Archiv


Neue Schubkraft für Dichter und Denker

Die Fritz Thyssen Stiftung und die VolkswagenStiftung haben die Initiative

Von Jens Rosbach |
    "Pro Geisteswissenschaften" ins Leben gerufen. Kreative Köpfe aus der Philosophie, Geschichte, Kunst- und Sprachwissenschaft will man durch Stipendien fördern. Dafür sind in den kommenden zehn Jahren über 30 Millionen Euro vorgesehen.

    Wir wissen genau, dass wir mit dieser Initiative die Geisteswissenschaften, sollten sie denn in Gefahr sein, nicht retten können, aber wir wollen ein Zeichen setzen an die Politik, an die Entscheidungsträger, dass es sich lohnt, die Geisteswissenschaften wieder verstärkt in den Blick zu nehmen und auch ihren Stellenwert zu stärken.

    Jürgen Christian Regge vom Vorstand der Fritz Thyssen Stiftung plant - zusammen mit seinen Kollegen von der Volkswagen-Stiftung - in den nächsten zehn Jahren dreißig bis vierzig Millionen Euro für qualifizierte Philosophen, Historiker, Kunst- und Sprachwissenschaftler auszugeben. Zehn Stipendien sollen pro Jahr ausgeschrieben werden - die über einen ungewöhnlich langen Zeitraum laufen.

    Vorstellung ist, dass Wissenschaftler auf Antrag zunächst für fünf Jahre gefördert werden können, es sind Verlängerungsmöglichkeiten um zwei bis maximal drei, also fünf Jahre insgesamt, das macht eine Förderzeit von zehn Jahren aus, das ist ein Angebot, das es in dieser Form in Deutschland noch nicht gibt, es soll dem hoch qualifizierten Nachwuchs in den Geisteswissenschaften die Möglichkeit geben eben ohne Zeitdruck sich der Wissenschaftlichen Arbeit zu widmen.

    Die Initiative "pro Geisteswissenschaften" will vor allem kreative Forscher fördern. Professor Wolf Lepenies vom Beirat der Thyssen-Stiftung spricht von "Querköpfen", die man unterstützen wolle. Beispiel: Der Historiker Michael Hagner, der gerade ein Buch veröffentlicht hat zur Geschichte der Intelligenzforschung.

    Der hat ein Buch geschrieben über die großen Gehirne, also die Gehirne großer Menschen und was man sich sozusagen gedacht hat und gehofft hat da raus zu finden. Das ist auch etwas, was auf den ersten Blick spekulativ anmutet und wo man denkt: also muss das sein? Es ist ein ganz wunderbares Buch geworden und das ist jemand, der aus der Wissenschaftsgeschichte kommt und wie gesagt sich hier mit Hirnforschung in Anführungszeichen beschäftigt - wäre auch etwas, was man wunderbar hätte fördern können.

    Weitere zehn Stipendien sollen pro Jahr speziell an Geisteswissenschaftler vergeben werden, die bereits einige Jahre forschen und nun eine Monografie verfassen wollen. Sie sollen über das Programm "opus magnum" eine Vertretung finanziert bekommen - eine Vertretung, die für die Stipendiaten die laufenden Lehrverpflichtungen an der jeweiligen Hochschule übernimmt.

    Wir denken da an einer Förderzeit von sechs Monate bis maximal zwei Jahren.

    Die Stiftungen wollen mit ihrer Initiative insgesamt erreichen, dass mehr Geisteswissenschaftler in Deutschland bleiben. Professor Horst Bredekamp vom Beirat der Volkswagen-Stiftung schläft Alarm.

    Der andauernde Strom von hoch qualifizierten, nicht abreißende Strom von hoch qualifizierten Examenskandidaten in die angelsächsische Welt, nach Dänemark und in die Schweiz und der Abstrom von Professoren in das Ausland zeigt, dass hier Qualität zu verlieren ist. Und man verliert sie doppelt, wenn man auf das, was Qualität darstellt, im eigenen Land permanent eindrischt.

    Die Geisteswissenschaften würden an den Universitäten und auch in der Öffentlichkeit generell stiefmütterlich behandelt, bilanzieren die Initiatoren. Deshalb planen sie – neben der finanziellen Förderung einzelner Wissenschaftler – auch ein Veranstaltungsprogramm. Jürgen Christian Regge von der Thyssen-Stiftung will sowohl große Konferenzen als auch kleinere Workshops ins Leben rufen.

    Es geht nicht darum, das wir fachinterne Veranstaltungen, davon gibt es sehr viele, finanzieren, sondern wir wollen die Vermittlung zwischen der Geisteswissenschaft und der Öffentlichkeit herstellen. Öffentlichkeit heißt in diesem Falle auch Entscheidungsträger wie der Politik, wie Medien, sie sind angesprochen sich mit den Inhalten der Geisteswissenschaften auseinanderzusetzen, vielleicht auch Ideen an die Geisteswissenschaften heran zu tragen.

    Kontakt VolkswagenStiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 0511 - 8381380
    jung@volkswagenstiftung.de