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Neue Schulstudie
Schwächen in Mathe und beim Zuhören

Die Grundschulen in Deutschland stehen aufgrund einer veränderten Schülerschaft vor großen Herausforderungen. Besonders in den Kernfächern Deutsch und Mathematik gibt es Handlungsbedarf, wie aus einer neuen Bildungsstudie hervorgeht, die die Kultusministerkonferenz am Freitag in Berlin vorstellte.

13.10.2017
    Schüler einer 4. Klasse einer Grundschule in Schwerin arbeiten mit sechsstelligen Zahlen.
    Schüler einer 4. Klasse einer Grundschule in Schwerin arbeiten mit sechsstelligen Zahlen. (Jens Büttner / dpa )
    Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) hat im Auftrag der Kultusministerkonferenz zum zweiten Mal untersucht, inwieweit Viertklässler die bundesweit geltenden Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz in den Fächern Deutsch und Mathematik für den Primarbereich erreichen. Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2016 zeigten im Vergleich zu der ersten Studie von 2011 einen negativen Trend in mehreren Bereichen, etwa im Fach Deutsch beim Zuhören und bei der Rechtschreibung. Der Anteil der Kinder, die die Regelstandards im Bereich Zuhören erreichen oder übertreffen, ist demnach von 74 auf 68 Prozent gesunken, im Bereich Orthografie von 65 auf 55 Prozent. Die Lesekompetenz ist dagegen im vergangenen Jahr auf ähnlichem Niveau geblieben wie 2011.
    Auch im Fach Mathematik gibt es demnach eine negative Entwicklung. Gegenüber dem Vergleichsjahr 2011 könne der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die hier die Regelstandards erreichten, für Deutschland insgesamt nicht gehalten werden, heißt es in der Studie. Der Anteil sei von 68 auf 62 Prozent gesunken.
    Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Eisenmann, sagte, die heterogene Schülerschaft stelle die Länder vor große Herausforderungen. Hintergrund sei der größere Anteil von Zuwandererkindern sowie die Umsetzung der Inklusion. Demnach besuchten mehr Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine allgemeine Schule. Außerdem sei der Anteil der Viertklässler mit Zuwanderungshintergrund gestiegen. Der Studie zufolge lag er im Jahr 2016 bei etwa 34 Prozent und stieg damit gegenüber 2011 um mehr als ein Drittel.
    Bremen und Berlin auf hinteren Plätzen
    Im Vergleich der Bundesländer liegt Berlin fast durchgehend auf dem vorletzten Platz und damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. So verfehlte ein Fünftel der Berliner Schüler die Mindeststandards beim Lesen. Bei der Rechtschreibung war es sogar ein Drittel. Mit den Anforderungen in Mathe sei etwa jeder vierte Berliner Grundschüler nicht zurechtgekommen. Etwas besser waren die Ergebnisse beim Zuhören im Fach Deutsch - hier scheiterte knapp jeder sechste Viertklässler.
    Nur die Viertklässler aus Bremen schnitten noch schlechter ab als die Schüler aus Berlin. Spitzenplätze belegten dagegen häufig Schüler aus Bayern und Sachsen. Der Bildungserfolg ist der Studie zufolge weiterhin an die soziale Herkunft gekoppelt. An der Studie nahmen etwa 30.000 Schüler von 1.500 Schulen aus allen 16 Bundesländern teil.
    "Ohne ausreichend Lehrer kein Bildungserfolg"
    Vor der offiziellen Präsentation der Ergebnisse hatten die Kultusminister der Länder bereits erklärt, sie wollten mehr junge Menschen motivieren, Lehrer zu werden. Angedacht seien länderübergreifende Werbeaktionen und weitere Maßnahmen zur Berufs- und Studienorientierung. Der Hamburger Schulsenator Rabe sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Lehrermangel sei ein Zukunftsthema, dessen Brisanz sich immer schärfer abzeichne. Ohne ausreichendes Personal könne es keinen Bildungserfolg geben.
    (kis/rm)