit Jahren seinen gesamten Sommerurlaub zur Ernte bei Ulrich Schröder und hat bei der Ernte in Deutschland für polnische Verhältnisse bislang gutes Geld nebenher verdient. In diesem Jahr ist er wahrscheinlich zum letzten Mal in Gütersloh dabei. Wegen der Sozialversicherung lohnt sich der weite Weg nach Deutschland nicht mehr.
"Von Bruttolohn ist die Hälfte weg. Kommen viel weniger Leute. Besser zuhause bleiben und machen bei Fabrik bisschen mehr Überstunden, dann kriegen wir ungefähr das gleiche Geld wie hier jetzt. "
Wenn sich Obst- und Spargelanbauer wie Ulrich Schröder nicht alle Abgaben selbst ans Bein binden wollen, müssen sie ihren Erntehelfern den Arbeitnehmeranteil an den Sozialversicherungsbeiträgen vom Verdienst abziehen - knapp 30 Prozent. Das aber würde deren Stundenlohn auf unter vier Euro drücken - für Erntehelfer wie Eugeniusz Sidor viel zu wenig. Doch nicht nur finanziell macht die neue Sozialversicherungspflicht die Saisonarbeit für beide Seiten unattraktiv. Sondern sie beschert den Landwirten auch zusätzlich jede Menge Bürokratie für An- und Abmeldungen, ärgert sich Karsten Otte. Er hat einen Obsthof nahe Herford mit etwa 100 polnischen Erntehelfern.
"Wir müssen da verschiedene Formulare der ZUS ausfüllen, auf Polnisch, ZUS ist die polnische Sozialversicherung. Ich kann kein Polnisch und werde auch kein Bürokraten-Polnisch lernen. Wir arbeiten hier als Betriebsleiter zwischen zwölf und 16 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche in der Saison, und dann noch so was abzuwickeln, das ist wirklich überflüssig wie ein Kropf. "
Sozialversicherungsfrei bleiben laut EU-Recht nur noch Hausfrauen, Rentner oder Studenten. Sie alle dürfen wie bisher maximal zwei Monate in Deutschland als Saisonkraft arbeiten. Trotzdem fragen sich Landwirte wie Ulrich Schröder und Karsten Otte: Wer übernimmt künftig die harte Erntearbeit auf den Feldern?
"Entweder man verkleinert den Betrieb, oder man muss auch auf andere osteuropäische Länder ausweichen, zum Beispiel Rumänien. Viele Betriebe haben ja schon umgestellt auf diese Personen. Man muss denen alles wieder zeigen, die Sprache ist auch komplett anders. "
In diesem Jahr sollen verstärkt deutsche Langzeit-Arbeitslose bei der Ernte helfen, hat die Bundesregierung beschlossen. In Herford hat die Arbeitsverwaltung dafür gerade einen Pool von 100 ernte- und freiwilligen Arbeitslosen zusammenstellt. Geschäftsführer Norbert Burmann:
"Wir bieten den Landwirten und auch unseren Arbeitslosen an, im Vorfeld einmal auszuprobieren, ob sie die Arbeit tatsächlich erledigen können - ein zwei- bis dreitägiges Praktikum. Und der Arbeitgeber hat dann natürlich auch die Gelegenheit, die potentiellen Bewerber kennen zu lernen. "
Doch Ulrich Schröder und Karsten Otte winken ab. Zu schlecht ihre Erfahrungen mit deutschen Erntehelfern aus den Vorjahren. Wenn ihre zuverlässigen Erntehelfer aus Polen nicht mehr kommen, glauben beide Landwirte, werden sie auch die langjährigen Freundschaften zu ihren vermissen. Das sieht auch Eugeniusz Sidor so:
"Das ist viel schade, wenn ich nicht mehr komme. "
Spargel- und Obstanbauer Ulrich Schröder aus Gütersloh ärgert sich über die Vorschriften zur Sozialversicherungspflicht. Dreizehn langjährige polnische Erntehelfer auf seinem Hof müsste er in Polen anmelden, wenn er alle von ihnen für die Ernte einsetzen würde. Doch er zögert. Grund sind die EU-Regelungen zur Sozialversicherungspflicht, die in dieser Saison erstmals auch für Polen gelten.
Demnach müssen Arbeitgeber für ausländische Saisonkräfte Sozialabgaben an deren Heimatländer zahlen. Voraussetzung: Die Helfer haben in ihrer Heimat feste Arbeit – und das betrifft die Mehrzahl der polnischen Saisonkräfte. Polen hatte nach seinem EU-Beitritt 2004 zunächst auf die ausländischen Sozialabgaben verzichtet. In diesem Jahr aber werden sie erstmals fällig, auch für die polnischen Helfer von Landwirt Ulrich Schröder. Die Zusatzausgaben für Renten-, Arbeitslosen- und Sozialversicherung sind für ihn aber kaum zu schultern.
"Knapp 50 Prozent auf den Bruttolohn, das würde für unseren Betrieb bedeuten, die Lohnkosten würden bei unserem Betrieb von 40.000 auf 60.000 Euro sprunghaft ansteigen, und das ist so nicht aufzufangen. Den Spargel kann ich ja nicht um 50 Prozent teurer machen, den würde mir ja keiner mehr abkaufen. "
Auch die polnischen Erntehelfer hätten am liebsten alles gelassen, wie es ist. So wie Eugeniusz Sidor. Er verbringt schon seit Jahren seinen gesamten Sommerurlaub zur Ernte bei Ulrich Schröder und hat bei der Ernte in Deutschland für polnische Verhältnisse bislang gutes Geld nebenher verdient. In diesem Jahr ist er wahrscheinlich zum letzten Mal in Gütersloh dabei. Wegen der Sozialversicherung lohnt sich der weite Weg nach Deutschland nicht mehr.
"Von Bruttolohn ist die Hälfte weg. Kommen viel weniger Leute. Besser zuhause bleiben und machen bei Fabrik bisschen mehr Überstunden, dann kriegen wir ungefähr das gleiche Geld wie hier jetzt. "
Wenn sich Obst- und Spargelanbauer wie Ulrich Schröder nicht alle Abgaben selbst ans Bein binden wollen, müssen sie ihren Erntehelfern den Arbeitnehmeranteil an den Sozialversicherungsbeiträgen vom Verdienst abziehen - knapp 30 Prozent. Das aber würde deren Stundenlohn auf unter vier Euro drücken - für Erntehelfer wie Eugeniusz Sidor viel zu wenig. Doch nicht nur finanziell macht die neue Sozialversicherungspflicht die Saisonarbeit für beide Seiten unattraktiv. Sondern sie beschert den Landwirten auch zusätzlich jede Menge Bürokratie für An- und Abmeldungen, ärgert sich Karsten Otte. Er hat einen Obsthof nahe Herford mit etwa 100 polnischen Erntehelfern.
"Wir müssen da verschiedene Formulare der ZUS ausfüllen, auf Polnisch, ZUS ist die polnische Sozialversicherung. Ich kann kein Polnisch und werde auch kein Bürokraten-Polnisch lernen. Wir arbeiten hier als Betriebsleiter zwischen zwölf und 16 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche in der Saison, und dann noch so was abzuwickeln, das ist wirklich überflüssig wie ein Kropf. "
Sozialversicherungsfrei bleiben laut EU-Recht nur noch Hausfrauen, Rentner oder Studenten. Sie alle dürfen wie bisher maximal zwei Monate in Deutschland als Saisonkraft arbeiten. Trotzdem fragen sich Landwirte wie Ulrich Schröder und Karsten Otte: Wer übernimmt künftig die harte Erntearbeit auf den Feldern?
"Entweder man verkleinert den Betrieb, oder man muss auch auf andere osteuropäische Länder ausweichen, zum Beispiel Rumänien. Viele Betriebe haben ja schon umgestellt auf diese Personen. Man muss denen alles wieder zeigen, die Sprache ist auch komplett anders. "
In diesem Jahr sollen verstärkt deutsche Langzeit-Arbeitslose bei der Ernte helfen, hat die Bundesregierung beschlossen. In Herford hat die Arbeitsverwaltung dafür gerade einen Pool von 100 ernte- und freiwilligen Arbeitslosen zusammenstellt. Geschäftsführer Norbert Burmann:
"Wir bieten den Landwirten und auch unseren Arbeitslosen an, im Vorfeld einmal auszuprobieren, ob sie die Arbeit tatsächlich erledigen können - ein zwei- bis dreitägiges Praktikum. Und der Arbeitgeber hat dann natürlich auch die Gelegenheit, die potentiellen Bewerber kennen zu lernen. "
Doch Ulrich Schröder und Karsten Otte winken ab. Zu schlecht ihre Erfahrungen mit deutschen Erntehelfern aus den Vorjahren. Wenn ihre zuverlässigen Erntehelfer aus Polen nicht mehr kommen, glauben beide Landwirte, werden sie auch die langjährigen Freundschaften zu ihren vermissen. Das sieht auch Eugeniusz Sidor so:
"Das ist viel schade, wenn ich nicht mehr komme. "